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ADAC-HeliserviceIn der Werkstatt am Flugplatz Hangelar werden Hubschrauber zerlegt

Lesezeit 4 Minuten
Ein Blick in die Werft in Hangelar, wo an mehreren Hubschraubern gleichzeitig gearbeitet wird.

Ein Blick in die Werft in Hangelar, wo an mehreren Hubschraubern gleichzeitig gearbeitet wird.

Überall im Rheinland werden die Hubschrauber Christoph 3 und Christoph Rheinland für die Rettung von Menschen benötigt. Repariert werden sie am Flugplatz in Hangelar.

Wenn irgendwo im Rheinland ein Mensch in Lebensgefahr ist, steigen vom Flughafen Köln/Bonn aus die Rettungshubschrauber Christoph 3 und Christoph Rheinland auf. Binnen weniger Minuten sind sie am Einsatzort. Doch damit die Luftrettung in Deutschland weiterhin reibungslos funktioniert, müssen die Helikopter in regelmäßigen Abständen zur Inspektion. Dies übernimmt die Firma ADAC Heliservice am Flugplatz in Hangelar.

Mehr als 150 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen

In der Halle des Unternehmens arbeiten mehr als 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an und mit Hubschraubern aus dem In- und Ausland. Die ADAC Heliservice GmbH gibt es – zuvor unter anderen Namen – seit 60 Jahren. Sie ist eine 100-prozentige Tochter der gemeinnützigen ADAC-Luftrettung, die in Europa mehr als 50 Rettungshubschrauber an 37 Standorten betreibt.

In den 1960er Jahren lag die Zahl der Verkehrstoten so hoch, dass der ADAC das Konzept der Erstversorgung am Unfallort weiterentwickelte und Rettungshubschrauber zur Versorgung von Verletzten einsetzte – den ersten 1970 in München. Sein Rufname ist bis heute Christoph 1.

Hendrik Nötzold (Prokurist) und Ulrich Amersdorffer (Geschäftsführer) der ADAC Heliservice GmbH

Hendrik Nötzold (Prokurist) und Ulrich Amersdorffer (Geschäftsführer) von der ADAC Heliservice GmbH.

„Heute greift man viel häufiger auf die Hubschrauber zurück, um den Notarzt auf dem schnellsten Weg zum Patienten zu bringen oder diesen ins Krankenhaus“, sagt Geschäftsführer Ulrich Amersdorffer. „Der Hubschrauber ist die perfekte Ergänzung zum Rettungsdienst am Boden und kann dazu beitragen, dass die gesetzlichen Hilfsfristen eingehalten werden – sogar überregional.“

In 60 Prozent der Einsätze bringe dieser nur einen Notarzt zur Einsatzstelle und fliege ohne Patient zurück. Alle 500 bis 1000 Flugstunden aber muss jeder Hubschrauber zur Wartung an einen der drei Standorte der ADAC Heliservice: in Landshut, in Halle oder an der größten Werft in Sankt Augustin.

Überprüfung dauert einige Wochen

„Einmal im Jahr ist jeder Heli bei uns. Wann genau, ist exakt vorgeplant“, sagt Prokurist Hendrik Nötzold. Zwei Drittel der Fluggeräte gehörten dem ADAC, der Rest seien externe Kunden, etwa die Bundespolizei. „Auch ein holländischer Rettungshubschrauber steht im Moment bei uns.“

Die Überprüfung dauere einige Wochen, für diese Zeit werde für den jeweiligen Standort ein Ersatzgerät bereit gestellt. Zum Beispiel für Christoph 23, der normalerweise am Bundeswehrkrankenhaus in Koblenz stationiert ist.

Hubschrauber werden komplett zerlegt

Während drinnen gearbeitet wird, dröhnen draußen die Hubschrauber vorbei. „Die gehören aber zur Bundespolizei“, sagt Amersdorffer. Die Hubschrauber in der Halle könnten momentan auch gar nicht abheben – ihnen fehlen die Rotorblätter. „Die montieren wir draußen ab, damit mehr Helis in die Halle passen.“ Das Unternehmen würde gern anbauen, die Baugenehmigung verzögere sich jedoch seit Jahren aus Naturschutzgründen.

Auch sonst fehlt den Fluggeräten einiges, um abheben zu können. Die Mechanikerinnen und Mechaniker nehmen die Verkleidungen der Triebwerke und Innenräume ab, prüfen Kabelstränge und Funkverbindungen. „Bei einem Flugzeug hat man mehr Platz und kann die ganze Elektronik unter der Passagierkabine verlegen. Bei einem Hubschrauber muss das alles in die Wände“, sagt Nötzold. „Im Grunde arbeiten wir aber das Wartungshandbuch des Herstellers ab.“

Eine von zwei Turbinen des Helikopters.

Eine von zwei Turbinen des Helikopters.

Auch Staub setze den Hubschraubern zu, denn selten landeten sie auf Asphalt. „Dadurch verkürzt sich die Lebensdauer der Triebwerke natürlich. Wir verbauen Filter, damit sie länger halten“, erklärt Amersdorffer. Die ADAC Heliservice entwickele die Hubschraubertechnik auch weiter. „Früher hatten die Helis einen weichen Boden, der Dellen bekam, wenn jemand zu lange drauf kniete. Wir haben ihn mit einer Aluplatte verstärkt und verkaufen diesen neuen Boden nun weltweit“, schildert Nötzold.

Unternehmen bietet auch Ausbildungsplätze an

Jedes Jahr bilde das Unternehmen neue Fluggerätmechanikerinnen und -mechaniker aus. Wer sich für den Beruf interessiere, solle Abitur haben, da die Theorie sehr schwierig sei. „Die meisten studieren damit aber. Deswegen haben auch wir Fachkräftemangel“, sagt Nötzold. Bis man selbst Kontrollen durchführen dürfe, vergingen sieben Jahre. Die Ausbildung sei also mehr als doppelt so lang wie gewöhnlich, fügt Amersdorffer hinzu.

Auch Frauen arbeiten an den Hubschraubern.

Zu Besuch bei der Firma ADAC Heliservice in Sankt Augustin.

Selbst Hubschrauber fliegen können er und Nötzold allerdings nicht. Amersdorffer: „Meine Leidenschaft ist die Luftfahrt, ich habe eine Lizenz für ein Sportflugzeug – einen Hubschrauber habe ich aber noch nie geflogen.“