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Ärger, Dreck, zerstörte KabelSiegburger beschweren sich über Telekom-Subunternehmer

Lesezeit 4 Minuten
Eine mit Warnbaken abgesperrte Baustelle für den Glasfaserausbau in Siegburg.

Glasfaserbaustelle an der Alten Poststraße von Arbeitern der Siegburger Firma Okutan, über die es Beschwerden gab.

Die Kreisstadt bestätigt, dass es beim laufenden Ausbau des Glasfasernetzes immer wieder zu Problemen kommt, vor allem mit einer Siegburger Firma.

Des einen Freud, des anderen Leid: Die Devise gilt offenbar auch beim Ausbau des Glasfasernetzes, der seit einigen Wochen unübersehbar in der Kreisstadt begonnen hat. Ein Anwohner der Alten Poststraße (Name ist der Redaktion bekannt) wandte sich gleich mit einem ganzen Bündel von Beschwerden an die Redaktion, die er minutiös notiert hat.

Glasfaserausbau in Siegburg: Erhebliche Erschütterungen

Am 13. Juni blockierten eine Baumaschine und ein Container die Grundstückseinfahrt, tags darauf durchtrennte ein Bagger die Kabelanschlussleitung und beschädigte den Stromverteilerkasten des Doppelhauses, in dem eine Familie wohnt.

Die Hauswand wurde durch Kratzer und Stöße mit Baggerschaufel und Gleisketten beschädigt, der durch aufgewirbelte Dreck klebe an der Fassade und Eingangstor, schildert der Anwohner. Zudem: „Unser Haus war erheblichen Erschütterungen durch die sehr nah an unserem Haus stattfindenden Aufriss- und Verdichtungsarbeiten ausgesetzt.“

Die Kontaktaufnahme zu den Arbeitern gestaltete sich nach Darstellung des Anwohners schwierig, auch wenn diese freundlich gewesen seien. Mit Hilfe einer Übersetzungsapp verwiesen sie immer wieder auf ihren Chef bei der Siegburger Firma Okutan.

„Ich versuchte daraufhin vergeblich, die Firma Okutan zu erreichen“, schilderte der Siegburger, schließlich habe er anhand der verwendeten Kabel die Firma Glasfaser Plus in Köln als Auftraggeber und die Deutsche Telekom als Bauträger identifiziert, bei der Telekom aber niemanden erreicht.

Anwohner rief das Ordnungsamt Siegburg, das die Arbeiter anwies, den Schaden zu beseitigen

Bei Glasfaser Plus habe man ihn belehrt, das Fernsehkabel befinde sich in öffentlichem Bereich, was falsch sei, und zuständig sei der Provider, was ebenso falsch sei, schildert der Betroffene. „Schließlich schrie mich der Mitarbeiter an und legte auf, weil ich auf einer umgehenden Beseitigung des Fernsehkabelschadens beharrte.“

Da er sich nichts anders zu helfen gewusst habe, habe er das Ordnungsamt der Kreisstadt Siegburg angerufen, „auch um in Erfahrung zu bringen, ob diese Baustelle wirklich in dieser Form genehmigt wurde“. Vor Ort hätten dann Ordnungsamtsmitarbeiter die geschilderten Schäden aufgenommen, Personalien und Genehmigungen überprüft und die Arbeiter angewiesen, die Einfahrt zu räumen und den Kabelschaden zu beseitigen.

Ein Bagger an einer Baustelle für Glasfaser an der Alten Poststraße

An vielen Stellen in der Stadt werden derzeit Glasfaserkabel verlegt, hier an der Alten Poststraße von Arbeitern einer spanischen Firma

Zudem hätten sie befunden, dass die Arbeiten deutlich zu nah am Haus an unserem Haus ausgeführt worden seien. „Am Ende des Tages blieben jede Menge Ärger, Dreck und ein immerhin geflicktes Fernsehkabel zum Start der EM – ob dies fachgerecht durchgeführt wurde, vermag ich nicht zu beurteilen.“

Geschädigter fragt: „Müssen Anwohner solche Zumutungen hinnehmen?“

Infrastrukturausbau müsse sein, findet der Siegburger, fragt aber: „Müssen alle Anwohner einer Straße, auch diejenigen, die keine Glasfaser bestellt haben, hierfür solche Zumutungen hinnehmen? Ist der Deutschen Telekom der von ihren Subunternehmen angerichtete Flurschaden wirklich egal?“

Okutan nimmt keine Stellung zu den Vorfällen und verweist auf die Telekom, die wiederum auf Glasfaser Plus verweist. Glasfaser Plus äußert sich folgendermaßen: Der Fall sei bekannt, Telekom werde direkt mit der Baufirma Okutan in Verbindung treten und sich der Angelegenheit annehmen. „Wir als Glasfaser Plus werden mit unseren Mitarbeitenden im Kundenservice sprechen und gegebenenfalls nachsteuern“, so eine Sprecherin von Glasfaser Plus.

Stadt Siegburg bestätigt Probleme mit der beauftragten Firma

„Unser Anspruch und unsere Pflicht ist es, die Qualität der Gehwege, Straßenkörper und Privatgrund so zu hinterlassen, wie wir diese vor Baustart vorgefunden haben.“ Dabei könnten in Einzelfällen Mängel nicht immer ausgeschlossen werden. Diese würden, wenn vorhanden, in Abstimmung zwischen Netzbetreiber, Kommune und Projektleitern mit gezielten terminierten Maßnahmen geregelt. „In Siegburg ist der von Ihnen geschilderte Fall unserer Kenntnis nach ein Einzelfall.“

Das bestätigt der zuständige Dezernent in der Stadtverwaltung Bernd Lehmann keineswegs: „Wir haben aktuell in der Tat immer wieder Probleme mit der Arbeitsqualität der Firma Okutan, die im Auftrag der Telekom für diese den Glasfaserausbau in Teilen von Siegburg durchführt“, schreibt er auf Anfrage. „Je mehr Kolonnen ausrücken, umso mehr häufen sich die Vorfälle.“

Auch in Niederkassel hatte die Telekom Probleme mit Subunternehmen

Für den öffentlichen Raum sei man dazu im „regen Austausch“ mit der Telekom. Für den privaten Bereich müsse man aber Bürger an das Unternehmen verweisen. „Wir versuchen, in unserem Rahmen zu regulieren.“ Ein Thema sei für ihn auch, dass Anwohner nicht auf den Beginn von Arbeiten hingewiesen würden, obwohl die Firmen dazu Flyer hätten.

Ganz anders sei es mit der UGG (Unser Grüne Glasfaser), die derzeit vor allem auf dem Brückberg arbeite und mit deren Partner Insyte es kaum Probleme gebe. Wie berichtet, hatte UGG vor Beginn des Ausbaus erklärt, im ganzen Stadtgebiet für den Glasfaserausbau zu sorgen. Anders als die Telekom/Glasfaser Plus, die sich offenbar nur für sie wirtschaftlich lukrative Teilbereichen vornehmen.

In Niederkassel war die Telekom unlängst wegen des Tempos beim Glasfaserausbau geraten, als Grund nannte das Unternehmen seine Qualitätsstandards. Beim bisherigen Ausbau auf Niederkasseler Stadtgebiet habe man die selbst gesetzten Standards mitunter nicht erreicht, so die zuständige Koordinatorin, die angekündigte, man werde mit weniger Bautrupps von Fremdunternehmen arbeiten. Das verlangsame den Ausbau, werde aber die Qualität der Arbeiten verbessern.