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BrauchtumSegway beim Martinszug in Sankt Augustin bleibt wohl eine Ausnahme

Lesezeit 3 Minuten

Das Ministerium legt nur für Karnevalsumzüge strenge Regeln für den Einsatz von Pferden an.

Eine aktuelle Wende hat sich im Januar 2024 für Pferde in Martinszügen ergeben. „Die strengen Regeln für Karneval müssen so nicht grundsätzlich für das Brauchtum umgesetzt werden“, berichtet Landtagsabgeordneter Sascha Lienesch (CDU) auf Nachfrage der Redaktion. Er hatte sich beim Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz informiert, nachdem auf dem Martinszug in Niederpleis im vorigen Jahr Segways statt Pferde eingesetzt worden waren. Die Stadtverwaltung hatte die Regeln als Vorgabe für die einzelnen Züge empfohlen.

„Ich tendiere dazu, im November 2024 wieder ein Pferd einzusetzen“, so Sascha Ziegenhals von der Dorfgemeinschaft aus Niederpleis. Allerdings müsse er noch genau die Vorgaben lesen. Für ihn sei aber die Tradition wichtig. Und da reite Sankt Martin halt auf einem Pferd. Überrascht sei von der deutschlandweiten Resonanz gewesen.

Bei der Dorfgemeinschaft in Sankt Augustin-Niederpleis ist Sankt Martin auf dem Pferd bald wieder Thema

„Wir waren sogar im Fernsehen.“ Ende Februar 2024 sei die Sitzung der Dorfgemeinschaft in Niederpleis, auch der diesjährige Martinszug im November 2024 stehe auf der Tagesordnung. „Dort kann alles besprochen werden, um so einen gemeinsamen Beschluss zu fassen.“

Grund für den Sankt Martin auf zwei Rädern waren die strengen Vorschriften. So musste der Weg des Umzuges so konzipiert sein, dass eine tierärztliche Betreuung innerhalb von zehn Minuten erfolgen kann. Eine Gelassenheitsprüfung der Tiere war Vorschrift, damit sichergestellt ist, dass sie den Martinszug auch mental bewältigen. Die Reiter mussten nachweisen, dass sie regelmäßig auf den Tieren sitzen: pro Jahr mindestens 30 praktische Reitstunden, davon zehn innerhalb der letzten vier Monate unter Aufsicht eines geeigneten Reitlehrers, mindestens FN-Trainer C.

Landtagsabgeordneter Sascha Lienesch auf dem Martinsumzug 2023 in Sankt Augustin-Niederpleis.

Landtagsabgeordneter Sascha Lienesch auf dem Martinsumzug 2023 in Sankt Augustin-Niederpleis.

„Mir ist der Erhalt des Brauchtums sehr wichtig. Dazu gehört auch, dass es den ehrenamtlichen Ausrichtern von Martinszügen möglich ist, Pferde einzusetzen und die Hürden dafür nicht unüberwindbar sind. Natürlich muss auch auf das Tierwohl geachtet werden“, so der auch für Sankt Augustin zuständige Landtagsabgeordnete Sascha Lienesch.

Sankt Augustins Bürgermeister möchte zu den alten Regelungen bei Sankt Martin zurückkehren

Bürgermeister Max Leitterstorf freut sich über diese Klarstellung: „Ich danke dem Ministerium. In Sankt Augustin haben wir mit den bis inklusive 2019 geltenden Auflagen gute Erfahrungen gemacht. Es ist deshalb mein Ziel, dass wir ab 2024 wieder zu diesen Regelungen von 2019 zurückkehren. Wie vom Ministerium gewünscht, werden wir uns diesbezüglich mit dem Veterinäramt des Rhein-Sieg-Kreises abstimmen. Es ist mir wichtig, dass wir die Traditionen um Sankt Martin hochhalten und das Brauchtum auch bei den Martinszügen pflegen.“

Der Kreis möchte den Einsatz von Pferden immer im Einzelfall prüfen. „Letztlich handelt es sich beim Einsatz von Pferden, auch bei Martinszügen, um Einzelentscheidungen“, so Kreispressesprecherin Bettina Heinrichs-Müller. Sie seien vom jeweiligen Konzept des Veranstalters abhängig. Dazu gehöre zum Beispiel, ob eine Musikkapelle in direkter Nähe des Pferdes spiele. Einzelentscheidungen des Kreises würden auf Grundlage des Tierschutzgesetzes sowie der Leitlinie des Landwirtschaftsministeriums getroffen

Beim Karnevalsumzug in Sankt Augustin werden 2024 keine Pferde mitlaufen

Beim großen Karnevalsumzug am Sonntag, 11. Februar 2024, in der Stadt mit 1300 Teilnehmern und zwölf Mottowagen wird es jedoch keine Pferde geben. Dazu Zugleiter Dirk Beutel: „Nur die Ehrengarde mit ihrem Reitercorps war früher mit Pferden unterwegs. Mit liegt keine diesbezügliche Anmeldung vor.“ Auch Segways seien bisher nicht von den Teilnehmern gemeldet worden.