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„Club der toten Dichter“Literaturreihe „Fuchs am Sonntag“ geht ins letzte Jahr

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Ein Blick ins Buch gehört für Katja Müller-Using an jedem Tag dazu. 

Sankt Augustin/Siegburg – Katja Müller-Using aus Sankt Augustin organisiert die Lesematinee „Fuchs am Sonntag“ im Pumpwerk Siegburg, die nach einer Corona-Pause wieder aufgenommen wurde. Annette Schroeder sprach mit ihr über die Reihe, die sie 2003 ins Leben gerufen hat.Die Reihe hat anderthalb Jahre pausiert. Haben die Stammgäste das Füchslein vermisst?Katja Müller-Using: Ja, ich bekam viele Briefe und wurde auch oft darauf angesprochen, was mich sehr berührt hat. Kaum zu glauben, dass Weltliteratur so viele treue Anhänger hat. Eine Sparte, die ja mit einem Anspruch verbunden ist. Um Freude daran zu haben, muss man doch ein gewisses Sprachbewusstsein entwickelt haben.

Worin liegt der Reiz dieser Veranstaltung?

Man lauscht intensiv, konzentriert sich ganz auf das Wort, es öffnen sich andere Dimensionen über das Hören. Um so größer der Genuss, wenn eine fantastische Schauspielerin wie Barbara Teuber liest, die ihr Studium an der Ernst-Busch-Hochschule in Berlin absolviert hat, berühmt für die hervorragende Sprechausbildung.

Welches Programm erwartet das Publikum in diesem Jahr?

Ich habe ein Best-of der erfolgreichsten Programme zusammengestellt: Prosa von Proust und Puschkin, Poe und Pirandello, von Mörike, Somerset Maugham und Thomas Mann soll zum Finale der Reihe gelesen werden. Im nächsten Jahr höre ich auf. Die Matinee am 2. April 2023 setzt den Schlusspunkt, dann werde ich 80.

Warum endet die Reihe?

Ich bin jetzt in einem Alter, in dem ich mich nicht mehr so einspannen lassen will. Mir hat die Vorbereitung immer große Freude gemacht: die Auswahl der Texte, das Schreiben der Einführungen, für die ich viele Biografien gelesen habe. Darüber sind mir manche Autoren noch einmal näher gerückt, Ernest Hemingway zum Beispiel.

Zur Person und zur Reihe

Katja Müller-Using

Katja Müller-Using stammt aus Herne und studierte Geschichte. Sie lebt in Sankt Augustin und ist im Vorstand des Kunstvereins Rhein-Sieg, der seinen Sitz im Pumpwerk Siegburg hat.

Die Lesereihe

Im Pumpwerk Siegburg rief sie 2003 die Lesereihe „Fuchs am Sonntag“ ins Leben, betitelt nach einem Düsseldorfer dieses Nachnamens, der früher Texte vortrug. Müller-Using sucht Autoren und Texte aus und schreibt die Einführungen, die vom früheren Dramaturgen und Bonner Theaterleiter Frieder Weber vorgelesen werden. Vortragskünstlerin ist seine Frau Barbara Teuber, seit 1998/99 im Ensemble am Schauspiel Bonn.

Nächster Termin

Die Lesung findet jeden ersten Sonntag des Monats um 11 Uhr statt (Eintritt: sechs Euro). Am 6. März geht es um Fjodor Dostojewskis Erzählung „Die Sanfte“, am 3. April folgt ein Streifzug durch Giuseppe Tomasi di Lampedusas Roman „Der Leopard“. (as)

Das Klinkenputzen bei den privaten Mäzenen gehörte auch dazu, denn es war mir wichtig, Qualität auch gut zu honorieren. Ich habe mir zudem erlaubt, die Einladungen ausschließlich per Post zu verschicken. Aber bis hin zum Sektverkauf bei der Matinee hing auch alles an mir, und ich habe im Kunstverein niemanden gefunden, der das weiterführen möchte. Also, ein paar Tränen fließen schon, auch wenn ich zu Hause mit meinen privaten Zirkeln weitermachen werde.

Gibt es einen roten Faden?

Es ist ein Club der toten Dichter. Das hat auch finanzielle Gründe, weil ich keine Tantiemen bezahlen kann. Ich wollte Literaturnobelpreisträger wieder ins Bewusstsein rücken, von denen manche fast vergessen sind. Etwa Iwan Bunin. Ihn hat Maxim Gorki als größten Stilisten Russlands bezeichnet.

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Anregungen von außen kamen übrigens fast nie. Bis auf den Vorschlag, Julio Cortázar vorzustellen, was wir dann mit seiner Erzählung „Die Nacht auf dem Rücken“ auch getan haben. Die wirkt beim Vorlesen noch packender und gruseliger. Auch für mich als Vielleserin war das eine Entdeckung.

Wie sieht das Programm am 2. April 2023 aus?

Barbara Teuber liest aus „Wilhelm Meisters Lehrjahre“, James Maddox soll von Mendelssohn-Bartholdy Musik am Klavier spielen. Goethe verkörpert die Weltliteratur par excellence. Ich bewundere ihn sehr, wenn auch nicht so von Herzen wie etwa Camus oder Tschechow. Autoren, die ich wegen ihrer Erzählkunst und ihres politischen Engagements liebe.

Können Sie sich einen Tag ohne Lesen vorstellen?

Nein, auch wenn ich noch so müde bin. Vor dem Einschlafen ein Blick ins Buch muss sein, das ist ein schönes Ritual.

Und was liegt zur Zeit auf dem Nachttisch?

Frühe Erzählungen von Iwan Bunin und von Elke Heidenreich das Buch „Ein Traum von Musik“. Denn klassische Musik ist meine zweite große Leidenschaft und eine Quelle des Trostes gerade in dieser schwierigen Zeit.