Zum weltweiten Tag gegen Gewalt an Frauen hatte der Verein Frauen helfen Frauen in Siegburg eine eindrückliche Aktion vorbereitet.
Aktion in SiegburgVerein kritisiert eklatanten Mangel an Plätzen in Frauenhäusern in Rhein-Sieg
Vom Mittelaltermarkt an den Rand gedrängt, rückten die Mitarbeiterinnen des Vereins Frauen helfen Frauen das Thema zum Tag gegen Gewalt an Frauen einmal mehr in den Blickpunkt: Der Mangel an Plätzen in Frauenhäusern ist im Rhein-Sieg-Kreis eklatant.
Im linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis gibt es gar kein Frauenhaus
Die 2018 auch in Deutschland ratifizierte Istanbul-Konvention verpflichtet bei einer Bevölkerung von 600.000 Menschen zur Schaffung von 60 Familienplätzen, was 150 Betten entspricht. Tatsächlich aber gibt es in den Frauenhäusern Troisdorf und Sankt Augustin aber nur 56 Betten. „Und linksrheinisch gibt es gar nichts“, sagte Michiko Park.
Mit roten Schuhen hatten Park und ihre Kolleginnen die Umrisse des Rhein-Sieg-Kreises auf dem Pflaster markiert; die Forderung nach einem dritten Frauenhaus war auf einem Banner zu lesen. Denn: „Wenn wir einen freien Platz melden, dauert es keine 15 Minuten, bis das Telefon klingelt und eine Frau Hilfe sucht.“
Am 23. November hat der Ausschuss für Soziales und Integration auf Antrag der Grünen Fraktion im Kreistag über eine Ausweitung des Frauen- und Kinderschutzes im Rhein-Sieg-Kreis diskutiert. Die Verwaltung, so der Antrag, soll bis zum Frühjahr 2024 „ein umfassendes Frauen- und Kinderschutzkonzept“ entwickeln.
Im Mittelpunkt sollten, so Wolfgang Haacke, Fachpolitischer Sprecher im Ausschuss, „realistische Handlungsoptionen“ stehen. Die Schutz- und Hilfsnetzwerke seien nicht ausreichend. Frauenhäuser müssten in ausreichender Zahl zur Verfügung stehen.
Um die Zahl der Schutzplätze zu erhöhen, sollte nicht nur die Idee eines weiteren Frauenhauses geprüft werden, sondern auch eine Erweiterung der bestehenden Einrichtungen. Zugleich sollte die Aufenthaltsdauer der betroffenen Frauen in den Schutzeinrichtungen verkürzt werden, so die Grünen.
Sie sollten „nach Wegfall der Schutznotwendigkeit“ in einer Anschlusswohnung unterkommen und nicht wegen eines Wohnraumproblems länger im Frauenhaus bleiben müssen. Die Antragsteller beziehen sich auf Erfahrungswerte aus Hennef zum Thema Schutzwohnungen. Die Möglichkeit, das Konzept auch in anderen Kommunen umzusetzen, soll geprüft werden.
Schon vor fünf Jahren wurde ein Konzept in Auftrag gegeben
Dabei legen die Grünen nach eigenem Bekunden „besonderen Wert auf die zielgerichtete, sozialarbeiterische Betreuung und individuelle Beratung für die betroffenen Frauen und Kinder“.
Für Michiko Park und ihre Kollegin Julia Weimann, die an der Sitzung teilgenommen hatte, „ein Déjà-vu“. Denn, so sagte sie: „Das gab es schon einmal, dass die Verwaltung beauftragt wurde.“ Die Beratungsstellen und die Frauenhäuser seien damals aber nicht beteiligt worden.
Ideen, die Zahl der Plätze durch die Aufstellung von Containern zu erhöhen, erteilten die Fachfrauen eine Absage. Mit dem Frauen- und Kinderschutzhaus seien fachliche und Sicherheitsstandards erreicht worden. „Darunter wollen wir nicht mehr zurück.“