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Siegburger vor GerichtAngeklagte packen über Hintermänner des Drogenhandels aus

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Amtsgericht Siegburg 3

Amtsgericht Siegburg (Symbolbild) 

Siegburg – Die sieben Wochen in Untersuchungshaft seien „das Schlimmste“ gewesen, was er bisher erlebt habe, sagte der Angeklagte in der Verhandlung. Er packte aus, nannte Hintermänner und verdient seine Brötchen jetzt lieber im Straßenbau als mit dem Marihuanaverkauf.

Diese vor dem Schöffengericht glaubhaft vorgetragene Kehrtwende bescherte dem 26-Jährigen die Freiheit. Lässt sich der Siegburger vier Jahre lang nichts zuschulden kommen, wird ihm die 16-monatige Bewährungsstrafe wegen Drogenhandels und unerlaubten Waffenbesitzes erlassen. Sein 32-jähriger Kompagnon, der erst am letzten Prozesstag sein Schweigen brach, erhielt 18 Monate, die ebenfalls zur Bewährung ausgesetzt wurden, und muss zusätzlich 100 Sozialstunden leisten.

Ermittler kamen dem Duo über Observierung auf die Spur

Damit folgte das Gericht unter Vorsitz von Ulrich Wilbrand nicht der Staatsanwaltschaft, die für den jüngeren Haupttäter 20 Monate und für den zweiten 19 Monate gefordert hatte. Der Tatbeitrag des älteren Kompagnons war zwar gering, doch sieht das Gesetz für die Anbahnung von Drogendeals harte Strafen vor. Der dreifache Vater und arbeitslose Bauhelfer konnte mangels Bargeld keinen Stoff kaufen, auch seine Kontakte in die Szene brachten keinen Preisnachlass, wie die Telefonüberwachung der Polizei offenlegte.

Seine Aufgabe: Er sollte Kunden zur angemieteten Bunkerwohnung in der Innenstadt führen, was wohl nur einmal stattfand. Bei der anschließenden Hausdurchsuchung im Februar kassierten die Fahnder mehr als ein Kilogramm Marihuana ein, mehrere Mobiltelefone sowie knapp 9400 Euro Bargeld.

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Dem Duo auf die Spur gekommen waren die Ermittler durch die Observierung größerer Fische. Diese hatten in einem Sankt Augustiner Café einen schwungvollen Kokainhandel betrieben und wurden, vom Bonner Landgericht zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.

Der 26-Jährige, der nun vor dem Siegburger Schöffengericht stand, hatte in dem Café für 900 Euro die Schusswaffe erworben, die er nie benutzt haben will. Damit habe er sich als Einsteiger sicherer gefühlt, so der Bauarbeiter, der beteuerte, sein Leben von Grund auf geändert zu haben. Mit dem zweiten Angeklagten, einst ein alter Freund, verbinde ihn nichts mehr. „Ich bin verlobt und beginne jetzt in meinem Betrieb eine Ausbildung.“