Nicht nur Pizza kauften Kunden im Sankt Augustiner Lokal, betrieben wurden hier ein schwungvoller Kokainhandel und illegales Glücksspiel.
ProzessErmittler entdecken Kokain und illegale Spielautomaten in Sankt Augustiner Pizzeria
Der Tipp kam aus der Nachbarschaft: In der Pizzeria in einem Sankt Augustiner Stadtteil gab es nicht nur schmackhafte Teigfladen, sondern auch portionsweise Kokain zu kaufen. Bei der Durchsuchung entdeckte die Polizei zudem illegale Glücksspielautomaten. Vier Männer standen vor dem Siegburger Amtsgericht.
Zwei lieferten Teilgeständnisse ab, der dritte bestritt jede Schuld, der vierte räumte lediglich Drogenbesitz ein. Für einen 46-Jährigen ging es um viel: Der Arbeiter steht unter laufender Bewährung, er saß wegen Betäubungsmittelhandels schon Jahre in Haft, der Strafrest wurde ihm erlassen. Er räumte lediglich das illegale Glücksspiel ein.
Sankt Augustiner Restaurant lief zunächst auf den Namen der Mutter
Der vierfache Vater hatte die Pizzeria angemietet, sie lief, weil er mit seinen 18 Vorstrafen keine Konzession bekam, zunächst auf den Namen seiner Mutter. Später stieg dann der zweite Angeklagte, ein 37-jähriger Tischler, als Betreiber ein. Der gestand den Handel mit der harten Droge. Mit den Glücksspielautomaten habe er nichts zu tun gehabt, versicherte er.
Seit Ende 2020 florierte der Drogenhandel, bis zur Durchsuchung Mitte 2021. Doch der Tischler machte weiter, die Polizei erwischte ihn im Juni 2023 in einem Stadtpark nicht weit von dem früheren Restaurant entfernt, beim Kokainhandel. Er kam in Untersuchungshaft, wurde nach zweieinhalb Monaten gegen Auflagen haftverschont. Er habe selbst ein massives Problem mit Drogen gehabt, sagte der Vater einer Tochter, die Drogenscreenings, die er seit einigen Monaten dem Gericht vorlegen muss, zeigen, dass er zur Zeit clean ist.
Drogentütchen in einer Schweinchenfigur aufbewahrt
Der jüngere Bruder des Tischlers, ein Dachdecker, arbeitete damals für kurze Zeit als Pizzabäcker. Bei ihm fahnden die Ermittler eine Konsumeinheit Kokain, zum Eigengebrauch, versicherte der 29-Jährige. Auf den Drogentütchen, die sich in einer Hohlfigur, einem Schweinchen befanden, sicherten die Ermittler unter anderem seine DNA.
Kein Beweis für die Verstrickung seines Mandanten in die Geschäfte, sagte sein Verteidiger: „Die Spuren können auch auf anderem Weg dorthin gelangt sein.“ Dem folgte das Schöffengericht unter Vorsitz von Ulrich Wilbrand und sprach den bislang nicht Vorbestraften frei. Der vierte Angeklagte, ein zur Zeit arbeitsloser Pizzabäcker, erhielt eine Geldstrafe in Höhe von 3600 Euro (120 Tagessätze à 30 Euro). Er hatte sich in der Bunkerwohnung über der Pizzeria aufgehalten, die Fahnder fanden bei ihm knapp 70 Gramm Kokain.
Sankt Augustiner Arbeiter muss fast 220.000 Euro Wertersatz bezahlen
Die beiden Hauptangeklagten kamen mit Bewährungsstrafen davon. Der 46-Jährige erhielt eine Freiheitsstrafe von eineinhalb Jahren, in der vierjährigen Bewährungszeit muss er monatlich Drogenscreenings bei seinem Bewährungshelfer abliefern. Außerdem 200 Sozialstunden leisten und sich bei Oasis, einem Verzeichnis für Spielsüchtige, registrieren, so dass er keinen Zugang mehr hat zu - legalen - Glücksspielen.
Ihr Mandant sei „sein bester Kunde“ gewesen, sagte seine Verteidigerin, habe oben das Geld in seine eigenen Automaten hineingeworfen und unten wieder rausgeholt, er hatte ja den Schlüssel. Die so genannten „Fun Games“ spucken keine Gewinne aus, an andere Spieler wurden die an der Theke ausgezahlt, das belegt eine Liste mit Namen und Beträgen von 50 bis 900 Euro.
Durch sein dauerndes Spielen hat der Angeklagte nun ein dickes Problem. Denn er muss knapp 220.000 Euro „Wertersatz“ zahlen, ein vermutlich fiktiver Gewinn. Die Apparate registrierten alle Summen, wenn der 46-Jährige sie beispielsweise immer mit nur einem 50er fütterte, kamen bei 50 Spielen 2500 Euro zusammen. Ob bei dem Mann, der kurz vor der Zwangsräumung steht, überhaupt etwas zu holen ist, blieb offen.
Der 37-jährige Pizzeriabetreiber wurde zu einem Jahr und neun Monaten verurteilt, in der dreijährigen Bewährungszeit muss er alle drei Monate ein Drogenscreening bei der Bewährungshilfe einreichen.