Rund 45 Minuten lang harrten mehrere Personen in dem überhitzten Fahrstuhl aus, die Feuerwehr rückte an. Eine Troisdorferin übt scharfe Kritik an der SWB.
„Wurde panisch“Acht Personen sitzen in Pannen-Aufzug am Bahnhof Siegburg fest – Kritik an SWB
Als Britta Kropps Handy am Montagabend klingelte, war die Stimme ihrer Tochter Leyla am anderen Ende der Leitung von Panik erfüllt. Rund zehn Minuten saß die 15-Jährige zu diesem Zeitpunkt schon mit sieben weiteren Personen in einem Aufzug am Siegburger Bahnhof fest, der den Bahnsteig der Gleise 2 und 3 mit dem Untergeschoss verbindet. Weitere 35 sollten folgen. Neben dem Defekt des Aufzuges, der bereits im vergangenen Jahr immer wieder für Ärger sorgte, macht die Troisdorferin das Verhalten der Mitarbeiter der Bonner Stadtwerke (SWB) fassungslos.
Es sei an diesem Abend extrem warm gewesen, die Lüftung im Fahrstuhl ausgefallen. „Ich wurde panisch, weil Leyla Asthmatikerin ist“, erinnert sich Kropp. Sie sei in der Leitung geblieben, um ihre Tochter unterstützen zu können. Statt zu beruhigen, hätten die SWB-Mitarbeiter in der Leitstelle allerdings barsch auf das wiederholte Klingeln der Personen im Aufzug reagiert. „Die haben gesagt, dass sie gar nicht herausgeholt werden, wenn sie nicht aufhören zu klingeln“, sagt die Troisdorferin. Und: „Die SWB-Mitarbeiter haben die Leute in ihrer Notsituation überhaupt nicht ernst genommen – die hätten ganz anderes reagieren müssen.“
Feuerwehr öffnete die Tür des Aufzuges am Bahnhof Siegburg/Bonn
Erst nach rund einer Dreiviertelstunde seien ihre Tochter und die sieben weiteren Personen aus dem Aufzug befreit worden. „Zum Glück sind alle unbeschadet aus der Situation herausgekommen, das hätte auch ganz anders ausgehen können“, sagt Britta Kropp, die von der SWB eine Reaktion erwartet: „Der Aufzug ist dauernd defekt, das kann doch nicht so weitergehen.“
Die Stadtwerke Bonn, die für den Fahrstuhl am Siegburger Bahnhof zuständig sind, bestätigten auf Anfrage der Redaktion den Ausfall am Montagabend. „Die Leitstelle hatte die Personen über Kameras stets im Blick und hielt Sprachkontakt mit ihnen“, sagt SWB-Sprecherin Clarissa Pütz. Die Personen im Aufzug seien ruhig gewesen. „Da kein Notfall zu erkennen war, hat die Leitstelle selbst nicht die Feuerwehr informiert“, schildert Pütz die Situation. Eine Verkehrsmeisterin habe sich vom Bonner Hauptbahnhof umgehend auf den Weg nach Siegburg gemacht und sei bereits rund 15 Minuten nach dem Ausfall am Bahnhof eingetroffen.
Im Maschinenraum sei es ihr gelungen, den Fahrstuhl wieder in Bewegung zu setzen und nach oben zu fahren. Die währenddessen von einem Passanten alarmierte Feuerwehr öffnete schließlich die Tür und konnte die acht eingeschlossenen Personen befreien. Zu den Vorwürfen Britta Kropps sagt die SWB-Sprecherin, sie könne sich nicht vorstellen, dass Kollegen in der Leitstelle so reagierten: „Die Mitarbeiter sind genau für solche Situationen geschult.“ Alle acht Personen hätten den Aufzug unverletzt verlassen.
Tüv-Prüfung wurde nach dem Ausfall ohne Beanstandung abgeschlossen
„Die Personen wurden vom Rettungsdienst gesichtet, niemand war verletzt“, bestätigt Daniel Winterscheid, Leiter der Feuer- und Rettungswache in Siegburg. Normalerweise werde zu solchen Einsätzen erstmal nur die Feuerwehr gerufen, aufgrund der hohen Personenzahl habe man sich allerdings entschlossen, einen Rettungswagen mitzuschicken.
Nach dem Vorfall sei der Aufzug noch rund eine Stunde getestet worden. „Dabei konnten keine Unregelmäßigkeiten festgestellt werden“, sagt SWB-Sprecherin Clarissa Pütz. Über den Grund für den Ausfall könne daher nur spekuliert werden. Am vergangenen Mittwoch sei auch die jährliche Überprüfung durch den Tüv ohne Beanstandung durchgeführt worden.
Aufzug ist ein „altbekanntes“ Ärgernis für die Siegburger Stadtverwaltung
Auch wenn der Aufzug mittlerweile wieder läuft, er bleibt für die Stadtverwaltung ein Ärgernis. Das Thema sei „altbekannt“, sagt Pressesprecher Jan Gerull. Tatsächlich war der Aufzug im vergangenen Herbst mehrere Wochen wegen eines technischen Defekts außer Betrieb.
Deutsche Bahn-Fahrgäste mit eingeschränkter Mobilität und mit dem Ziel Siegburg mussten deshalb einen Umweg über den Hennefer Bahnhof auf sich nehmen. Ende September musste sogar die Feuerwehr einspringen, um zwei Rollstuhlfahrerinnen vom Gleis nach unten zu tragen. Und auch danach kam es offenbar wiederholt zu Problemen.
„Wir haben immer wieder darauf hingewiesen, dass die Aufzüge an einem so wichtigen Bahnhof funktionieren müssen“, so Gerull. Seit Februar habe die Feuerwehr zu vier Einsätzen an den Bahnhofsaufzügen ausrücken müssen. „Das ist entschieden zu viel.“
Für Britta Krupp überwiegt nach dem Vorfall am Siegburger Bahnhof die Erleichterung darüber, dass ihre Tochter die Situation unverletzt überstanden hat. „Die kam völlig fertig zu Hause an“, sagt die Troisdorferin. Künftig werde sie bestimmt die Treppe nehmen. Eine Ankündigung von SWB-Sprecherin Pütz macht indes Hoffnung: „Die komplette Erneuerung der Aufzüge befindet sich derzeit in der Ausschreibung. Angedacht ist eine Umsetzung im ersten Quartal 2025.“