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„Mama, Papa, ein Krokodil“So bunt war der Internationale Museumstag in Siegburg und Blankenberg

Lesezeit 3 Minuten
Es ist der goldene Drache mit einer verkleideten Frau daneben zu sehen.

Ein prächtiger goldener Drache warb vor dem Stadtmuseum Siegburg für den Internationalen Museumstag.

Stolz zeigen die Museen in Siegburg und Blankenberg ihre Angebote. Auch im neuen Museumsshop konnte schon gestöbert werden.

„Mama, Papa, ein Krokodil“, der Ausruf zwischen Schreck und Begeisterung gehört für das Team vom Siegburger Stadtmuseum zum Berufsalltag. Und unlängst schaffte es das Reptil, das an ein tropisches Siegburg vor Jahrmillionen erinnert, sogar in ein Pixi-Buch, das sich dem Haus widmet.

Am Sonntag kam noch dazu Besuch von einem entfernten Verwandten: Ein prächtiger goldener Drache, begleitet von einer grün gewandeten Fee lockte als Walking-Act Besucher an: In der Kreisstadt wurde Internationaler Museumstag gefeiert. Dem großen Sohn der Stadt, Engelbert Humperdinck, der in dem Stadtpalais geboren wurde, wird nach wie vor alle Ehre erwiesen.

Neuer Shop im Museum

Aber nicht nur ihm: Sei es doch die vier Jahre jüngere Schwester Adelheid Wette gewesen, die die Idee zum Singspiel Hänsel und Gretel hatte und das Libretto für die berühmte Oper schrieb, wie Susanne Haase-Mühlbauer, Vorsitzende des Kulturausschusses betont. Für Museumsleiterin Gundula Caspary ist sie ein Beispiel für eine der vielen Frauen, „ohne die große Männer nicht groß wären“.

Ganzer Stolz des Museums ist der neue Shop mit seiner elegant geschwungenen Theke im Eingangsbereich. Stöbern lohnt sich: So ist eine Spieldose mit Hänsel- und Gretel-Melodie ebenso im Angebot wie ein Exemplar zum Selbstkomponieren. Fachliteratur gibt es zum Komponisten, zu Keramik nach dem Vorbild des berühmten Siegburger Steinzeugs und vieles mehr – nicht zuletzt das Pixi-Buch „Lola und Leonardo im Museum“ oder das Museum als Bastelbogen aus Karton.

Abteilung zur Abteigeschichte erneuert

Lebendiges Museum „Das Museum ist lebendig, es lohnt sich, immer wieder zu kommen“, sagt die Leiterin. Unlängst wurde etwa die Abteilung zur Abteigeschichte erneuert, die auf wenigen Metern eine annähernd tausendjährige Geschichte behandelt. Möglich wird das, wie auch an vielen andern Stellen, durch interaktive Medien.

Ein Teil der Keramikausstellung ist als begehbarer Ofen gestaltet, der Zweite Weltkrieg wird unter anderem mit dem großen Foto einer Siegburgerin dokumentiert, die Habseligkeiten aus einem zerbombten Haus rettet.

Museum solle sich auch Gegenwart und Zukunft widmen

Dass so etwas nie wieder passieren darf, ist Caspary ein besonderes Anliegen, und ein alter Volksempfänger in ihrer Sicht ein besonders wichtiges Exponat: Per Knopfdruck wird Hitlers Reichenberger Rede wiedergeben, mit dem Zitat Hitlers „und sie werden nicht mehr frei sein ihr ganzes Leben“. Damit meinte der Diktator die totale Vereinnahmung von Jugendlichen durch den NS-Staat.

„Leider werden immer wieder die gleichen Fehler gemacht“, stellt Caspary bitter fest. Umso wichtiger sei, dass sich ein Museum nicht nur der Vergangenheit widme, sondern auch dem Brückenschlag zur Gegenwart und in die Zukunft. Fest in der ehrenamtlichen Hand des Heimat- und Verkehrsvereins ist das Museum im Katharinenturm von Stadt Blankenberg: Dort lag der thematische Schwerpunkt schon am Eingang unübersehbar auf Spinnen und Weben.

Faszinierende Einblicke in das Leben in Blankenberg

Elisabeth Keuenhof vom Team des Tormuseums führte vor, wie am Spinnrad aus bunter Schafswolle ein stabiler Faden wird: In der ereignisarmen Coronazeit habe sie sich die Technik beigebracht. Ihr Können zeigte sie nah des alten Weberhauses im idyllischen Fachwerkstädtchen. „Dort steht immer noch ein alter Webstuhl.“

Unter dem Dach des alten Stadttorturms aus dem 13. Jahrhundert führte Ulrike Broich vor, wie der Faden weiterverarbeitet werden kann, an einem stattlichen Jacquard-Webstuhl, der zu seinen besten Zeiten mit Lochkarten gesteuert wurde. Das Wissen darum sei zwar verloren gegangen, dafür aber hätten zwei Experten aus anderen Museen geholfen, das Gerät auf einfachen Betrieb umzubauen.

„Wir wollen nicht produzieren, sondern erklären, dass man ganz ohne Strom weben kann“, so Broich, die sich besonders freut, wenn Schulklassen zu Besuch kommen. Das Tormuseum gewährt faszinierende Einblicke in das Leben in Blankenberg, das von 1245 bis 1805 selbstständige Stadt war. Auf vier Etagen sind Exponate zu Geologie, Vor- und Frühgeschichte, Zahlungsmitteln und kirchlicher sowie bürgerlicher Kultur zu sehen.