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Vor GerichtObdachloser greift in Siegburg Passanten an und löst Feuermelder aus

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Das Landgericht in Bonn 

Siegburg/Bonn – Jahrelang lebte er auf der Straße, kiffte und trank. Schließlich verlobte sich der Mann mit einer Schicksalsgefährtin, die er in einer Klinik kennengelernt hatte, und zog zu ihr. Doch ein halbes Jahr später, im Sommer 2018, trennte sich das Paar, und der heute 47-Jährige stand erneut auf der Straße. Er bettelte. Doch wenn er abgewiesen wurde, soll er immer aggressiver geworden sein und mit Tassen, Keksen oder auch 20-Cent-Stücken um sich geworfen haben, mit allem, was er gerade in den Fingern hatte.

Gutachter diagnostizierte wahnhafte Erkrankung

Zwischen Sommer 2018 und Mai 2019 summierten sich seine plötzlichen Ausraster gegen Passanten, dann wurde er vorläufig in einer psychiatrischen Klinik untergebracht. Vor dem Bonner Landgericht muss sich der 47-Jährige wegen neun Straftaten verantworten, darunter Nötigung, Körperverletzung, Sachbeschädigung sowie Missbrauch von Notrufen.

Zunächst war er vor dem Amtsgericht angeklagt gewesen, aber der Gutachter diagnostizierte eine wahnhafte Erkrankung und schloss eine erheblich verminderte Schuldfähigkeit nicht aus. Der Fall wurde schließlich ans Landgericht verwiesen, wo die 2. Große Strafkammer jetzt prüfen muss, ob der Mann wegen seiner allgemeinen Gefährlichkeit endgültig in einer Klinik untergebracht werden muss.

Der Angeklagte, mittlerweile medikamentös gut eingestellt, räumte die Straftaten ein, an die er sich teilweise nur schemenhaft erinnere: „Es tut mir sehr leid, was ich gemacht habe. Ich hatte eine Reizüberflutung“, erklärte er seine damalige Verfassung. „Die Tasse, mit der ich eine Frau am Kopf verletzt habe, ist das Schlimmste, was passiert ist. Den Schaden kann ich nicht wiedergutmachen; ich habe Strafe verdient.“

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Für die Richter jedoch ist der Anklagepunkt 3 der Schwerwiegendste: Im September 2018 soll der Angeklagte eine 26 Jahre alte Verkäuferin in der Fußgängerzone von hinten gepackt und ihr Mobiltelefon gefordert haben. Ein Vater, der mit seiner kleinen Tochter unterwegs war, schilderte die damalige Szene als sehr bedrohlich. Der 47-jährige Zeuge: „Der Mann war außer Kontrolle und hochaggressiv.“ Da er befürchtete, dass der Angreifer noch ein Messer ziehen könnte, hatte er ihn gepackt, zu Boden geworfen und mit klassischem Polizeigriff fixiert. „Er musste einfach aus dem Verkehr gezogen werden.“

Die Serie von Ausrastern endete im Mai 2019 am Bahnhof Siegburg mit einem Tritt gegen den Knopf eines Feuermelders, wodurch ein Rettungseinsatz ausgelöst wurde. Das habe er nicht aus Ärger gemacht, beteuerte der Angeklagte vor Gericht, vielmehr habe er auf seine „Notsituation als Obdachloser aufmerksam machen“ wollen. „Ich wollte ein Notsignal senden.“ Der Prozess wird fortgesetzt.