Das Ministerium nehme „ganz offensichtlich eine Benachteiligung der im Rhein-Sieg-Kreis gelegenen Kliniken und der Kreisbevölkerung in Kauf“, heißt es in dem Briefentwurf.
Brandbrief an LaumannLandrat sieht Versorgung durch Krankenhausplanung in Rhein-Sieg gefährdet
Klare Worte wählt Landrat Sebastian Schuster (CDU) in einem Brief an NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU). Es geht um die Krankenhausplanung im Rhein-Sieg-Kreis. Schuster ist mit den Entscheidungen des Ministeriums nicht zufrieden. Dem Ausschuss für Inklusion und Gesundheit des Kreises wurde der Entwurf des Schreibens am Mittwoch in einer Sondersitzung vorgelegt. Die Mitglieder stimmten ihm geschlossen zu.
„Äußerst kritisch“ wird demnach die Situation der Geburtshilfe gesehen. „5000 Neugeborene werden im Kreis jährlich gezählt“, schreibt der Landrat in dem Briefentwurf. Das Ministerium gehe in seinen Berechnungen allerdings nur von 2190 Geburten pro Jahr aus. Die meisten Entbindungen von im Rhein-Sieg-Kreis lebenden Müttern müssten deshalb außerhalb des Kreises erfolgen. Die Stadt Bonn, der 6572 Geburten anerkannt wurden, obwohl dort nur 2023 nur 2910 Babys von Eltern mit Bonner Wohnsitz zur Welt kamen, werde in der Planung klar bevorteilt. Das Ministerium nehme „ganz offensichtlich eine Benachteiligung der im Rhein-Sieg-Kreis gelegenen Kliniken und der Kreisbevölkerung in Kauf“.
SPD findet die Entscheidung von NRW-Gesundheitsminister Laumann skandalös
Eine Lösung könnte laut Landrat Schuster sein, wenn die Asklepios-Kinderklinik eine Geburtsabteilung eröffnen könne. Ein entsprechender Antrag sei jedoch vom Ministerium abgelehnt worden. Mit einer neuen Geburtsabteilung an der Kinderklinik könne ein weiteres Problem gelöst werden: Nicht überall im Kreis sei sichergestellt, dass eine Geburtsklinik in maximal 40 Minuten zu erreichen sei. Das könne, so Schuster, zu einer „erhöhten Sterblichkeitsquote“ bei Säuglingen und Müttern führen.
Für die optimale medizinische Versorgung von Früh- und Neugeborenen sei eine enge räumliche Anbindung sinnvoll. Auch das spreche für eine Genehmigung der Abteilung in der Kinderklinik, die 40 Prozent ihres Leistungsspektrums rund um Neugeborene Für das weitere Bestehen dieses Hauses sei eine Geburtsstation „existenziell“. Eine Schließung der Kinderklinik wäre eine „Katastrophe für die Bewohner im großen Flächenkreis Rhein-Sieg“.
Auch das Sankt-Franziskus-Krankenhaus ist Thema in dem Schreiben. Durch den Entzug der Operationsmöglichkeiten für Revisionen an Hüft- und Knieprothesen sei die Klinik „wesentlich in ihrem Versorgungsangebot beschnitten“. „Ersteingriffe in diesem Bereich können aber nach wie vor ausgeführt werden“, betont Klinik-Geschäftsführerin Petra Nöhring. Damit könne das Angebot in Eitorf von rund 400 Prothesen im Jahr weiter aufrechterhalten werden. Der Landrat betont in dem Schreiben, dass für die Versorgungssicherheit der Bevölkerung ein „Mix aus Grund- und Spezialversorgung wichtig“ sei. Es wäre fatal, wenn diese Häuser durch die „Reduzierung oder den Entzug von Aufgaben in ihrer Existenz gefährdet würden“. Damit sei nicht mehr gewährleistet, dass 90 Prozent der Bevölkerung binnen 20 Minuten eine Klinik erreichten, so der Landrat in dem Entwurf.
„Wir finden es skandalös, dass die beantragten Geburten der Geburtsstation der Asklepios Kinderklinik in Sankt Augustin nicht genehmigt werden sollen und die Überlastung der übrigen Geburtsstationen nicht berücksichtigt werden soll“, teilte ergänzend die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Kreistagsfraktion, Katja Ruiters, mit. Sie benennt damit auch den Hauptkritikpunkt ihrer Fraktion an den aktuellen Plänen.