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Großer Andrang bei EröffnungDas bietet die neue Bücherhalle der Steyler in Sankt Augustin

Lesezeit 3 Minuten
Gisela Lindner wiegt die Bücher, die Lehramtsstudent Jonathan Jungbluth gerade ausgesucht hat.

Gisela Lindner wiegt die Bücher, die Lehramtsstudent Jonathan Jungbluth gerade ausgesucht hat.

Mehr als 400 Menschen kamen zur Eröffnung und kauften „ohne Ende“. Unter den Hammer kommen nicht nur Bücher.

Über 400 Freunde des gedruckten Wortes kamen zur Eröffnung der Steyler Bücherhalle an ihrem neuen Standort. „Es wurde ohne Ende gekauft“, berichtet Kristina Sigmundczyk, die schon seit sieben Jahren zum Team der Ehrenamtler gehört. Und nicht nur 30.000 Bücher waren auf der ersten Etage an der Arnold-Janssen-Straße 24 zu finden. Auch ausgesuchte Dekoartikel konnten erworben werden.

Sigmundczyk zeigt auf eine Glasvitrine mit wertvollen Figuren aus chinesischem Zedernholz. „Einige davon wurden kurz nach der Eröffnung heute Morgen um 10 Uhr gekauft.“ Schnäppchenjäger wissen es schon lange: Der frühe Vogel fängt den Wurm.

Frauen und Männer suchen in Regalen nach Büchern.

Regale voller Bücher sind auch am neuen Standort der Bücherhalle zu finden.

Der größte Teil der Kunden der Bücherhalle nimmt sich jedoch Zeit und ist nicht auf schnelle Erfolge aus. Gewissenhaft wird das Angebot in den meterlangen Regalen geprüft. Und wer nicht weiß, was er genau sucht, der geht oft vollbepackt nach Hause. Zu verlockend ist das Angebot. Peter Grewe aus Hennef kommt schon seit Jahren zur Bücherhalle. Zahlreiche Werke hat er dort schon gefunden. Zur Eröffnung am neuen Standort hat er etwas ganz Besonderes mitgebracht.

Bücherhalle musste umziehen, weil die feuerwehrtechnische Zentrale von Sankt Augustin dort neu gebaut wird

Ein Kunstwerk mit dem Titel „Gebet eines Predigers für sich und seine Zuhörer.“ Es besteht aus einem alten Gebetbuch, das durch eine Glaskuppel geschützt wird. Kristina Sigmundczyk nimmt es dankend stellvertretend für das Team der Ehrenamtler entgegen. „Das Werk bekommt einen gut sichtbaren Platz“, betont sie. Mit der Gefahr, dass es versehentlich gekauft wird, kann Grewe „gut leben. Dann gestalte ich ein neues Werk“, meint er. Bücher dazu seien ja genug vorhanden.

Peter Grewe aus Hennef hat ein altes Gebetbuch zu einem Kunstwerk umgearbeitet und schenkt es der Bücherhalle.

Peter Grewe aus Hennef hat ein altes Gebetbuch zu einem Kunstwerk umgearbeitet und schenkt es der Bücherhalle.

Jonathan Jungbluth legt gerade einen schweren Packen von Büchern bei Gisela Linder auf die Waage. Vier Euro kostet das Kilo. Der 20-Jährige studiert in Köln die Fächer Musik und Deutsch auf Lehramt. „Zusammen mit meinem Opa Dieter bin ich vor Jahren das erste Mal zur Bücherhalle gekommen“, erinnert er sich. Fürs Studium könne er das ein oder andere Werk gut gebrauchen. In meinem Nebenraum steht ein Tisch voller CDs. Dieter Jungbluth hat da immer ein Auge drauf. „Vor einiger Zeit ist mal ein Schwung von 300 CDs mit Country- und Wesenssongs aus einem Erbe reingekommen.“ Die habe er auf einen Schwung komplett erworben. Das sei allerdings ein „echter Glücksfall“ gewesen.

Guido Hackelbusch, Leiter des Teams der Ehrenamtler, freut sich über die große Resonanz nach dem Umzug. Der wurde nötig, weil die neue feuerwehrtechnische Zentrale der Stadt einen Platz braucht. Die ehemalige Turnhalle der Steyler aus den 60er Jahren, in der die Bücherhalle seit ihrer Gründung im Jahr 2013 untergebracht war, wird deswegen abgerissen.

Mädchen vom Stamm der Puroik in Indien leben in Sklaverei und werden von den Nyishis unterworfen

3000 Euro waren am Eröffnungstag in der Kasse. Voriges Jahr waren es insgesamt 72.780 Euro, die durch den Verkauf der gespendeten Bücher zusammenkamen. Mit dem Geld werden Projekte unterstützt, bei denen benachteiligte Menschen durch Bildung neue Chancen erhalten.

Ein Beispiel aus Indien, „unglaublich und in unserer modernen Gesellschaft unvorstellbar“, wird beschrieben: „Die armen, in Sklaverei lebenden Mädchen vom Stamm der Puroik, die seit zweihundert Jahren in Arunachal Pradesh leben. Ihnen werden alle möglichen grundlegenden Annehmlichkeiten des Lebens vorenthalten, um sie in der Unterwerfung durch ihren dominanten Herrenstamm, die Nyishis, zu halten. Sie haben überhaupt keine Rechte. Kein Eigentum, keine Heirat, kein eigenes Familienleben.“ Durch Bildung, die vom Geld der Bücherhalle finanziert wird, soll ihnen ein unabhängiges Leben ermöglicht werden.

Die Bücherhalle der Steyler Missionare ist jeden Freitag von 12 bis 16 Uhr in Arnold-Janssen-Straße 24, in Sankt Augustin geöffnet. In dieser Zeit können auch Spenden abgegeben werden.