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Mit den Füßen spielenDas begeistert Jugendliche im Siegburger Feriencamp an der Orgel

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Auch die Füße sind beim Orgelspiel gefordert.

Siegburg – Wer einmal Klavierspielen gelernt hat, der weiß, wie schwierig es ist, die linke und die rechte Hand zu koordinieren. Umso mehr Respekt nötigt es dem Betrachter und Zuhörer ab, wenn junge Leute an der Orgel auch noch die Füße dazu koordinieren müssen.

„Das ist das Schwierigste“, bestätigen denn auch Sarah Eisenbach, Johanna Korn und Sarah Henkel die Vermutung. Vier Tage lang machen die Schülerinnen beim Orgelcamp erste Erfahrungen mit der „Königin der Instrumente“. Veranstaltungsorte sind die Siegburger Kirchen St. Servatius und St. Anno, außerdem die Abteikirche und die evangelische Auferstehungskirche. Anders als der Name vermuten lässt, zelten die jungen Leute nicht, sondern übernachten im Katholisch Sozialen Institut auf dem Michaelsberg.

Premiere war im vergangenen Jahr

Zum zweiten Mal haben in diesem Jahr der Rhein-Sieg-Kreis und die Thomas-Morus-Akademie in Bensberg zu dieser viertägigen Veranstaltung eingeladen; nach der Premiere im vergangenen Jahr sollte es unbedingt eine Fortsetzung geben.

„Förderung des Nachwuchses“ ist eines der Ziele, erklärt der Leiter Andreas Würbel die Idee, schließlich fehle es der evangelischen wie auch der katholischen Kirche an Organisten und Organistinnen für die Gottesdienste. Im Projekt „Orgelkultur im Rhein-Sieg-Kreis“ (siehe Infokasten) stehen aber auch Grundschulbesuche in den Gemeindekirchen oder Exkursionen zu Orgeln in der Region auf dem Plan.

Fasziniert vom Instrument

Sarah Henkel muss nicht mehr für die Orgel gewonnen werden. „Weil ich Orgelspielen faszinierend finde“, hat sich die 14-Jährige aus Happerschoss um die Teilnahme beworben. „Es hört sich voll toll an“, sagt auch Johanna Korn aus Rheinbach über Orgelmusik.

„Man kann Klänge mischen, und anders als beim Klavier mache ich auch etwas mit den Füßen.“ So schwer findet die ebenfalls 14-Jährige das Pedalspiel nicht. „Man muss sich halt umgewöhnen.“

„Wir machen Donnerwetter rein“

Intensiv ist das Programm der 13 jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer: Während die einen Unterricht haben, werden die anderen beim Üben begleitet. In der Abteikirche hat die Kreiskantorin Brigitte Rauscher diese Aufgabe übernommen, sie zieht für Sarah Eisenbach die Register – „da machen wir ein bisschen Donnerwetter rein!“ – und gibt der erst Zwölfjährigen Tipps für das Spiel auf zwei Manualen.

Exkursionen und mehr

Im Projekt „Orgelkultur im Rhein-Sieg-Kreis“ finden in den kommenden Wochen drei Exkursionen statt. Am Samstag, 13. August, von 9 bis 17 Uhr, sind die Teilnehmenden mit dem Fahrrad unterwegs zu Klais-Orgeln in Sankt Augustin. Am Samstag, 3. September, von 9 bis 16.30 Uhr, geht es ebenfalls mit dem Rad zu Orgeln entlang der Swist. Am Samstag, 10. September, sind zwischen 9 und 17 Uhr Orgeln an der oberen Sieg das Ziel einer Bus-Exkursion. Auskunft und Buchung online.

„Es ist Sport“, sagt Rauscher, Organistin an der evangelischen Johanneskirche in Troisdorf, Koordination sei alles. „Die jungen Damen haben schon herausgefunden, dass die Koordination zwischen linker Hand und Pedal besonders schwierig ist“, berichtet sie.

Richtige Schuhe sind wichtig

Eine Erfahrung übrigens, die auch die erfahrene Kirchenmusikerin mit dem Orgelnachwuchs teilt. Einfacher ist da die Wahl der richtigen Schuhe: Schmal müssen sie sein, Sneakers rutschen eigentlich zu wenig. „Einige spielen deshalb in Socken“, sagt Rauscher.

Teil des Workshops ist auch ein Blick „hinter die Kulissen“: Im Tagungsraum steht ein Organetto, eine voll funktionsfähige Mini-Orgel, die sich auseinandernehmen lässt, um die Funktion des Instruments zeigen zu können. Orgelbauer Noah Allmann von der Bonner Firma Klais kommt zu Besuch, ein Höhepunkt dürfte der Ausflug in den Kölner Dom sein. Domorganist Winfried Bönig wird für die Jugendlichen spielen und ihnen das gewaltige Instrument mit seinen vielen Registern und Pfeifen vorstellen. „Und vielleicht“, so Andreas Würbel, „dürfen sie auch mal spielen.“

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Den Abschluss des Orgel-Workshops bildet ein kleines Konzert am Samstag, 2. Juli, um 11.30 Uhr, das in der Kirche St. Servatius in Siegburg stattfindet.