Ein ehemaliger Pilot spricht nach dem tödlichen Unglück über mögliche Ursachen. Die abgestürzte Maschine galt als Rolls Royce unter den Flugzeugen.
Unglück in Sankt AugustinEx-Pilot hält Motorschaden als Ursache für Flugzeugabsturz für möglich

Ein Kran des Technischen Hilfswerks lädt den schweren Motorblock auf einen Abschleppwagen.
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Nach wie vor ist unklar, warum das Flugzeug eines 51-jährigen Arztes am Freitag am Flugplatz abgestürzt ist. Die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) hat das Wrack sicherstellen lassen, mit einem Zwischenbericht ist erst in einigen Monaten zu rechnen. Der Pilot soll jedoch kurz nach dem Start Motorprobleme gemeldet haben.
Michael K. aus Bonn ist ehemaliger Pilot, der selbst jahrelang zu beruflichen Flügen von Hangelar gestartet ist. Er trauert um seinen Kollegen, auch wenn er ihn nicht persönlich kannte. „Ich hatte selbst mal einen Motorschaden, bei dem ich nur mit Mühe notlanden konnte“, sagt er. Er sei oft mit einer Cirrus, einem einmotorigen Leichtflugzeug, unterwegs gewesen, berichtet der 50-Jährige.
Die abgestürzte Maschine vom Typ Beechcraft Bonanza gilt als Rolls Royce unter den Flugzeugen
„Mein Motor hatte nach dem Start 50 Prozent an Leistung verloren, ich habe versucht, umzudrehen. Das war allerdings schon weiter draußen, die Häuser kamen auf einmal sehr, sehr nahe. Ich habe die Landeklappen eingefahren und bin eine ganz flache Runde geflogen, sonst hätte ich auch so enden können – deswegen macht mich das so betroffen“, sagt K.
Der 51-Jährige besaß zwar eine Lizenz als Berufspilot, die Beechcraft Bonanza gilt K. zufolge trotzdem als sehr komplexes Flugzeug. „Es ist der Rolls Royce unter den Sportflugzeugen. Viele Piloten sind nicht ausreichend dafür ausgebildet, weswegen es immer wieder zu Unfällen kommt“, sagt er. Ältere Modelle haben ein V-förmiges Höhenruder. Die verunglückte Maschine sei relativ neu gewesen.
„Wenn es zu einem Motorausfall kommt, hat man als Pilot zwei Möglichkeiten: Entweder man reagiert panisch oder löst sich emotional von der Situation, dann hat man höhere Chancen, da herauszukommen.“ Die Landeklappen des Wracks sind eingefahren. Ein Nachbar eines Freundes, der in Sichtweite der Unglücksstelle lebe, habe das Flugzeug trudelnd nach unten stürzen sehen.
„Wahrscheinlich hat er versucht, zu drehen, um zum Flugplatz zurückzukehren. So eine Umkehrkurve ist sehr riskant, da kann es leicht zu einem Strömungsabriss kommen.“ Dennoch müsse abgewartet werden, was die Untersuchung bringe. „Es ist unglaublich, dass das Mädchen da herausgekommen ist“, sagt der Pilot. „Vielleicht saß sie hinten – meine Kinder saßen auch lieber hinten, weil da die Sicht besser ist.“