Nach Böschungsbrand 2018Siegburger haben bei Rekord-Hitze Angst vor neuem Feuer
Siegburg – „Als es vor kurzem in Troisdorf gebrannt hat und ich das gerochen habe, da kam alles wieder hoch“, sagt Christiane Bärhausen. Gut vier Jahre ist es her, dass sich am 7. August 2018 ein Böschungsbrand rasend schnell ausbreitete und schließlich sieben Häuser ausbrannten. Dabei hatten Christiane und Norbert Bärhausen noch Glück.
Zwar wurde ihr Eigenheim an der Straße Im Urnenfeld beschädigt, sie konnten jedoch wieder zurückkehren. Doch noch heute arbeiten sie an letzten Baustellen, vor allem aber am Schutz vor einem neuerlichen Großbrand. Aus 17 Tonnen Steinen hat Norbert Bärhausen eine Mauer errichtet. Das Fundament dafür hat die Versicherung bezahlt, die 1000 Elemente je 17 Kilogramm dagegen hat er selbst finanziert und jedes einzeln aufgeschichtet.
Brand in Siegburg: Anwohner machten sich zunächst keine Gedanken
Und doch: „Experten haben uns gesagt, das kann wieder passieren“, erinnert sich seine Frau. Der Hang, damals voller Holz als Brandlast, ist inzwischen gerodet. Doch Büsche und Gras wachsen wieder, bei Dürre und Trockenheit böten sie einem Feuer viel Nahrung. Und es ist in diesen Tagen knüppeltrocken.
Jörg Grabowski erinnert sich noch gut an jenen heißen Tag. „Ein Nachbar kam vorbei und sagte, es riecht verbrannt. Er wollte wissen, ob das bei mir sei.“ Er führte damals in einer Garage direkt gegenüber von Bärhausens einen Autopflegeservice. Gemeinsam gingen sie auf die Fußgängerbrücke über die Bahnstrecke und stellten fest, dass auf der anderen Seite ein Busch brannte. Grabowski alarmierte die Feuerwehr. Als er wieder nach draußen ging, hatte sich schon ein größerer Böschungsbrand entwickelt, trockenes Gebüsch stand in Flammen.
„Da hat sich keiner weiter Gedanken gemacht. Die Profis hatten wir gerufen, und die waren superschnell vor Ort.“ Einsatzleiter Torsten Becker ließ sofort weitere Kräfte nachalarmieren. Grabowski ging zurück in seine Werkstatt, er musste noch die Arbeit an einem Fahrzeug fertigstellen. „»Die werden ihre Arbeit schon machen«“, sei er sich sicher gewesen. „Aber dann eskalierte es. Da bekommst du ein neues Gefühl für die Elemente Feuer und Wasser.“ Er rollte seinen Gartenschlauch aus, nachdem die Flammen über die Gleise gesprungen waren und sich beinahe schon explosionsartig ausbreiteten.
Siegburg-Brückberg: Anwohner rettete bettlägerige Frau aus dem Haus
Eine Einsatzkraft drückte ihm einen Feuerwehrschlauch in die Hand, er rollte weitere mit aus. „Da habe ich gemerkt, wie körperlich anstrengend das ist. Der Rauch ist das Gefährliche, in der Situation blendest du das komplett aus.“ Immer weitere Gebäude entzündeten sich, insgesamt 550 Wehrleute und Rettungsdienstarbeiter rückten an. 31 Menschen wurden verletzt, immerhin niemand schwer.
In einer dramatischen Rettungsaktion holte Becker eine bettlägerige Frau aus ihrem bedrohten Haus. „Das sind Bilder, die geblieben sind“, sagt Grabowski. Er habe nur in Ansätzen mitbekommen, wie groß das Feuer tatsächlich war.
Hitze und Trockenheit bereiten den Betroffenen große Sorge
Ähnlich ging es Bärhausens. Barfuß verließen sie ihr Heim, kamen in den ersten Stunden bei Nachbarn am Brückberg unter. Einige Tage konnten sie bei ihrer Mutter wohnen. Norbert Bärhausen wurde schnell zum Ansprechpartner für Politik und Stadtverwaltung, sorgte dafür, dass die Nachbarn, deren Häuser ausgebrannt waren, in Ruhe gelassen wurden. „Die Versicherungen haben korrekt bezahlt, und mit den großzügigen Spenden konnte vieles abgefangen werden“, resümiert er.
Die Hitze und Dürre in diesen Tagen machen seiner Frau Sorgen. „Auf der anderen Seite des Brückbergs reichen die Wälder bis an die Häuser heran. Was wohl passiert, wenn es da brennen sollte?“, fragt Christiane Bärhausen und erinnert an Bilder von Großbränden aus den USA. Die könnten, davon ist sie überzeugt, in nicht allzu ferner Zukunft auch hier Wirklichkeit werden.