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Shirin Geier in DänemarkMucherin startet bei der Weltmeisterschaft der Islandpferde

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Much – Als 2012 der Anruf via Skype aus Amerika kam, da schwante Vater Bernward Geier schon was. „Ich habe sie ja immer damit aufgezogen, dass sie sich in einen Cowboy vergucken würde!“ Und wirklich: „Ich habe mich verliebt“, sagte seine jüngste Tochter Shirin, die nach dem Abitur auf dem Gestüt Creekside Farm in Georgia jobbte. „In Prins“, sagte die damals 18-Jährige, und der Vater staunte. „Meine Frau hat immer davon geträumt, dass eine unserer Töchter Prinz Harry oder Prinz William heiraten würde“, erzählt der Agraringenieur. Ein nicht ganz abwegiger Gedanke, immerhin durfte die älteste Tochter Vanessa ein Praktikum auf der „Duchy Home Farm“, dem Biohof des britischen Thronfolgers Prinz Charles in Cornwall absolvieren. Aber ein Prinz ausgerechnet in Amerika?

Die Auflösung kam schnell: Prins ist ein Pferd. Ein Islandpferd, das sich unter anderem durch seine Gangart Tölt auszeichnet (siehe „Vier Hufe und fünf Gänge“). Und mit dem die heute 21-jährige Shirin Geier ab Samstag um den Weltmeistertitel kämpft.

Das hätte sich die junge Mucherin nicht träumen lassen, als sie sich in den lackschwarzen Wallach verguckte. „Fünf Jahre war er damals, viel Grundausbildung hatte er auch noch nicht.“ Aber er hatte Charme: „Er ist sehr menschenbezogen, hat ein angenehmes Temperament und tut viel für seinen Reiter. Wenn ich ihn rufe, wiehert er und kommt von der Weide zu mir gelaufen“ , erzählt Shirin, die mit der Gangpferderasse aus dem hohen Norden großgeworden ist. Ihre Eltern betreiben seit 2002 den eigenen Hof mit Zucht und Pensionsbetrieb in Much-Alefeld. „Ich wollte immer im großen Sport mitreiten“, sagt die 21-Jährige. „Und ich wollte ein junges Pferd haben, das ich selber ausbilden kann.“

Ausbildung zur Pferdewirtin

Dass der schöne Prins Potenzial hatte, das hatte sie in den USA trotz seines jungen Alters – Islandpferde werden in der Regel erst mit fünf Jahren angeritten – sofort erkannt. Aber dass sie und Prins knapp drei Jahre später zu den Besten der Besten zählen würden, das hätte Shirin, die derzeit eine Ausbildung zur Pferdewirtin auf dem Islandpferdehof Töltmyllan in Lindlar absolviert, nicht gedacht. „Es ist absolut ungewöhnlich, dass ein achtjähriges Pferd schon so weit ist“, sagt ihre Mutter Birgit, Zucht- und Betriebsleiterin des eigenen Hofes „Islandpferdegestüt vom Klief“. Auch die Herkunft ließ so manchen Turnierprofi zunächst skeptisch sein: Die USA sind – anders als Island oder auch Deutschland – kein klassisches Zuchtland für die robuste Rasse. „Damals hat mich jeder für verrückt gehalten“, erinnert sich Shirin. Was sie aber nicht davon abhielt, die 10 000 Euro für das Pferd und die 5000 Euro für den Import zusammenzukratzen, damit Prins nur zwei Tage nach ihr per Flugzeug nach Deutschland kommen konnte. Sie trennte sich von einem ihrer beiden Pferde zu Hause in Much, ihr Vater setzte die Rücklage für seine Vorsteuer ein.

Der rasante Erfolg gab der jungen Mucherin Recht: 2013 wurde sie Jugendmeisterin und in den Bundeskader der Jungen Reiter aufgenommen. 2014 erritt sie Bronze bei den Mitteleuropäischen Meisterschaften in der Schweiz und qualifizierte sich durch diese Titel für die Teilnahme an der Weltmeisterschaft, die ab Samstag in Dänemark ausgetragen wird.

Erst Ende vergangenen Monats wurden die Namen der tatsächlichen WM-Teilnehmer aus Deutschland bekanntgegeben. „Ich habe gezittert bis zum letzten Moment!“ Doch selbst wenn sie kein Ticket nach Dänemark bekommen hätte, allein die Qualifikation zur Teilnahme, die Bescheinigung, zu den besten Reitern der Welt zu gehören, hätte ihr schon gereicht: „Die Anerkennung für feines, harmonisches Reiten, das freut mich am meisten!“

Glück hat sie, sagt sie, dass ihre Ausbilder auf Töltmyllan sie so gut unterstützen – Johanna Tryggvason startet selber für Deutschland – und ihre Eltern ihr das teure Training und die immerhin 1500 Euro Kostenbeteiligung an der Turnier-Teilnahme finanzieren. In Dänemark startet Shirin Geier mit Prins in der Königsdisziplin „T1“: Tölt in verschiedenen Tempi, vom langsamen bis zum Renntempo und wird gegen 20 andere Reiter antreten müssen. Die besten fünf kommen ins Finale. „Jeder träumt von der Goldmedaille“, sagt Shirin. „Ich hoffe, dass ich ins Finale komme.“