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Japanische WocheWissenswertes zum Kulturgut Kimono im Stadtmuseum Siegburg

Lesezeit 3 Minuten
Eine Frau bindet den Gürtel eines Kimonos

Die Schleife macht den Gürtel: Kimono-Vorführung im Stadtmuseum Siegburg mit Expertin Tomoko Sato aus Yuzawa.

Expertin Tomoko Sato brachte ihrem Publikum die Feinheiten des traditionellen japanischen Kleidungsstücks näher.

Vielfalt und Schönheit des Kimonos waren jetzt im Stadtmuseum zu erleben, als Höhepunkt einer japanischen Woche, die die Deutsch-Japanische Gesellschaft anlässlich der seit 30 Jahren bestehenden Freundschaft zwischen Siegburg und Yuzawa organisiert hatte: Mal schlicht-elegant und einfarbig kamen die Gewänder daher, mal mit prächtigen Blumen, Lampions oder gar poppig mit Melonenstücken als Motiv.

Der Wert eines Kimonos kann den eines Kleinwagens erreichen

Ein Kleidungsstück der Superlativen ist es, das Tomoko Sato, die in Yuzawa als Lehrerin für gutes Benehmen arbeitet und als ausgewiesene Kimons-Expertin gilt, dem Publikum näherbrachte. Die Stoffbahn für einen Kimono bringe es auf zwölf bis 13 Meter Länge, der Gegenwert können den Preis eines Kleinwagens erreichen kann. Lena Borchardt, eine ehemalige Schülerin des Anno-Gymnasiums, die Japanologie studiert und auch schon in Japan lebte, übersetzte.

Sieben Schnitte sind für die einzelnen Teile, Ärmel, Kragen, Rumpf- und Überlappungsteile nötig, die vor dem Nähen erst einmal gewaschen werden. Das sei besser, als wenn sie nach dem Nähen einlaufen, so Tomoko Sato.

Der kostspieligste Teil ist der Gürtel, dessen Anlegen eine wahre Kunst, die die Expertin an mehreren Models vorführte. Mit genau bemessenen Bewegungen, Kniffen und Knoten schuf sie schleifenartige oder kissenartige Gebilde, mal mit Hilfsmitteln wie Schnüren und kleinen Aufpolsterungen, mal ohne. Nachhaltig sei der Kimono, der genäht werde, ohne dass dabei Reststücke anfallen. Diese werden so geschickt eingefaltet und vernäht, dass sie später anders verarbeitet werden könne, wenn die Besitzerin oder der Besitzer im Alter zu- oder abnimmt.

Stilvoll zur Volljährigkeitsfeier oder zum Universitätsabschluss

Ein interessantes Unterscheidungsmerkmal stellen die Ärmel dar: Für eine junge Frau sind diese lang geschnitten, „damit sie einen Ehemann herbei wedeln“ kann. Nach der Heirat könnten sie entsprechend abgeschnitten werden. Die langärmelige Variante ist auch das Kleidungsstück der Wahl zur Volljährigkeitsfeier oder dem Universitätsabschluss.

Zwei Frauen zeigen auf einer Bühne einen aufgefalteten Kimono

Lena Borchardt (links) übersetzte die Ausführungen von Tomoko Sato aus dem Japanischen.

Der Kimono ist so alt wie Japan selbst, schilderte Tomoko Sato. Erst mit der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert sei westliche Mode nach Japan gekommen. Heute werde eher selten zum Kimono gegriffen, gerade, weil das richtige Anlegen kompliziert sei.

Zum Auftakt der japanischen Woche stand am Montag die Taiko-Gruppe Nagare Daiko in der Aula des Anno-Gymnasiums auf dem Programm, die Kimono-Show am Dienstag wurde mit einer Teezeremonie und Ikebana fortgesetzt. Zu japanischen Kulturtechniken wie Origami gibt es am Mittwoch, 18. September, im Anno-Gymnasium Workshops vom Japanischen Kulturinstitut (JKI).

Am Donnerstag, 19. September, 15 bis 18 Uhr informiert das JKI zu Sprache und Kultur und führt den Film: „The Lines that Define Me“ in der Aula des Stadtmuseums vor. Um 19 Uhr folgt ein Festabend mit der Chorgemeinschaft Germania, der Swingphonie der Germania und Holger Mantey am Piano sowie Tony Clark an der Shakuhachi, einer Bambuslängsflöte.