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Sanierung in SiegburgRathausbaustelle wird zum Rennen gegen die Zeit

Lesezeit 3 Minuten
Siegburger Stadtpanorama, von einem Dach aus gesehen.

Rathaus-Sanierung in Siegburg, Blick vom Staffelgeschoss in Richtung Sankt Augustin/Bonn.

Wird der Einzugstermin 19. Juli 2025 nicht eingehalten, könnten Fördermittel in Millionenhöhe gestrichen werden.

Für die Fertigstellung des Siegburger Rathauses tickt die Uhr. Das hatte schon in der Sitzung des Bauausschusses Anfang September einige Unruhe unter den Stadtverordneten verursacht.

Denn sollte der Einzug zum 19. Juli 2025 nicht gelingen, stehen Fördermittel von annähernd neun Millionen Euro auf dem Spiel, angesichts der finanziellen Lage der Kreisstadt und der zahlreichen anderen teuren Vorhaben wie der Sanierung des VHS-Studienhauses und des Bildungscampus Neuenhof eine erkleckliche Summe.

Siegburger Stadtverwaltung überarbeitet Bauzeitenplan

Im Projektstatusbericht, der in der Sitzung des Gremiums am Dienstag, 8. Oktober, vorgelegt wird, macht die Stadtverwaltung wenig Hoffnung auf Kulanz: „Eine Verlängerung der Bewilligungszeiträume ist rein aufgrund der Programmbestimmungen nicht möglich.“ Gleichwohl habe man gebeten, die Verlängerung des Bewilligungszeitraums zu prüfen, ein Ergebnis stehe aber noch aus.

Blick auf das Dach eines Verwaltungsgebäudes

Die Sanierung ist in vollem Gange: Blick auf den Ratssaal mit dem neuen Oberlicht

Mit einer Fertigstellung zum 30. Juni wird durchaus gerechnet, wobei der Bauzeitenplan allerdings überarbeitet werden muss. „Aktuell werden Gespräche, insbesondere auch im Hinblick auf die Umsetzbarkeit eines möglichen Mehrschichtbetriebs, mit allen relevanten Beteiligten geführt, um den Bauprozess weiter zu beschleunigen“, heißt es im Bericht.

Denkbar sei auch eine anfängliche Öffnung ohne Publikumsverkehr. „Wir gehen davon aus, dass wir im Zeitplan bleiben“, sagt der zuständige Dezernent Bernd Lehmann auf Anfrage, alle Probleme seien lösbar.

Bei der Sanierung wird besonders auf Energieeffizienz und Klimafreundlichkeit geachtet

„Es ist eng, aber das ist allen bewusst“, sagt Projektleiter Martin Roth bei einer Besichtigung vor Ort und macht auf einen eigentümlichen Umstand aufmerksam: Die Bundesfördermittel fließen, da bei der Sanierung besonders auf Energieeffizienz und Klimafreundlichkeit gebaut wird. „Die Maßnahmen haben wir weitgehend schon umgesetzt“, betont Roth, was etwa die Kellerabdichtung, die Fassaden und die Wärmepumpen betreffe. Auch die Photovoltaik gebe es schon: „Die muss nur noch aufs Dach.“

Eine technisch anspruchsvolle Besonderheit sind die Heiz-Kühl-Decken in den Räumen, in denen Wasser durch Matten aus feinen blauen Kunststoffschläuchen zirkuliert. Gleich mehrere Gewerke müssen sich bei der Montage aufeinander abstimmen.

Ein Mann steht in einem Büroraum.

Projektleiter Martin Roth in einem Büroraum mit Heiz-Kühl-Decke.

Mindestens zehn Vergabeeinheiten müssen noch ausgeschrieben werden, Malerarbeiten, eine Rollregal-Anlage für das Archiv, Betonwerkstein- und Fliesenarbeiten, WC-Trennwandanlagen, Parkettarbeiten, Teeküchen, Schreiner-Trennwände und Möbel, Beschilderung, Holz-Innentüren und Raumausstattung/lose Möblierungen.

Ein prägendes Einrichtungselement wird ein Band aus Schränkchen, die unter den Fenstern entlanglaufen, mit einem Fach für Akten – sofern diese noch gebraucht werden –, einer Blende, hinter der Leitungskabel verschwinden, und einer Ablage. Zwei Muster wurden dafür gefertigt, eines aus Massivholz, eines aus einem täuschend echten Imitat. Für letzteres habe man sich intern bereits entschieden, so Roth. Das Material sei deutlich günstiger und länger haltbarer als echtes Holz.

Sanitär-Kern mit separatem Ausgang für öffentliche Toiletten

„Alle haustechnischen Gewerke sind jetzt auf der Baustelle, plus die Trockenbauer“, erläutert Roth. Deutlich erkennbar ist etwa der Sanitär-Kern im Trakt mit dem Ratssaal, der einen separaten Ausgang bekommt, sodass ein Teil der Toiletten genutzt werden kann, ohne dass Nutzer weiter ins Rathaus gelangen können. Auch der Ratssaal wird separat genutzt werden können.

Das neue, zusätzliche Staffelgeschoss wird als Besprechungsebene genutzt werden, mit einem großen Raum für Zusammenkünfte, aber auch mit kleineren Zimmern, die Verwaltungsmitarbeiter buchen können, wenn sie mit Bürgern etwas vertieft besprechen müssen.

Ein Raum mit Trockenbauwänden in einem Neubau

Der Trockenbau läuft auf Hochtouren, auch für den Sanitärkern im Trakt mit dem Ratssaal.

Der Übersicht ist auch zu entnehmen, welche Interims bislang in verschiedenen Ersatzstandorten für die Verwaltung angefallen sind, etwa Am Turm auf dem Phrix-Gelände. 2020 waren es 120.316 Euro, im Jahr 2021 waren es 960 162 Euro, im Jahr darauf 913.449 Euro und im vergangenen Jahr schließlich 902.600 Euro. Dieses Jahr wird mit 691.824 Euro gerechnet.

Die Gesamtkosten für die Sanierung werden mit 38 Millionen Euro angegeben, abzüglich der Förderung sind es für die Kreisstadt 29 Millionen Euro.