Folge der Corona-KriseHotel „Zum Stern“ in der Siegburger Innenstadt schließt
- Die Corona-Krise hat ein weiteres Opfer: Das Hotel „Zum Stern“ am Siegburger Markt schließt.
- Die ausbleibenden Gäste und fehlende Planungssicherheit gaben für die Hotelpächter den Ausschlag für die Entscheidung.
- Sie führen nun noch ein weiteres Hotel in der Siegburger Innenstadt.
Siegburg – Am Montag war noch Schlüsselübergabe, dann war das Kapitel Hotel Zum Stern für Stefan Willems abgeschlossen. Nicht ohne Bedauern: „Es ist schon traurig, wenn so ein Traditionshotel schließt“, sagt der Hotelier und Geschäftsführer, der das Haus vor neun Jahren mit seiner Frau Christina Kämper-Willems gepachtet und seitdem geführt hatte.
Seit März aber war das kaum noch machbar. „Corona hat die Hotellerie-Branche brutalst erwischt.“ Um 90 Prozent sei die Nachfrage nach den 41 Zimmern eingebrochen. Und damit weit schlimmer als im Hotel Kaspar an der nur wenige Meter entfernten Elisabethstraße, das die beiden weiterführen. „Dort haben wir nur etwa 30 Prozent weniger Buchungen als im Vorjahr.“
15 Angestellte hätten sie noch im vergangenen Jahr gehabt, derzeit seien es noch zwei. „Unser Team war seit neun Jahren nahezu unverändert. Als wir Ende Juli Kündigungen aussprechen mussten und wir mit der Mannschaft hier saßen, da liefen die Tränen.“
Schlimm sei das gewesen, pflichtet ihm seine Frau bei. Gerade die familiäre Atmosphäre hätten die Gäste sehr geschätzt. Um das Ausmaß der Pandemie-Folgen zu verstehen, müsse man nur in den Himmel schauen, wo deutlich weniger Flugzeuge unterwegs seien. „Firmen, die auf den Weltmärkten aktiv sind, bleiben als Kunden aus“, erläutert Willems.
Den Hoteliers fehlte Planungssicherheit
Tagelang habe er im Frühjahr Stornierungen eingegeben und dabei erkannt, wie abhängig Siegburg auch von Veranstaltungen in Köln sei. Sechs Doppelzimmer im Stern, zwei im Kaspar wurden allein für ein Konzert von André Rieu gebucht – und wieder storniert. Die Klientel habe sich geändert, viele Monteure kämen jetzt, Touristen auf Durchreise, viele Fahrradfahrer. „Wir sind froh um jeden Gast.“
121-jährige Geschichte
Heinrich Linder eröffnete neben seiner Metzgerei am Markt 1899 das Hotel Hotel zum Stern, den Heimatblättern des Rhein-Sieg-Kreises zufolge gab es an dieser Stelle schon 1639 ein Gasthaus.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude durch Bombenangriffe zerstört, doch schon Silvester 1949/50 in einem Neubau wiedereröffnet. 1966 kam ein Stüssgen-Markt im Erdgeschoss unter, später die Schuhgeschäfte Bleifeld und, bis heute, Landgraf.
Die Familie Linder schloss 1972 das Hotel. Danach gab es wechselnde Pächter und immer wieder Leerstände. 2005 diente das Hotel als Unterkunft für Weltjugendtagsgäste.
Außer der Pandemie seien die fehlenden Investitionen ins Hotel Zum Stern ein Manko gewesen. Ohne Planungssicherheit habe er keinen neuen Pachtvertrag abschließen wollen, schließlich schickte der Verpächter die Kündigung.
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Das Traurige aus seiner Sicht: Mit Hilfsmitteln vom Staat hätte man die Zeit vielleicht überstehen können, aber niemand wisse, wie lang die Pandemie anhalte. „Wir sind auch froh, dass wir diese Belastung los sind. Mit den 22 Zimmern im Hotel Kaspar sind wir jetzt besser aufgestellt.“
Bereits im Januar machte Willems eine eigenartige Beobachtung an der Hotelfassade. „Die alte Neonwerbung mit dem Stern wurde immer dunkler, jetzt ist sie schon seit vier Wochen ganz aus. Ich fand das wunderschön. Die hat abends immer so ein tolles Licht geworfen.“