AboAbonnieren

Geldstrafe23-Jähriger zeigt in Rhein-Sieg mehrfach Hitlergruß – Rassistischer Vorfall im Huma

Lesezeit 3 Minuten
Amtsgericht Siegburg

Vor dem Amtsgericht Siegburg stand ein 23-Jähriger aus Sankt Augustin.

Kahl rasierter Schädel, militärischer Jargon: Ein 23-Jähriger aus Sankt Augustin zeigte unter anderem im Siegburger Bahnhof den Hitlergruß.

Die Fragen des Richters beantwortete der junge Mann mit kahl rasiertem Schädel stets mit „Jawoll“, und auch sonst war der Jargon des 23-Jährigen militärisch geprägt. Er hat einmal in seiner Nachbarschaft und einmal auf der untersten Ebene des Siegburger Bahnhofs den Hitlergruß gezeigt. „Das war dumm“, sagte der Sankt Augustiner vor Gericht.

Sein Leben verbringt der Angeklagte, der vor einigen Jahren einen Realschulabschluss gemacht hat, mit Nichtstun. Er habe keine Ausbildung, arbeite nicht und lebe von der Unterstützung seiner Familie, sagte er auf die Fragen von Richter Herbert Prümper. Bürgergeld wolle er nicht beantragen: „Auf gar keinen Fall.“

Rassistische Beleidigung von Security-Mitarbeiter im Huma-Einkaufscenter

Der erste Vorfall ereignete sich in der Silvesternacht. Er sei zuvor auf dem Friedhof gewesen, habe Rosen niedergelegt am Grab seines Vaters, seines Onkels und seiner Oma. Betrunken brüllte er vor dem Mehrfamilienhaus, in dem er wohnt, „Heil Hitler“ und „Sieg Heil“ und streckte den rechten Arm in die Höhe. Ein Nachbar zeigte ihn an.

Drei Wochen später kam es im Januar 2024 zu einem Zwischenfall im Huma-Einkaufszentrum. Er fiel gegen 10 Uhr morgens volltrunken auf, beleidigte einen Security-Mitarbeiter rassistisch und flog raus. Die Polizei ließ ihn pusten, er hatte 2,8 Promille im Blut, das Ergebnis seines „Frühschoppens“, erzählte der 23-Jährige.

Dann stieg er in die Stadtbahn-Linie 66, setzte sich neben eine junge Frau, holte ein Bündel 50-Euro-Scheine aus der Tasche und begann das Geld zu zählen. Mit den 1500 Euro, erklärte der Angeklagte in der Hauptverhandlung, habe er im Huma eine Playstation kaufen wollen.

An der Siegburger Endstation der Linie 66 zielte er mit der zur Waffe geformten Hand auf Passanten

Die Studentin ließ ihn beim Aussteigen vorgehen, um ihn im Blick zu halten, schilderte sie im Zeugenstand. Er habe dann stumm einen Hitlergruß gezeigt, danach die Hand zu einer Waffe geformt und auf die Umstehenden gezielt. „Ich hatte Angst und wusste nicht, ob er vielleicht eine richtige Waffe hat.“ Sie rief die Polizei, die bat erneut zum Alcotest.

Wegen des Zeigens verfassungsfeindlicher Symbole verurteilte ihn das Gericht zu einer Geldstrafe von 750 Euro (50 Tagessätze á 15 Euro). Strafmildernd wurde die erhebliche Alkoholisierung gewertet, die den Angeklagten in seiner Steuerungsfähigkeit beeinträchtigte; schuldunfähig sei er aber nicht.

Vom Vorwurf der rassistischen Beleidigung wurde er freigesprochen, da der betroffene Huma-Mitarbeiter keine Strafanzeige gestellt hatte. Sein als Zeuge geladener Kollege, der dem Betrunkenen ein Messer abgenommen hatte und als Zeuge aussagte, hatte von der Beleidigung nichts mitbekommen. Der Angeklagte streckte ihm im Prozess die Hand entgegen und sagte: „You are a friend“ (du bist ein Freund).

Richter Ulrich Prümper sprach die Gesinnung des Angeklagten nicht an, wohl aber sein mögliches Alkoholproblem. Ja, er müsse Hilfe in Anspruch nehmen, und das sei auch nicht sein einziges Problem, sagte der 23-Jährige. Seit dem Krieg seien viel zu viele Menschen zu Grabe getragen worden, bemerkte er etwas kryptisch, erwähnte dann konkret das Datum des Überfalls Russlands auf die Ukraine. „Ich habe seit dem 24. Februar 2022 viele Brüder verloren.“