DrogenhandelKomplize bedroht Angeklagten vor dem Amtsgericht in Siegburg
Siegburg – In der Dealerszene wird mit harten Bandagen gekämpft, das wurde in einem Prozess vor dem Schöffengericht deutlich. Der Hauptangeklagte schilderte, er lebe in Angst. Dass diese Aussage nicht aus der Luft gegriffen war, hatte kurz zuvor die Situation gezeigt, als sein Kompagnon ihn am Eingang des Amtsgerichts bedroht hatte, zufälligerweise vor den Augen des Staatsanwalts. Der warnte den Mann: „Wenn Sie das noch einmal machen, gehen Sie in Haft.“
Cannabis-Plantage in Wohnhaus in einem Ort an der Sieg
Der 49-jährige Hauptangeklagte, ein arbeitsloser Hausmeister, soll von Anfang 2020 an eine Cannabis-Plantage im Wohnhaus seines Bruders und einen schwungvollen Drogenhandel betrieben haben. Er stellte sich vor Gericht als kleines Rädchen dar. Bislang hatte er zu den Vorwürfen geschwiegen, nun, in der Hauptverhandlung, nannte er die Namen mehrerer vermeintlicher Drahtzieher in der Hoffnung auf eine mildere Strafe.
Doch der Plan seiner Verteidigerin, mit dem Teilgeständnis für ihren Mandanten eine Einstellung des Verfahrens herauszuholen, scheiterte. Der Staatsanwalt kündigte weitere Ermittlungen an und die Ladung zusätzlicher Zeugen. Er sei nicht bereit, der Darstellung des 49-Jährigen ohne Weiteres Glauben zu schenken. Der mitangeklagte 37-Jährige schwieg. Als er die Aussage des Älteren kommentieren wollte, herrschte ihn sein Strafverteidiger an: „Halt die Schnauze!“
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Die Zusammenarbeit der Männer soll mit einem Gefallen begonnen haben, so schilderte es der Ältere. Der Jüngere, ein selbstständiger Kaufmann, suchte demnach eine Wohnung, und er vermittelte das leerstehende Haus seines Bruders in einem Ort an der Sieg. Es zog aber niemand ein, der Keller, später auch die beiden Geschosse, wurden zur Aufzucht von Hanfpflanzen genutzt. Fast 20 Kilogramm Marihuana fielen im Mai 2020 den Fahndern in die Hände.
Angeklagter am Siegburger Gericht: „Ich nehme keine Drogen“
Der 49-Jährige, der in der Nähe wohnt, war nach seinen Worten als Gärtner engagiert worden, habe jedoch nur halbherzig gedüngt und gegossen. „Ich wollte damit eigentlich nichts zu tun haben, ich nehme keine Drogen und finde schon den Geruch unangenehm“, ließ er seine Anwältin verlesen. Aus Angst aufzufliegen, habe er schließlich das Haus gemietet und seinen Namen an der Klingel angebracht. Die Miete sei ihm von den Männern, die regelmäßig nach dem Rechten schauten, in bar übergeben worden.
Der 49-Jährige nannte in der Verhandlung Vor- und Nachnamen sowie die Spitznamen mehrerer beteiligter Männer. Er gab zu dem weitere Insiderkenntnisse preis, wie den Standort einer zweiten Drogenplantage in einem Gewerbegebiet im Bergischen.
Angeklagter pflegt kranke Mutter Zuhause
Er selbst wolle mit all dem nichts mehr zu tun haben, so stand es in der durch seine Anwältin verschrifteten, umfangreichen Erklärung; er habe eine Stelle als Busfahrer in Aussicht und pflege seine alte, kranke Mutter im gemeinsamen Zuhause. Er kümmere sich auch um ihren Hund: „Wenn der ins Tierheim müsste, würde es meiner Mutter das Herz brechen.“ Der Prozess beginnt voraussichtlich im kommenden Jahr noch einmal von vorn.