Taucher Daniel Weißhoff hat in unter 13 Stunden eine Strecke von 8880 Meter in die Tiefe zurückgelegt. Vor ihm hat das noch niemand geschafft.
Mount EverestApnoe-Taucher aus Berlin stellt im Siegburger Tauchturm einen neuen Weltrekord auf
Den Mount Everest bewältigen, indem es in die Tiefe geht – kann das funktionieren? Kann es: im Siegburger Tauchturm. Dort hat Apnoe-Taucher Daniel Weißhoff aus Berlin am Freitag in exakt 12 Stunden, 57 Minuten und 7 Sekunden eine Strecke von 8880 Meter hinter sich gelegt. Das bedeutet: 222-mal 20 Meter tief hinunter und wieder hinauf.
Ein Tauchgang dauert in etwa 45 Sekunden. Alle drei Minuten geht es runter und den Rest der Zeit verweilt er zur Regeneration an der Oberfläche. Alle 25 Tauchgänge verlässt er das Wasser, um sich zum einen medizinisch untersuchen zu lassen, etwas zu Essen und natürlich auch die Toilette zu besuchen.
„Alles bestens, wir liegen in der Zeit und die Werte sind optimal“, sagt Weißhoff nach Verlassen des Wassers nach exakt 100 Tauchgängen und gut fünfeinhalb Stunden Rekordversuch. „Das nennt sich Freedive Everesting“, schildert Weißhoff am Tag zuvor sein Projekt. Erst einmal habe ein Apnoe-Taucher diesen Versuch 2020 vor Los Angeles im Meer mit 148 Tauchgängen und 33 Metern unternommen und benötigte dafür über 14 Stunden und 28 Minuten.
Daniel Weißhoff hat ein ganzes Team mitgebracht. Neben seinen Eltern, Vertretern des Tauchsport-Clubs Berlin, sind auch viele Gleichgesinnte aus Berlin nach Siegburg gekommen. Gleichzeitig finden vier Tauch-Workshops mit 16 Teilnehmern statt. Auf seine Familie muss er an diesem Wochenende verzichten. Seine Frau muss arbeiten und die drei Jungs im Alter von elf, 13 und 15 müssen zur Schule.
Sein Mediziner Professor Olaf Schedler begleitet den Apnoe-Taucher und schaut sich in den Pausen immer wieder kritisch die Sättigungswerte des Blutes an. „Durch das ständige Luftanhalten wird das Herz stark beansprucht“, sagt der Notfallmediziner. Der Stickstoffwert dürften über die lange Zeit nicht kumulieren. Deswegen seien die langen Pausen zwischen den Tauchgängen dringend nötig.
Natürlich wird der Weltrekord live auf einem Youtube-Kanal übertragen. Gelegentlich kommt eine Meerjungfrau ins Bild und eine Mitstreiterin gibt die Anzahl der Tauchgänge durch. Im Hintergrund winkt und freut sich Daniel Weißhoff mit einem von zwei Begleittauchern, die sich während der 13 Stunden mehrmals abwechseln und ihn bis zur Hälfte der Strecke immer begleiten. Die letzten 22 Tauchgänge sind dann beide an seiner Seite. Nach Tauchgang 96 legt er für den Youtube-Kanal eine kurze Jubelszene hin, weil Hannover 96 der Fußball-Lieblingsverein eines seiner Söhne ist.
Damit die extreme körperliche Belastung am Ende auch als Weltrekord gilt, ist Günter Bugl als Vertreter der Organisation Record Holders Republic vor Ort. „Wir legen den Fokus auf menschliche Leistung und der Versuch muss nachvollziehbar und wiederholbar sein“, erklärt er. „Das Guiness-Buch hatte leider kein Interesse“, so Weißhoff im Vorfeld. Die Bewältigung der Strecke werde über ein Garmin-Messgerät überprüft, fügt er Schiedsrichter an. „Ich habe schon viele verrückte Sachen erlebt, aber so was noch nicht“, so Bugl weiter.
Seit August hat sich Daniel Weißhoff auf den Weltrekord-Versuch intensiver vorbereitet. „Ich hatte bereits eine gute Grundfitness mitgebracht durch regelmäßige Tauchkurse“, spricht er von Ausdauereinheiten im Wasser mit hohen Wiederholungszahlen.
Die Faszination Tauchen begeistert den Berliner seit 2007. Mittlerweile hat er sein Hobby zum Beruf gemacht. Seinen Hauptjob als biologisch-technischer Assistent hat er mittlerweile auf die Hälfte reduziert und engagiert sich immer mehr mit seiner Tauchschule „Freediving Center Germany“. Hier arbeitet er selbst als Ausbilder, bietet Reisen und Workshops an und hat sechs Tauchlehrer auf Honorarbasis beschäftigt.
Seine persönlichen Rekorde können sich sehen lassen. Maximal hat er bereits 6 Minuten und 38 Sekunden unter Wasser die Luft angehalten. Die längste Tauchstrecke mit der Monoflosse betrug 188 Meter. Auf 66 Meter Tieftauchen ist er schon gekommen und mit der Monoflosse sogar 80 Meter.
Es sei nicht nur eine besonders körperliche Anstrengung, „sondern auch mental habe der Versuch gerade in der Endphase ihm alles abverlangt“, nahm Daniel Weißhoff die begehrte Urkunde des Verbandes Record Holders Republic noch im Wasser entgegen. Günter Burgl hatte das Papier für den Extremsportler und seinen gelungenen Weltrekord in Folie einschweißen lassen.
Als erstes gratulierte im Übrigen seine Mutter nach dem 222. Tauchgang. „Ich freue mich, dass ihre alle dabei ward. Familie und Freunde waren für mich Dopingmittel“, sagte Daniel Weißhoff, kurz nachdem er das dem Wasser gestiegen war.