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Ort der inneren EinkehrZwei Schwestern ziehen in ehemaliges Seligenthaler Pfarrhaus

Lesezeit 3 Minuten

Helle Massivhölzer kamen im Karmel bevorzugt zum Einsatz, auch im Arbeitszimmer von Schwester Antonia (l.). Mit Schwester Maria Magdalena bezog sie vor vier Monaten das ehemalige Pfarrhaus.

  1. Die Nonnen Antonia Sondermann und Maria Magdalena Höppener sind von Köln nach Siegburg gezogen.
  2. Im neuen Karmel in der früheren Seligenthaler Pfarrhaus finden sie auch einen Ort der inneren Einkehr.
  3. Ein Besuch in den Naturholzräumen und der neuen Heimat der Schwestern.

Siegburg – Von der Kölner Südstadt ins beschauliche Seligenthal hat es die beiden Eremitinnen gezogen, mehr Kontrast ist kaum möglich bei einem Umzug im Rheinland. Doch seit vier Monaten bereits fühlen sich die Schwestern Dr. Antonia Sondermann und Maria Magdalena Höppener sichtbar wohl im neuen Karmel St. Elia, der im ehemaligen Pfarrhaus der Kirche St. Antonius untergekommen ist.

„Man spürt, dass dieser Ort über viele Jahrhundert gewachsen ist“, sagt Schwester Antonia, wohl wissend, dass die Gründung des Minoritenklosters im Tal auf das Jahr 1231 zurückgeht. Graf Heinrich III. von Sayn und seine Frau Mechthild stifteten die Einsiedelei. Das spätere Pfarrhaus kam im 17. Jahrhundert hinzu.

Die Kirche St. Antonius ist nach Ansicht der beiden Eremitinnen wie geschaffen, um Choräle zu singen. Am 10. Mai wird dort offizielle Einweihung gefeiert.

Schlicht und geschmackvoll, mit viel Naturholz eingerichtet präsentieren sich die Räume, etwa das Refektorium, also ein Esszimmer mit Küche im Erdgeschoss, oder das Arbeitszimmer von Schwester Antonia, an das sich ein eigenes Oratorium mit kleinem Tabernakel aus hellem Holz anschließt. Während für den Karmel vor allem das marode Dach saniert werden musste, steht eine Restaurierung des Kirchengebäudes noch aus.

Der Choral ist wichtig

Stille, innere Einkehr und Gebet sind wichtig für die Schwestern, die jeweils eine kleine Wohnung haben und sich in der Werkwoche kaum sehen, außer zu den täglichen Gottesdiensten, die auf den Abend gelegt wurden. Dabei freuen sie sich regelmäßig über Besuch: „Dafür, dass wir erst vier Monate hier sind, hat sich das schon rumgesprochen“, berichtet Schwester Antonia. Offener gestaltet ist der Samstag, am Sonntag ist Zeit für gemeinsame Unternehmungen wie Spaziergänge.

Helle Massivhölzer kamen im Karmel bevorzugt zum Einsatz, auch im Arbeitszimmer von Schwester Antonia (l.). Mit Schwester Maria Magdalena bezog sie vor vier Monaten das ehemalige Pfarrhaus.

Einen großen Stellenwert hat die Musik, „der Choral ist wichtig“, betont Schwester Maria Magdalena (56). Die Ursprünge gingen auf das siebte bis elfte Jahrhundert zurück. „Der Kirchraum ist dafür wie geschaffen“, hebt Schwester Antonia hervor. Beide gehen davon aus, dass noch weitere „Eremitinnen Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel aus Seligenthal“ hinzukommen, so dass bald fünf Frauen dort wohnen könnten. Auch Gäste sind willkommen, die den Alltag und die Ruhe im Karmel kennenlernen können.

Begriff Eremitin verwirrt

Allerdings sollte man sich vom Begriff der Eremitin nicht in die Irre leiten lassen, denn die beiden Karmelitinnen stehen beruflich mitten im Leben. Schwester Antonia freut sich über die gute Verkehrsanbindung Seligenthals: Mit dem Rad sei sie schnell am Bahnhof und mit den Zug in Köln, wo sie im Offizialat mit Fragen des kirchlichen Eherechts befasst ist.

Dort gehe es etwa darum zu prüfen, ob die Kirche helfen kann, wenn eine Ehe in die Brüche gegangen ist, aufgrund psychischer Probleme oder von Unreife, wenn das Paar bei der Heirat schlicht zu jung war. Geklärt werden könne dann die Frage, ob die Ehe im Sinne der Kirche überhaupt geschlossen wurde. Zudem arbeitet sie in der Ausbildung von Diakonen. Näher zur Arbeit hat es Schwester Maria Magdalena (56): Sie ist Krankenhausseelsorgerin im St.-Josef-Hospital Troisdorf.