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Quengelware20-Jähriger gründet Miniautoverleih am Siegburger Markt - lohnt sich das?

Lesezeit 4 Minuten
Zwei Erwachsene und ein Kind in einem Miniauto auf dem Siegburger Markt

Behutsamer Start: Matteo (6) aus Siegburg habe schon Fahrerfahrung, erzählt die Großmutter.

Mit 20 Mini-Fahrzeugen können Kinder Runden in der Siegburger Fußgängerzone drehen. Höchsttempo: sieben Kilometer pro Stunde.

Kennen Sie Quengelware? Für Eltern beim Supermarkteinkauf ist das keine Frage. Ein Lädchen auf dem Siegburger Markt ist voll davon. Mit elektrischen Mini-Fahrzeugen, vom Lkw bis zum Lamborghini, kann der Nachwuchs seit einigen Wochen über den Platz und durch die Fußgängerzone cruisen. Was kostet das, wie groß ist die Gefahr, und kann der Gründer davon existieren?

Iannis Kovanidis schraubt an einem knallroten Lkw herum. Die Reifen müssen gewechselt werden, vor allem die Pneus der Schwerlaster hielten nicht lange durch, erzählt der 20-Jährige mit leuchtenden Augen. Am liebsten würde er sich selbst mal hinter Steuer setzen, verrät der junge Geschäftsmann. „Aber das halten die Fahrzeuge nicht aus.“ Bei 30 Kilogramm liegt das Höchstgewicht der Fahrer und Fahrerinnen.

Die Autos sind verkehrsrechtlich einem Fußgänger gleichgestellt
Iannis Kovanidis, Vermieter der Mini-Autos

Kinder ab zwei Jahren dürfen allein einsteigen, Jüngere mit Geschwistern. Manche wagen einen Kickstart, rollen mit Tempo 7 übers Pflaster. Das ist die Höchstgeschwindigkeit des schnellsten Flitzers. Andere Vehikel kommen nur auf 3 Kilometer pro Stunde. Alles erlaubt, da hat sich Kovanidis abgesichert: „Die Autos sind verkehrsrechtlich einem Fußgänger gleichgestellt.“

Und falls doch mal ein Kind einem Passanten, einem Marktstand oder einem Schaufenster zu nahe kommt, tragen die Eltern, Großeltern oder die jeweiligen Aufsichtspersonen die Verantwortung, so wird es vertraglich festgelegt. Die Erwachsenen müssen allerdings nicht hinterherrennen, sondern können die Miniautos per Fernbedienung lenken, verlangsamen und notfalls stoppen. Beschwerden von Passanten habe es auch schon gegeben, räumt Kovanidis ein: „Einigen sind die Spaß-Fahrzeuge zu laut, anderen zu schnell.“

Ein Mann wechselt an einem Mini-Lkw die Reifen

Schrauben gehört dazu: Gründer Iannis Kovanidis wechselt die Reifen bei einem Lkw. Oben auf dem Regal liegen die Fernsteuerungen.

Matteo, der Junge mit dem Wuschelkopf, möchte am liebsten in den grünen, großen Jeep mit den Überschlagbügeln einsteigen. „Oh, da ist die Lenkung nicht ganz in Ordnung“, demonstriert Kovanidis. Da habe er mal ein Auge zugedrückt für ein 40-Kilo-Kind, das ihn so herzzerreißend ansah.

Matteos Großmutter schüttelt den Kopf: „Wie wäre es denn mit dem blauen Toyota?“ Den roten Ford habe ihr Enkel beim letzten Mal gehabt. „Die Dinger haben Suchtpotenzial“, sagt sie lachend. Acht Euro für eine halbe Stunde, das ist ihr der Spaß wert.

Siegburger Gründer hat stärkere Akkus und Wechselbatterien besorgt

Der Sechsjährige ist ein erfahrener Fahrer, er hört auf die Großen, drückt ganz behutsam aufs Pedal, rollt langsam um die enge Kurve zwischen Ladeneingang, Laterne und Fahrradständern. Die Oma ist entspannt, der Opa verfolgt die Szene sitzend von einer Bank aus. Auch er freut sich: „Matteo ist ein richtiger Autofan, er erkennt alle Marken auf der Straße.“

An diesem sonnigen Ferientag geben sich die Kunden die Klinke in die Hand im Ladenlokal auf der Ecke, oft hingezogen von den kleinen Mädchen und Jungen. Es läuft. Vor allem samstags gebe es einen Ansturm; damit alle Räder rollen, hat Kovanidis stärkere Akkus besorgt und Wechselbatterien. Doch was ist mit Schlechtwetter- und Wochentagen in der Schulzeit?

Kind in einem Elektro-Auto auf einem Platz in der Innenstadt

Der Siegburger Markt und die Fußgängerzone werden zur Fahrbahn, die Begleitpersonen können den Nachwuchs stoppen - per Fernbedienung.

Schwierig, Regen schade der empfindlichen Elektrik, erklärt der Gründer, alle Kidcars sind Cabrios. Der erste Blick morgens geht zur Wettervorhersage, an manchen Tagen im verregneten Mai und Juni machte er gar nicht erst auf. Er hofft auf einen sonnigen Herbst, „vielleicht können wir bis Ende Oktover verleihen“.

20 bis 30 Fahrzeuge am Tag müssten im Schnitt für je eine halbe Stunde gebucht werden, um zumindest die Ladenmiete, Kosten für Strom, Wasser, Heizung reinzuholen, diese Lage in der Siegburger Fußgängerzone gilt als eher hochpreisig.

„Das war allerdings unsere Kalkulation für sieben Tage in der Woche“, schränkt er ein. Doch nach mündlichen Zusagen habe das Ordnungsamt die Genehmigung für das Sonntagsfahrgeschäft verwehrt, man sei noch in Gesprächen.

Eltern unterstützten bei der Anschaffung des Fuhrparks

Seinen Lebensunterhalt muss der 20-Jährige noch nicht mit dem Geschäft bestreiten. Er absolviert derzeit sein Fachabitur in Kombination zu einer Ausbildung als Grafik-Designer, arbeitet nebenbei als Disc-Jockey.

Außerdem unterstützten ihn die Eltern, sowohl bei der Anschaffung des Fuhrparks - die Cars kosten in etwa zwischen 200 und 700 Euro - als auch im Betrieb. Das aber nur nach Feierabend und samstags, beide arbeiteten, der Vater als Busfahrer. Freunde, die ab und zu vorbeikämen auf einen Kaffee, packten auch selbstverständlich mit an, wenn es brumme.

Selbstständig zu sein, das habe in der Familie einen großen Stellenwert, erzählt der Gründer. Der Vater habe früher in seiner Heimat Griechenland Cafés und Bars betrieben. Aus Hellas, genauer gesagt aus der Großstadt Serres, eine Stunde von Thessaloniki entfert, brachten sie die Idee für den Kinderauto-Verleih mit.

Der Start sei zwar gelungen, das Risiko wegen der laufenden Kosten aber doch groß. So schloss die Familie lieber keinen Fünfjahresvertrag ab, wie der Vermieter vorschlug. „Nach einem Jahr schauen wir weiter.“ Fürs kommende Frühjahr kündigt Iannis Kovanidis eine Rabattaktion an, sechsmal zahlen, das siebte Mal gratis einsteigen. Matteos Oma strahlt den Enkel an: „Das machen wir.“