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DiamanthochzeitWie zwei junge Menschen ihre Heimat verließen und in Sankt Augustin die Liebe fanden

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Die Domscheits vor 60 Jahren.

Die Domscheits vor 60 Jahren.

Edeltraud und Siegfried Domscheit verließen unabhängig voneinander ihre Heimat und lernten sich an einer deutschen Schule kennen. Jetzt feiern sie Diamanthochzeit.

„Auf der Schulbank haben wir uns kennengelernt“, erinnert sich Siegfried Domscheit an die erste Begegnung mit Edeltraud Littek. Das war vor 65 Jahren in einer Förderschule in Espelkamp, wo sie und er vor allem Deutsch lernen mussten. Beide hatte es Ende der 1950er nach Ostwestfalen verschlagen. Sie hatten die Heimat in den Masuren verlassen müssen, wo sie in Ortelsburg und er in Sensburg aufgewachsen waren. Obwohl die Städte nur 50 Kilometer voneinander entfernt liegen, trafen sie erst an der Förderschule aufeinander.

Edeltraud Domscheit blickt im Gespräch bei Kaffee, Apfelkuchen und Donauwelle mit freudigem Unterton zurück, dabei trafen sich die strahlenden Blicke der Eheleute: „Wir hatten gerade Pause, ich stand mit Freundinnen im Kreis, da kommt ein junger Mann rein“, berichtet sie. Sein „Ach du kannst aber gut Deutsch sprechen“, habe sie neckisch mit „Du aber auch“ beantwortet. „In dem Moment knisterte es schon zwischen uns. Ja, es war Liebe auf den ersten Blick.“ Dicke Vorschusslorbeeren erntete der junge Mann zudem von einer Lehrerin, die ihm bescheinigte, der einzige zu sein, „der logisch denken kann.“ Eine Eigenschaft, die ihm in seinem Berufsleben als Verwaltungsbeamter später gewiss zugutekommen sollte.

Sankt Augustinerin sang im Johanniter-Krankenhaus für Kranke

Fortan teilten sie jede freie Minute, das Knistern hält bis heute an, wie beide unterstreichen. Vier Jahre nach der ersten Begegnung verlobten sie sich, ein Jahr später standen sie, heute auf den Tag genau vor 60 Jahren, in Iserlohn vor dem Standesbeamten und vor dem Traualtar. „Sie heiratete meine Mutter mit“, erzählt der Diamant-Bräutigam. Denn die zog noch im selben Jahr vom damaligen gemeinsamen Wohnort in Westerholt mit nach Oberpleis. Auch neun Jahre später mit ins eigene Reihenhaus nach Hangelar, nur wenige Kilometer vom Materialamt der Bundeswehr entfernt, wo der Jubilar lange Jahre arbeitete.

Edeltraud und Siegfried Domscheit lernten sich in einer deutschen Schule kennen.

Edeltraud und Siegfried Domscheit lernten sich in einer deutschen Schule kennen.

Viel gab es für die junge Ehefrau zu tun. Neben ihren Kindern Veronika und Sohn Jürgen kümmerte sie sich um die pflegebedürftige Schwiegermutter. „Die Kinder fanden es schön, dass eine Oma im Haus war“, sagt sie. Wenig Zeit blieb für das Hobby, aber dem Singen im Kirchenchor der Pauluskirche verschrieben sich beide. Die Probenteilnahme jeden Montag war „selbstverständlich“, bei ihrem Segnungsgottesdienst am kommenden Sonntag dürften sie diesmal indes Zuhörer sein.

Für Edeltraud Domscheit wurde eine Berufung aus dem Singen. Sie unterzog sich auch einer solistischen Ausbildung, sang im Johanniter-Krankenhaus für Kranke, war neun Jahre Unterhaltungs-Therapeutin im Bonner Haus Rosenthal. Ein Höhepunkt war für sie ein Konzert, das sie in Madrid in der Deutschen Botschaft singen durfte.

Glaube spielt eine wichtige Rolle in der Ehe der Domscheits

Viele Urlaube verbrachte die vierköpfige Familie im heutigen Kroatien und an der Ostsee. Die Familienbande sind fest. „Wir haben eine sehr nette Familie, es ist das Allerschönste was es gib“, sagt die Jubilarin. Stolz ist das Diamant-Paar auf das Kompliment ihrer vier Enkel, „es einmal genauso machen zu wollen, wie sie es gemacht haben.“

„Gottes Wort ist mitten drin im Leben bei uns“, antwortet Edeltraud Domscheit auf die Frage nach dem Geheimnis einer guten Ehe. „Wir hatten auch Streit, aber nach ein bisschen Ruhe war alles vergessen.“