Videokamera zeichnete die Tat an einer Wand der Städtischen Galerie nachts auf, der Kunstverein erstattete Anzeige.
Siegburger Künstler in RosenheimBild von Hermann Josef Hack zerschnitten und angezündet
Ein Bild des Siegburger Künstler Hermann Josef Hack ist im bayerischen Rosenheim zerschnitten und in Brand gesteckt worden, das teilt Hack, der sich seit einigen Jahren mit dem Zusammenhang von Klimawandel und Migration beschäftigt, selbst mit.
Siegburger Künstler sieht brutale Gewalt am Werk
Sein Projekt „Zuflucht Zukunft“ löse nicht nur Begeisterung bei den Beteiligten, sondern auch brutale Gewalt gegen ein „bewohnbares Bild“ aus, so Hack weiter. In der Nacht war eine männliche Person bei der Tat mit einer Überwachungskamera gefilmt worden, der Kunstverein Rosenheim erstattete Anzeige. „Das war Brandstiftung, da hätte auch das Haus in Brand geraten können“, betont Hack.
Hacks „bewohnbares Bild“ ist Teil des stadtweiten Kunstprojektes „Zuflucht Zukunft“. Mit ein paar Stangen lässt sich die dicke, bemalte Kunststoffplane in eine Art Unterstand verwandeln. Es zeigt typische Motive Hacks, Flugzeuge, Hubschrauber, eine an Fallschirmen hängende Erdkugel und eine katzenähnliche, bedrohlich wirkende Gestalt.
Hack hatte in sechs Rosenheimer Kirchen und vor der Städtischen Galerie Aktionen und Installationen zum Thema geschaffen, darunter einen „Friedensweg aller Konfessionen“. Dr. Olena Balun, die Vorständin des Kunstvereins, zitiert er folgendermaßen: „In Rosenheim gibt es verhältnismäßig viel Kunst im öffentlichen Raum.“ Übergriffe habe es bisher kaum gegeben. Beschädigt worden sei auch eine Arbeit von Max Erbacher.
„Besorgniserregendes Symptom unsere Gesellschaft“
„Beide Werke kommunizieren brisante politische Inhalte“, so Balun weiter. „Die Angriffe zeigen, wie unangenehm für gewisse Menschen diese Konfrontation mit den Themen der Umweltkrise, Flucht und Rechtsradikalismus ist.“ Dass die Kunst zur Projektionsfläche für Aggressionen wird, sei nicht neu, „aber ein besorgniserregendes Symptom für unsere Gesellschaft“.
Dr. Ulrich Schäfert von der Kunstpastoral der Erzdiözese München und Freising äußert sich ebenfalls: „Das gezielte Vorgehen gegen das Bild mit Messer und Brandstiftung weist darauf hin, dass hier das Themenfeld Klimawandel und Migration wohl etwas bei der betreffenden Person ausgelöst hat, auf das mit Abwehr und Aggression reagiert wird.“
Es bleibe eine große gesellschaftliche Aufgabe, „die Herzen für die Schicksale von Menschen zu öffnen, die unmittelbar von den dramatischen Folgen des Klimawandels und der bedrückenden Situation der Flucht betroffen sind“.
Eine große Installation Hacks mit dem Titel „Sorry 2050“ vor dem Siegburger ICE-Bahnhof war 2015 beschädigt und mit Nazi-Parolen beschmiert worden, der Staatsschutz nahm Ermittlungen auf. Schüler des Anno-Gymnasiums halfen beim Wiederaufbau. „Danach war die Installation nur größer“, erinnert sich Hack.
Das Bild bleibt als Mahnmal in Rosenheim stehen
Die Installation in Rosenheim will er stehen lassen, bis Mitte Juli wie die anderen Arbeiten auch: „Als Mahnmal, dass nicht alle an einer friedlichen und konstruktiven Lösung unserer aktuellen Herausforderungen interessiert sind und hier noch viel Arbeit zu leisten ist.“ Offenzulegen, wie sich Menschen verhalten, auch das sei eine Aufgabe der Kunst.