Verkaufsoffener SonntagIn Siegburg brummte die Innenstadt

Hemd gegen Hose? Das machten Marga Müller-Rudolph und Klaus Heuschötter zwar nicht, hatten bei der Kleidertauschparty aber ihren Spaß.
Copyright: Quentin Bröhl
Siegburg – „Nicht nur durch das Bärlauchöl kommt der besondere Geschmack.“ Aus seinem Rezept für die Kartoffelrahmsuppe „Benedikt“, die er mit Speckcroûtons krönt, macht Norbert Schramm kein Geheimnis. Der Küchenchef des „Anno 17“ und sein Team haben bei der Siegburger Suppensause im April mit „Benedikt“ den ersten Platz gemacht. Jetzt gibt es Nachschlag. Neun Kochteams rühren auf dem Markt noch einmal zugunsten guter Zwecke in riesigen Töpfen ihre Kreationen an.
Die Zutaten gab esbei den Markthändlern
Schon kurz nach Eröffnung um 11 Uhr löffeln die ersten Kundinnen und Kunden genüsslich die Suppen, die gleichsam Vorspeise für einen Einkaufsbummel sind. Denn um 13 Uhr öffnen an diesem Sonntag in der Siegburg City für fünf Stunden die Geschäfte. Zudem haben eine Reihe von Markthändlern ihre Stände aufgebaut. „Hier gibt es die Suppen und die Rezepte, bei den Händlern kauft man die Zutaten zum Nachkochen – das ist das Konzept“, sagt Suppensausen-Initiatorin Sandra Owoc.Beate Thar aus Lohmar ist mit dem „Gerüche-Küche“-Wagen nebst Hunderten von Gewürzen, Kräutern und Gewürzmischungen dabei – und besteht den Test. „Da vorn stehen zwei Körbchen voll“, antwortet sie auf die Frage, ob sie das für die Indische Linsensuppe benötigte Curcumapulver im Sortiment führt.

Markthändlerin Beate Thar hatte alle Gewürze für Suppen-Nachkocher im Angebot.
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Derweil hat sich Heike Seifen mit einer Suppe gestärkt und steuert den Unverpacktladen in der Kaiserstraße an. In der Tasche hat die 62-Jährige aus Sankt Augustin vier Röcke, die sie dort loswerden will. Die Laden-Inhaber haben zur Kleidertauschparty eingeladen. „Das muss kein Eins-zu-eins-Tausch sein“, erklärt Samira Clijsters. „Es ist so gedacht, dass man Sachen bringt, die man nicht mehr gebrauchen kann, und schaut ob man etwas Passendes für sich findet. Und was am Ende nicht weggeht, wird gespendet.“ Die Alternative zum Second-Hand-Geschäft hat offenbar Potenzial. Im Nu füllen sich die bereitstehenden Regale und eine Kleiderstange. Auch der Reporter dieser Zeitung will die Chance nutzen, zwei zu klein gewordene, knatschbunte Oberhemden, eine Federboa und zwei Paar neue hellblaue Socken einzutauschen.

Küchenchef Norbert Schramm kredenzte die Kartoffelrahmsuppe "Benedikt".
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Marga Müller-Rudolph (80) aus Siegburg hat ein hellrosafarbenes Leinenjackett im Angebot und eine nietenbesetzte Stretchjeans. „Die habe ich nie getragen“, sagt sie, „die ist sehr eng an den Beinen“. Motivation für Valentin Heberle (37), seine grüne Windbreaker-Jacke abzugeben, ist hingegen, dass er möglichst nur noch Kleidung aus heimischer Produktion tragen möchte.
Vier-Minuten-Porträtsvon der Schnellzeichnerin
Mit einem dunkelblauen Troyer für die kalten Tage verlässt der Reporter den Laden und läuft vor dem Kaufhof einer alten Bekannten in die Arme: Merle Stanko. Die Schnellzeichnerin malt mit Bleistift und Buntstiften Porträts. Für jede Minute, die sie benötigt, nimmt sie einen Euro. Passanten bleiben stehen und staunen.
Bilanz
Das Konzept des verkaufsoffnen Sonntags mit Suppensause und Karussells auf dem Markt sei trotz einiger corona-bedingter Ausfälle bei den Schaustellern aufgegangen, stellte der Vorsitzende des Verkehrsvereins Siegburg, Sissis Vassiliadis, gestern Abend fest. „Wir sind mit dem Verlauf zufrieden. Tausende Besucherinnen und Besucher wurden in unsere Innenstadt gezogen. Wir freuen uns, dass so viele dieses Angebot angenommen haben.“
Ein Porträt in der einfachsten Ausführung können die Modellsitzenden schon nach vier Minuten mitnehmen. Die Illustratorin wirbt auch gleich für einen Besuch ihres „Grand Openings“ am 19./20. November in der Siegburger Luisenstraße, wo sie künftig in einem Gemeinschaftsatelier ihre Porträts präsentiert, kombiniert mit einem Angebot von Tees und anderen Naturprodukten.
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Auf dem Marktplatz leeren sich inzwischen die Suppenkessel, während sich die Fußgängerzone merklich füllt. Der befürchtete Regenguss blieb zwar nicht aus, aber er hatte rechtzeitig aufgehört. „Als wir hier aufgebaut haben, sind wir nass geworden“, berichtet Sandra Owoc, „schon gut, dass es so herum gekommen ist“.