Nach 47 Jahren wird im September die Bücherstube eine Niederlassung der Buchhandelskette Thalia. Das Personal wird dort weiter beschäftigt.
Personal kann bleibenBücherstube Sankt Augustin wird ab September zu Thalia-Filiale
Eine kleine Ära geht zu Ende, wenn die 1977 gegründete, traditionelle Bücherstube in Sankt Augustin-Niederpleis Geschichte sein wird. Wobei sich gar nicht so viel verändert: Inhaber Christoph Ahrweiler gibt sein Geschäft an der Alte Heerstraße zum 1. September an das Unternehmen Thalia ab, die Angestellten werden bleiben.
Inhaber hat noch Buchhandlungen in Rheinbach und Wesseling
Ahrweiler betreibt aktuell drei Buchhandlungen, zwei weitere in Rheinbach und in Wesseling. Den Betrieb in Sankt Augustin gibt er nun aus mehreren Gründen auf. „Ich habe den Aufwand von drei Buchhandlungen unterschätzt“, gibt der 57-jährige zu. Da das Geschäft in Sankt Augustin am weitesten von seinem Zuhause weg sei, habe er sich entschieden, dieses abzugeben.
Da es wegen der wirtschaftlichen Lage nicht einfach gewesen sei, einen Nachfolger zu finden, habe er sich mit Thalia in Verbindung gesetzt. Wider Erwarten hat sich das Buchhandelsunternehemen schnell bei Ahrweiler gemeldet, der sich erleichtert zeigt: „Die dritte Buchhandlung war too much. Irgendwo musste ich einfach Abstriche machen.“
Er beteuert aber, dass Thalia verlässlich sein werde. „Die langjährigen Mitarbeiter werden übernommen, die wissen ja, wie es weitergeht. Das war mir auch sehr wichtig“, so Ahrweiler. Und so würden die meisten Kunden auf den Wechsel entspannt reagieren.
Auch wenn einige wenige die Nase rümpften, reagierten doch die meisten verständnisvoll und freuen sich, dass sie die Ansprechpartner in ihrer Buchhandlung behalten. Ahrweilers Laden lebe nämlich sehr von der Stammkundschaft, die meisten seien über 60. Doch der Händler war immer bestrebt, auch Jüngere mit ins Boot zu holen.
So sind Buchhandlungen bei jungen Menschen laut einer Studie immer noch der erste Anlaufpunkt, Internet und Social Media geben aber maßgebliche Impulse. Dass junge Leser das Geschäft durchaus beleben, kann auch Ahrweiler bestätigen. So stehen in seinem Regal etwa Mangas, englische Literatur oder New-Adult-Romane.
Letztere liest auch Ahrweiler sehr gerne, der sonst in Spannungsromanen des Schweizer Schriftstellers Joël Dicker versinkt oder zu Büchern von John Irving greift. Von Belletristik bis zu Sachbüchern oder Ratgebern lese er viel, sagt der 57-Jährige. Völlig raus sei er allerdings bei Fantasy-Literatur.
Buchhandlung in Sankt Augustin war Erfüllung eines Lebenstraums
Was die Beratung von Kunden angehe, ergänze er sich immer gut mit seinen Mitarbeitern Monika Randermann und Angelika Schmückert. „Die einzigen, die nie beraten werden müssen, sind die Manga-Leser. Die wissen schon Bescheid“, meint Ahrweiler. Der gebürtige Bonner hat mehrere Jahre als Psychotherapeut in Mannheim gearbeitet.
Als er zurück ins Rheinland kam, erfüllte er sich seinen Lebenstraum: „Ich wollte immer was mit Büchern machen.“ Daraufhin musste er sich etwa ins Rechnungswesen einarbeiten. „Man ist mehr Unternehmer als Buchhändler. Aber ich habe das nie bereut.“
Nun wird eines seiner Geschäfte von einem Großunternehmen geführt. Doch eigentlich ändert sich nur das Schild vor der Tür. Draußen steht ab September Thalia, drinnen bleiben die gleichen Mitarbeiter, die im Schnitt übrigens schon 30 Jahre dabei sind.