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Demo in SiegburgTeilnehmer fordern Auflösung der Lager auf den griechischen Inseln

Lesezeit 3 Minuten

Einzelne Schuhe – Symbol für die ertrunkenen Flüchtlinge – hatten die Aktivisten zum Markt mitgebracht.

  1. Die erste Demo nach der Lockerung der Corona-Einschränkungen in der Kreisstadt stand unter genauer Beobachtung von Polizei und Ordnungsamt.
  2. Die Teilnehmer hielten sich akribisch an die Vorgaben.
  3. Sie wollten nur ihre Meinung kundgeben.

Siegburg – Die einen müssen Gesichtsmasken tragen, die andere dürfen nicht. Die Teilnehmer einer Standkundgebung der Initiative Seebrücke hatten das Vermummungsverbot zu beachten, als sie sich am Samstag am oberen Markt versammelten und „grenzlose Solidarität“ forderten. „Wir wollen, dass die Flüchtlingslager auf den griechischen Inseln geräumt werden“, sagte Bastian Reichardt, Sprecher der Seebrücke Rhein-Sieg. „Die Menschen sollen nach Europa gebracht werden und ein anständiges Asylverfahren bekommen.“ Vorrangig müssten unbegleitete Kinder und Jugendliche aus den Lagern geholt werden.

„Lasst niemanden zurück“ fordert die Organisation Seebrücke.

Dass Deutschland kürzlich 50 junge Menschen aufgenommen hat, sei lediglich „ein Tropfen auf den heißen Stein“. Die erste Demo nach der Lockerung der Corona-Einschränkungen in der Kreisstadt stand unter genauer Beobachtung von Polizei und Ordnungsamt. „Höchstens zehn Leute können mitmachen, und sie müssen drei Meter Abstand halten“, erklärte Reichardt die Auflagen, die er als Anmelder zu erfüllen hatte. Er benötigte eine Genehmigung, normalerweise reicht die Anmeldung aus.

Einzelne Schuhe

Die Teilnehmer hielten sich akribisch an die Vorgaben. Passend zu ihren orangefarbenen Westen hatten sie Plakate und Transparente vorbereitet. Der Wiedererkennungseffekt ist hoch. Auf einer großen Stoffbahn war zu lesen: „Seenotrettung ist kein Verbrechen.“ Schuhe, inzwischen zum Symbol für ertrunkene Flüchtlinge geworden, fixierten die Transparente auf dem Boden. „Evacuate Moria“ hielt eine Teilnehmerin ein Schild in die Höhe.

Ein Anwohner solidarisierte sich mit einem Pappschild.

Auf das Pflaster sprühte eine andere Frau: „Europa tötet“. Da gab es kurz Aufregung. Doch wie sich herausstellte, war es Kreidefarbe, die sich leicht entfernen lässt – keine Sachbeschädigung. Ein Bewohner des Hauses, vor dem die Versammlung lief, malte spontan ein Schild, das er aus dem Fenster hielt mit der Aufschrift „Grenzen töten“. Reichardt und seine Mitstreiter applaudierten.

Im Lager Moria mangele es an allem

Angelika Zeller kennt das Lager Moria auf der Insel Lesbos. Für 3000 Menschen ausgelegt, leben dort derzeit mehr als 20 000. „Dort herrschen katastrophale Zustände“, berichtete die 65-Jährige, die von 2015 bis 2018 in der Flüchtlingshilfe Lohmar/Siegburg mitgearbeitet hat. „Die Menschen werden zum Spielball der politisch Herrschenden“, prangerte sie an. Zeller lebt eigentlich in der Türkei, gerade jenseits des Meeres gegenüber von Lesbos.

Grenzlose Solidarität mit Geflüchteten mahnten die Teilnehmer an. Die vorgeschriebenen drei Meter Abstand hielten sie ein.

Wegen einer Lungenerkrankung, nicht Corona, ist sie zurückgekehrt nach Deutschland. Mehrmals hat sie Moria besucht. Es mangele dort an allem, weiß sie. Bei der Essensausgabe komme es immer wieder zu Rangeleien. „Nicht auszudenken, wenn es dort zu einem Corona-Ausbruch kommt.“ Drei oder vier Verdachtsfälle habe es gegeben, die sich aber nicht bestätigt hätten.

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„Die Forderung aller Menschenrechtsorganisationen ist, die Lager zu räumen, bevor Schlimmeres passiert“, erklärte Angelika Zeller ihr Anliegen und das der anderen Beteiligten an der Kundgebung. Angesichts der Pandemie falle das Thema „hinten runter“. Sie unterstützt aktiv das Pikpa Camp, eine alternative Einrichtung auf einem früheren Feriengelände in Mytilene, Zentrum von Lesbos. Dort leben die Geflüchteten in eigenen Häusern, bekommen Unterstützung und Beratung, es gibt Kindergartenplätze. Die Fußgänger im Siegburger Innenstadt beachteten die Kundgebung durchaus. Nicht alle waren einverstanden, viele aber nickten zustimmend.