Siegburger Kunsthandwerker öffnen am ersten Aprilwochenende ihre Werkstätten und Ateliers, Besucher können sich selbst kreativ ausprobieren.
Europäische Tage des KunsthandwerksDie Kunst hinter Schuhen, Schmuck und Keramik

Teilnehmende Künstlerinnen und Künstler mit der Kulturbeiratsvorsitzenden Susanne Haase-Mühlbauer, Petra Göldner und Miriam Rousseau vom Fachbereich Tourismusförderung, Thomas Druwe, Leiter der Stadtbibliothek und Andrea Hermes, Leiterin des Stadtmuseums.
Copyright: Lilian von Storch
Handwerk und Kunst können wie Gegensätze klingen. Seit dem Mittelalter gelte das Handwerk aber vielmehr als Basis, um Kunst zu schaffen, sagt die Siegburger Kulturbeiratsvorsitzende Susanne Haase-Mühlbauer: „Das, was dazukommt, der Spirit, der kreative Geist – das ist das, was dann das Handwerk zu Kunsthandwerk macht, was jedes einzelne Teil zu einem Unikat macht.“
Im Rahmen der Europäischen Tage des Kunsthandwerks (ETAK) bekommen Kunsthandwerkschaffende jedes Jahr die Chance, zu zeigen, was ihre Arbeit ausmacht. Auch Siegburg wird wieder zur Bühne für verschiedene Facetten des Kunsthandwerks, sei es Mode, Schmuck, Keramik, Papier, Holz, Malerei oder Fotografie.
Ausstellende reisen zum Siegburger Kunsthandwerkermarkt aus ganz Deutschland an
Zwischen Freitag, 4. April, und Sonntag, 6. April, öffnen 17 Siegburgerinnen und Siegburger ihre Ateliers und Werkstätten. Dazu gibt es im Kulturhaus Siegburg (Stadtmuseum und Stadtbibliothek) einen Kunsthandwerkermarkt mit 15 deutschlandweit angereisten Ausstellerinnen und Ausstellern.
Der Fachbereich Tourismusförderung der Siegburger Stadtbetriebe stellt alle beteiligten Künstlerinnen und Künstler auf dem neuen Instagram-Kanal kunsthandwerk_in_siegburg vor. „Wir wollen hier auch die viele, viele Arbeit zeigen, die hinter den Exponaten steht“, betont Petra Göldner, die das Projekt ETAK in Siegburg leitet.

Schuhmachermeisterin Nadine Weißenfels (r.) mit Modedesignerin Claudia Schult (l.), der Inhaberin des Modeateliers Charly Couture, von der Weißenfels einen Mantel trägt.
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Besucherinnen und Besucher können nicht nur zuschauen und Stücke mit nach Hause nehmen, sondern auch selbst Techniken des Kunsthandwerks ausprobieren. In diesem Jahr solle es ein besonders vielseitiges Programm mit Workshops und Führungen für alle Altersgruppen geben, kündigt Göldner an - das ist auf der Webseite der Siegburger Tourismusförderung zu finden.
Mit Siegburger Ton im Stadtmuseum töpfern oder in der Stadtbibliothek Bücher binden
Alle, die selbst handwerklich kreativ werden wollen, können beispielsweise in der Stadtbibliothek die Kunst des Buchbindens ausprobieren oder im Stadtmuseum mit Siegburger Ton experimentieren. Geschichtsinteressierte können in einem Stadtrundgang die historische Bedeutung der Keramikverarbeitung in Siegburg bis heute erkunden.
Der Spirit, der kreative Geist – das ist das, was das Handwerk zu Kunsthandwerk macht.
Nadine Weißenfels ist Schuhmachermeisterin in der Schuhmacherei Becker. Hier können Besucherinnen selbst Miniaturschuhe als Schlüsselanhänger oder kleine Taschen für Kopfhörer anfertigen.
In den Tagen des Kunsthandwerks sieht Weißenfels für sich die Chance, zu zeigen, wie komplex ein Gebrauchsgegenstand wie ein Schuh eigentlich ist und wie viel Kunst in der Produktion steckt. Hier hofft sie, auch ein Nachhaltigkeitsbewusstsein zu schaffen: „Die größte Konkurrenz, was Schuhreparatur angeht, sind China und die Mülltonne“, so die Schuhmacherin.

Thomas Heinz ist aus Steimel im Westerwald angereist, um seinen Schmuck auf dem Siegburger Kunsthandwerkermarkt zu präsentieren.
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„Oft wird heute gar nicht mehr begriffen, wieviel Arbeit hinter den Dingen steckt“, sagt der Gold- und Silberschmied Thomas Heinz, der aus Steimel im Westerwald angereist ist, um seine Schmuckstücke zu präsentieren. Er wünscht sich, dass noch mehr Städte Kunsthandwerkerinnen und Kunsthandwerker unterstützen würden: „Ein Problem des Kunsthandwerks ist immer die Frage: Wie werden wir gesehen? Ausstellungsmöglichkeiten wie diese sind für uns deswegen ein wichtiger Weg.“
Oft wird heute gar nicht mehr begriffen, wieviel Arbeit hinter den Dingen steckt.
Mit einer selbst entwickelten Technik bietet Thomas Heinz auf dem Kunsthandwerkermarkt in Stadtmuseum und Stadtbibliothek die Möglichkeit, kleine Metall-Buttons selbst zu prägen. „Kinder kommen dann oft auf die Idee, ich hätte gerne ‘nen Käfer, ‘ne Giraffe, dieses oder jenes. Die Bilder stilisieren wir dann schnell mit kleinen Drähten.“
Im Siegburger Kulturkiosk auf dem Marktplatz können einige Ausstellungsstücke bereits vor den ETAK bewundert werden. Der Siegburger Kulturbeirat sei sich einig, dass Kunst nicht nur im Stadtmuseum, sondern in der gesamten Stadt ihren Platz finden soll, sagt Susanne Haase-Mühlbauer. „Wir wollen darauf hinweisen: Geht in die Läden und Geschäfte, hier gibt es keine Massenware, sondern ganz viel Individualität - so, wie die Menschen auch sind.“
Nicht nur in Siegburg zeigen Kunsthandwerker anlässlich der ETAK ihre Arbeit: In Much lädt Rolf Seebach in sein Keramik-Atelier in Hevinghausen 104 ein. Am Sonntag, 6. April, gibt es dort von 11 bis 18 Uhr Geschirrvariationen, handgedrehte Waschbecken, keramische Lichtobjekte sowie Unikate aus dem „offenen Feuer“, Feuerschalen, Wasserobjekte und Skulpturen zu bestaunen.