Ein Linienbus ist am Montagmorgen ungebremst in eine Ladenzeile und Moschee in Sankt Augustin gefahren. Mehrere Geschäfte wurden zerstört – ein 61-Jähriger rettete mit einem Sprung aus seinem Taxi sein Leben.
Bus zerstörte Taxi61-Jähriger rettet in Sankt Augustin mit Sprung sein Leben
„Ich habe Glück gehabt“, der Schreck saß Reza Ranjbarfar noch in den Knochen. Kurz zuvor war ein Linienbus auf ihn zugerollt. Der 61-Jährige hatte ein lautes Motorengeräusch gehört und von seinem Buch aufgeblickt. „Der Bus war drei, vier Meter vor meinen Augen. Ich habe die Tür aufgerissen und bin rausgesprungen.“ Gerade noch rechtzeitig, im nächsten Augenblick rammte das schwere Gefährt seinen Wagen und schleuderte ihn um mehr als 90 Grad herum.
Bei dem spektakulären Unfall in Niederpleis sind am Montagmorgen fünf Menschen leicht verletzt worden. Drei wurden in Krankenhäuser gebracht, darunter zur Vorsorge eine schwangere Frau.
Der 58 Jahre alte Fahrer aus Siegburg hatte im Kreisverkehr von Niederpleiser Straße und Am Engelsgraben aus bislang ungeklärter Ursache die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren. Das riss auf 20 Meter Länge einen Zaun aus der Verankerung, rammte das Taxi und rollte anschließend mit immer noch erheblicher Geschwindigkeit in eine Ladenpassage.
Keine Schwerverletzten bei Unfall mit Linienbus in Sankt Augustin
Links und rechts gingen die Schaufenster zu Bruch, teilweise wurden sie aus den Rahmen gerissen. Erst an der Mauer des Gebäudetrakts, in dem die Moschee des Marokkanischen Kulturvereins ihren Sitz hat, blieb der Bus stehen. Er drückte die Wand ein, das Führerhaus stand fast einen Meter in den Raum hinein. Die drei Fahrgäste und der 58-Jährige erlitten glücklicherweise keine schweren Verletzungen.
Die Besatzungen von vier Rettungswagen und ein Notarzt kümmerten sich um sie. Taxifahrer Ranjbarfar klagte über Herzschmerzen. Er wurde untersucht, bedurfte aber keiner weiteren Behandlung.
Die Freiwillige Feuerwehr rückte an, weil zunächst davon ausgegangen werden musste, dass Menschen eingeklemmt seien. Sie stellten dann den Brandschutz sicher und unterstützten die Polizei, unter anderem mit einer Drohne für Luftaufnahmen. Der anfänglich aufsteigende Rauch stammte von abgerissenen Heizungsrohren. Feuer gab es nicht.
Bus rollte direkt auf Inhaber von Sankt Augustiner Kiosk zu
Dem Inhaber des Kiosks, Asllan Asllanaj, zitterten noch eine Stunde nach dem Unfall die Hände. „Ich habe ein Geräusch wie von einem Panzer gehört“, erinnerte er sich, „dann sah ich den Reza rausspringen und der Bus rollte genau auf mich zu.“ Doch der Fahrer lenkte noch ein wenig ein und schaffte es, genau in den Durchgang zu steuern. „Er schrie und versuchte zu lenken“, beschrieb Ranjbarfar die Situation, der dem Mann ins Auge geblickt hatte.
Die Ecke des Kiosks aber erfasste der Bus, die erst vor kurzem neu errichtete Fassade ging zu Bruch. Gegenüber das Geschäft verlor ebenfalls die große Scheibe. Vor zwei weiteren Läden lagen Glasscherben. Polizisten holten später aus einem Hundesalon noch eine Transportbox mit Welpen heraus. Am Ende der Passage gibt es einen Gebäudetrakt, in den das schwere Fahrzeug krachte.
Glücklichen Umständen ist es zu verdanken, dass zu diesem Zeitpunkt niemand in dieser Schneise der Verwüstung zu Fuß unterwegs war. Ein Kraftfahrzeugmeister gab eine mögliche Erklärung. Der Turbolader des Linienbusses eines Subunternehmers für die Rhein-Sieg-Verkehrsgesellschaft habe möglicherweise Öl gezogen. Das verbrennt und der Motor bringt so lange Leistung, bis das verbraucht ist. Das lasse sich nicht stoppen, bremsen sei ebenfalls nicht möglich.
Sankt Augustin: Statiker begutachteten Gebäude nach Unfall
Die Polizei stellte das stark beschädigte Gefährt sicher, die Ermittlungen dauern an. Noch gibt es keine Erkenntnisse, die Idee des Experten ist zunächst eine Spekulation.
Bürgermeister Dr. Max Leitterstorf war vor Ort, er schaltete sofort die Bauaufsicht ein. Städtische Mitarbeiter, unter anderem ein Statiker, begutachteten die Schäden und gaben Entwarnung. Das Gebäude ist nicht einsturzgefährdet. Nur vorsorglich wurden in der darunter liegenden Tiefgarage Baustützen aufgestellt, bis das Fahrzeug von einem Abschleppunternehmen geborgen werden konnte.