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Lkw-Fahrer als ZeugeBeamter aus Hennef bremst Audi auf A560 aus und verursacht Unfall

Lesezeit 3 Minuten
Autobahnschild

Mehrfach soll ein Beamter aus Hennef einen Audifahrer auf der Autobahn bei Sankt Augustin ausgebremst und Unfallflucht begangen haben.

Wegen wiederholter gefährlicher Fahrmanöver auf der Autobahn 560 stand ein Beamter aus Hennef vor dem Siegburger Strafgericht.

Ein junger Beamter musste sich wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr und Unfallflucht vor dem Amtsgericht verantworten. Pikant: Er arbeitet bei der Kreispolizeibehörde. Der Angeklagte soll nach Überzeugung des Gerichts auf der A560 einen Audifahrer mehrfach ausgebremst und so einen Unfall verursacht haben.

Bei dem Unfall auf der A560 in Sankt Augustin entstand rund 20.000 Euro Schaden

Der Hennefer soll danach von der Unfallstelle geflüchtet sein. Ein Lkw-Fahrer, der in den Crash verwickelt wurde, hatte bereits zuvor die gefährlichen Fahrmanöver beobachtet und sich das Kfz-Kennzeichen gemerkt. Der 41-Jährige konnte sich im Zeugenstand noch deutlich an das Kerngeschehen erinnern, obwohl die Tat fast drei Jahre zurückliegt.

Es war an einem Freitag im November gegen 17.20 Uhr. Der Audifahrer, ein heute 24-jähriger Elektriker aus Lohmar, war mit seiner Freundin in Sankt Augustin auf die Autobahn Richtung Hennef aufgefahren. Dabei habe man einen Mercedes überholt, sei dann wiederum von diesem überholt worden und nach dem Wechsel auf die linke Spur ausgebremst worden, schilderten beide übereinstimmend.

Kollision mit 40-Tonner ging glimpflich aus

Das Manöver habe sich wiederholt, und kurze Zeit später sei der Benzfahrer so stark auf die Bremse gestiegen, dass er fast zum Stillstand kam und der Audifahrer ausweichen musste, um nicht aufzufahren. Er lenkte nach rechts und kollidierte mit dem 40-Tonner. Schaden insgesamt: knapp 20.000 Euro. Verletzt wurde zum Glück niemand.

Es habe einen Knall gegeben, der Angeklagte sei langsamer geworden, habe sich umgedreht und dann beschleunigt, sagte der Lkw-Fahrer: „Das war mehr als dreist.“ Der Strafverteidiger nannte die Zeugen unglaubwürdig, die Scheiben des Mercedes seien verdunkelt: „Es ist unklar, ob der Lkw-Fahrer den Fahrer im Mercedes überhaupt sehen konnte.“

Hennefer will keinen Knall gehört haben – Er höre Musik im Auto

Der Angeklagte, der freitags immer mit seinem Kind auf dieser Strecke unterwegs ist, will weder jemanden ausgebremst noch einen Unfall bemerkt haben. Auch einen Knall habe er nicht gehört, er höre Musik im Auto. Sein Verteidiger regte an, das Verfahren einzustellen. Als weder Staatsanwaltschaft noch Richterin Julia Dibbert darauf eingehen wollten, plädierte er auf Freispruch.

Der Staatsanwalt forderte für den bislang nicht vorbestraften Fahrer, der zudem keine Punkte in Flensburg hat, eine Geldstrafe von 60 Tagessätzen à 70 Euro, insgesamt 4200 Euro. Die Richterin folgte dem, senkte aber die Tagessatzhöhe auf 60 Euro, da der Beamte unterhaltspflichtig ist.

Geldstrafe und sechsmonatige Führerscheinsperre

Zusätzlich zur Geldstrafe über 3600 Euro muss er die Kosten des Verfahrens und für seinen Anwalt zahlen. Da er sich als ungeeignet zum Führen eines Kraftfahrzeugs gezeigt habe, verhängte das Gericht noch eine sechsmonatige Führerscheinsperre. Auf seinem polizeilichen Führungszeugnis taucht die Verurteilung nicht auf. Eingang finden nur Strafen ab 90 Tagessätzen aufwärts.

Auch auf seinen Beamtenstatus wirkt sich das Verfahren voraussichtlich nicht aus. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, der Verteidiger erwägt, in Berufung zu gehen.