PflanzenschutzMit Ringelblumen wurden auf Feldern in Mülldorf Drahtwürmer vertrieben

Ringelblumen an der Ankerstraße.
Copyright: Stefan Villinger
Sankt Augustin – Es ist Anfang November 2022. Schon von weitem leuchten die Blüten der Ringelblumen auf zwei Feldern an der Ankerstraße in kräftigem Gelb oder Orange. Biologe Andreas Fey sticht mit dem Spaten tief in den Boden und dreht einen Brocken um. Blanke Erde ist zu erkennen. Kein Wurm windet sich. „Noch im Frühjahr konnte man hier mühelos die Drahtwürmer finden“, berichtet er. Sie sind die Larven des Schellkäfers und gelten als Schädlinge. In 250 Milliliter Erdenprobe hätten sich bis zu zehn Drahtwürmer befunden. Bestätigt wurde dies durch eine Untersuchung der Landwirtschaftskammer.
„Drahtwürmer im Boden nagen an Wurzeln und befallen Kartoffeln oder Rüben“, aber auch aufkeimendes Getreide, berichtet Fey. In den Knollengewächsen könnten im Spätsommer sogar ganze Gangsysteme beim Durchschneiden entdeckt werden. Die Ernte wird damit großflächig vernichtet. Naturfreund Fey bewirtschaftet seit einigen Jahren die beiden Felder in Mülldorf zusammen mit Landwirt Markus Brenner. Im ersten Jahr nach einem Grünlandumbruch verschwanden dann auch bei der aufkeimenden Hafersaat ein Großteil der Saatreihen.

Biologe Andreas Fey setzt auf die Kräfte der Natur.
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Wie konnte man nun die Drahtwürmer zurückdrängen? „Die Natur hat eigentlich für alles eine Lösung“, so Fey. Deswegen wurden großflächig die Ringelblume eingesät. Nagen die Drahtwürmer an deren Wurzeln vergiften sie sich und gehen ein. Die Larven sind übrigens sehr hartnäckig. Bis zu fünf Jahre können sie auch ohne Nahrung im Boden überleben. Früher hätten die Landwirte zur chemischen Keule gegriffen, heute sei dies „jedoch verboten und das ist gut so“, betont Fey. Zudem sind die zwei Flächen an der Ankerstraße biozertifiziert und somit konventionelle Schädlingsbekämpfung ausgeschlossen.
Eine Wegstrecke von der Grünen Mitte zu den Siegniederung
Beide Felder sind im nächsten Jahr als Vertragsnaturschutzfläche vorgesehen. Hasen haben dort eine Heimat gefunden, auch Rebhühner brüten in einer eigens für sie angelegten Blühfläche die mit Regionalem Saatgut eingesät wurde. Die Einsaat der Restfläche mit Bio-Dinkel erfolgt in doppeltem Reihenabstand und bietet den Tieren dann Bewegungsfreiheit, Deckung und lässt seltenen Ackerunkräutern ein Chance. „Die Fläche ist für viele Tiere Wegstrecke von der Grünen Mitte zu den Siegniederung“, erklärt Fey. Auch Feldlerchen, Kiebitze und Singdrosseln fühlen sich dort inzwischen wohl.

Ein Hummel an der Blüte der Ringelblume.
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Ringelblumen sind einjährig. Ihre Samen bleiben aber in der Fläche. „Es entsteht ein natürlicher Kreislauf“, berichtet Fey. Bei der Bearbeitung des Bodens kommen immer wieder Samen hoch die keimen dann mit dem Getreide und würden so als „Larvenpolizei“ wertvolle Arbeit leisten. Die Blüten werden zurzeit auch von vielen Tieren besucht. Hummeln, Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten fliegen munter auf dem Feld herum.
Auch Klaus Weddeling von der Biologischen Station des Rhein-Sieg-Kreises befürwortete diese Aktion. „Man sollte immer alternative Mittel im Auge haben, wenn sich eine Tierart plötzlich ausbreitet und es deswegen zu Problemen kommt.“