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MissbrauchsprozessBeziehung der Schülerin zu ihrem Lehrer war bekannt

Lesezeit 3 Minuten
Amtsgericht_Siegburg

Symbolbild

  1. Vor dem Amtsgericht Siegburg wird der Prozess gegen einen Lehrer verhandelt, der eine intime Beziehung mit einer damals 15-jährigen Schülerin eingegangen war.
  2. Nach Angaben von Zeugen war diese Beziehung im Freundeskreis der Schülerin kein Geheimnis.
  3. Die damalige Partnerin des angeklagten Lehrers sagte vor Gericht hingegen aus, von der Beziehung zu dem Mädchen nichts gewusst zu haben.

Siegburg – Zweiter Tag im Prozess gegen einen Lehrer: Seine intime Beziehung zu einem damals 15-jährigen Mädchen war in ihrem Freundeskreis bekannt, das schilderten am Dienstag drei Freundinnen und ein guter Schulfreund im Zeugenstand. Gehört wurde auch eine Lehrerin, die die Ermittlungen 2017 ins Rollen gebracht hatte.

Sie habe nie Zweifel daran gehabt, dass die Schilderungen der Wahrheit entsprächen, sagte die 37-Jährige, der sich zunächst der Schulfreund und später auch das betroffene Mädchen anvertraut hatten.Bislang hat der 44-Jährige, der wegen Missbrauchs von Schutzbefohlenen angeklagt ist, die Tat abgestritten, so war zu hören. Seine Vernehmung am ersten Tag fand auf Antrag des Strafverteidigers unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Partnerin riet dem Angeklagten Distanz zu wahren

Auch seine frühere Kollegin, die zwischenzeitlich die Schule gewechselt hat, wollte sich zunächst vor Zuhörern und vor der Presse nicht äußern. Ihr Antrag wurde indes abgelehnt. Pikant: Sie hatte zum selben Zeitpunkt wie das Mädchen, von März bis November 2015, ein Verhältnis mit dem Lehrer, habe aber damals nichts von dessen Beziehung zur Schülerin gewusst.

Dass diese für ihn schwärmte, sei Thema gewesen. Die beiden schrieben sich per Messengerdienst, das bekam sie mit, nicht aber die Inhalte. Sie habe ihm geraten, deutliche Distanz zu wahren.

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Die Situation spitzte sich zu, als die Schülerin einen Maibaum vor dem Sekretariat für den umschwärmten Lehrer aufstellte. Der nahm den Maibaum mit nach Hause, wo das Mädchen und ihr Schulfreund diesen später zersägten.

Bei dieser Gelegenheit verschwanden der heute 44-Jährige und die damals 15-Jährige im Haus, wo sie der Jugendliche eng umschlungen auf dem Sofa ertappte. Er habe das damals nicht schlimm gefunden: „Sie war ja so verliebt.“

Von den Treffen mit dem Lehrer im Freien, im Elternhaus des Mädchens und im Haus des Lehrers erzählte sie im Freundeskreis, wohl ein wenig stolz, aber auch verwirrt und unglücklich. „Sie war überfordert“, sagte ihre beste Freundin im Zeugenstand, schilderte, dass er sich von ihr Fotos habe schicken lassen in Unterwäsche. „Da kamen Herzchen zurück.“ 

Die Chats habe die Freundin auf sein Geheiß sofort löschen müssen. Sie habe ihr helfen wollen, von Anfang an abgeraten: „Das ging doch nicht. Er war doch unser Lehrer.“

Psychischer Zustand der Schülerin verschlechterte sich

Der Freundin sei es zunehmend schlechter gegangen, sie habe sich mit einem Messer an den Unterarmen verletzt. Auch das Kollegium bekam mit, dass etwas nicht stimmte, schickte das Mädchen zur Schulsozialpädagogin.

Seit längerem ist die heute 20-Jährige in psychiatrischer Behandlung. Der Lehrer wurde 2017 vom Dienst suspendiert. Für ihn geht es vor Gericht auch um die berufliche Zukunft und um seine Versorgungsbezüge. Der Prozess wird fortgesetzt.