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Festakt der CDU Sankt AugustinEin Tag der Einheit in Zeiten des Kriegs

Lesezeit 3 Minuten
Ein Mann an einem Konzertflügel und Zuhörer auf Stühlen in einem Saal

Musik zum Tag der Deutschen Einheit kam von Daniel Höhr am Klavier.

Rund 200 Besucher folgen der Einladung der Christdemokraten in den Ratsaal. Norbert Röttgen warnt vor russischem Imperialismus.

34 Jahre Deutsche Einheit, das ist für viele immer noch Grund zum Feiern, auch in der CDU Sankt Augustin, die zum Festakt in den Ratssaal geladen hatte. Redebeiträge vor rund 200 Gästen machten allerdings auch deutlich, dass der Tag 2024 in denkbar schwierige Zeiten fällt.

Damals habe es „Mut, Kraft und Hoffnung“ gebraucht, um das Land zu erneuern, sagte der Landtagsabgeordnete Sascha Lienesch, dem als Vorsitzender des CDU-Stadtverbands auch die Rolle des Gastgebers zukam. Sankt Augustin habe von Anfang an den Tag gefeiert, mit dem ein neues Kapitel deutscher Geschichte begonnen habe.

Keine Zusammenarbeit zwischen CDU und AfD in Sankt Augustin

Die Wahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg hätten indes gezeigt, wie wichtig es sei, das Vertrauen in die politischen Institutionen zu stärken. Eine Zusammenarbeit mit der AfD schloss er aus, auch in Sankt Augustin. Er warnte aber davor, AfD -Wähler pauschal zu beschimpfen.

Der Schlüssel liege vielmehr darin, die Probleme der Menschen zu lösen. Die CDU dürfe auch nicht einfach alles auf die Ampel schieben. „Eigentlich müssten wir profitieren, wenn die Ampel schlecht performt“, gab er zu bedenken. „Da dürfen wir uns keinen schlanken Fuß machen.“

Ein Mann an einem Rednerpult mit Mikrofon

Nicht auf die Ampel schimpfen, sondern Lösungen für die Probleme der Menschen finden, will Sascha Lienesch

Bürgermeister Max Leitterstorf sprach von einem Tag der Freude, an dem man Einheit, Recht und Freiheit hochhalten solle. Das Land sehe sich heute allerdings „Fliehkräften gegenüber, die man sich Anfang der 90er Jahre nicht vorstellen konnte“.

Die CDU sei jetzt der „Garant, dass Deutschland in den kommenden Jahren überhaupt regierbar bleibt“. Auch er mahnte, nicht über die Ampel herzufallen. „Das sind wenigstens demokratische Parteien.“ Es gelte jetzt, die Menschen zu hören und an Lösungen zu arbeiten.

Norbert Röttgen lobt Klarheit und Schönheit des Grundgesetzes

Die Rolle des Hauptredners kam Norbert Röttgen zu, den Lienesch später für 30 Jahre Arbeit als Bundestagsabgeordneter ehrte. Röttgen schlug einen Bogen und kam auf das Grundgesetz zu sprechen, das in diesem Jahr Jubiläum hat und seit 75 Jahren besteht. Dabei hob er den ersten Artikel hervor, demzufolge die Würde des Menschen unantastbar ist: „In dieser Klarheit und Schönheit würde man das heute wohl kaum noch so formulieren können“, mutmaßte er. Letztlich habe das Grundgesetz auch den Weg zur deutschen Einheit bereitet.

In anderen Nationen würde man wohl angesichts eines solchen Jubiläums nicht aus dem Feiern herausgekommen, in Deutschland sei man, insbesondere an der Regierungsspitze, etwas unterkühlt, fügte er mit einem Seitenhieb hinzu, der wohl auf Bundeskanzler Olaf Scholz zielte.

Ein Mann an einem Rednerpult mit Mikrofon

Die Rolle des Hauptredners kam dem Bundestagsabgeordneten Norbert Röttgen zu.

Röttgen kritisierte „einseitiges Gerede über Migration“, auch wenn es Grenzkontrollen geben müsse. Das Grundgesetz spreche von der Würde aller Menschen, nicht nur der Deutschen. Menschen, die man damals als „Gastarbeiter“ bezeichnete, hätten einen großen Beitrag zum Aufschwung Deutschlands geleistet. „Hässlich und schlecht über Menschen reden, das ist nicht die CDU.“

Europa erlebe derzeit eine Rückkehr des Krieges, einen Bruch der Zivilisation, der eine neue Zeit begründe. Die Bundesrepublik werde angesichts des russischen Kriegs gegen die Ukraine den Erwartungen nicht gerecht. „Es kommt auf Deutschland an, wie auf kein anderes Land.“

„Krieg muss als Methode scheitern“

Dabei gehe es letztlich nur um Geld, damit die Ukraine den Angreifer auf dem eigenen Territorium aufhalten könne. „Wenn sich der Imperialismus durchsetzt, wird der Krieg in Europa bleiben“, warnte Röttgen. Es gehe nicht darum, Russland zu erobern. Aber Krieg müsse als Methode scheitern. „Ohne Freiheit und Frieden ist alles andere nichts.“

Einen musikalischen Rahmen für die Feier steuerte Pianist Daniel Höhr mit Kompositionen von Mozart bei. Eine Saalspende der Besucherinnen und Besucher kommt dem Verein „Der Karren“ zugute, der seit 40 Jahren in Sankt Augustin und Umgebung Menschen mit Behinderung betreut, begleitet und berät.