Vorsicht, zerbrechlich! Christopher Mai vom Siegburger SV 04 ist seit Jahren vom Verletzungspech verfolgt. Sein Traum-Comeback macht aber Hoffnung.
Ende der LeidenszeitChristopher Mai vom Siegburger SV 04 schöpft Mut
Es gibt Fußball-Profis, bei denen man unweigerlich an einen roten Aufkleber mit der Aufschrift „Vorsicht, zerbrechlich!“ denken muss. Sie heißen Holger Badstuber, Arjen Robben oder Marco Reus. Auch im Amateurbereich tummeln sich Pechvögel. Zu den größten zählt Christopher Mai vom Mittelrheinligisten Siegburg 04.
In den letzten vier Jahren verbrachte das Offensiv-Ass mehr Zeit in der Reha als auf dem Rasen: „Ich habe irgendwann aufgehört die Arztbesuche zu zählen – meine Krankenakte reicht schon jetzt für drei Fußballerleben.“ Mit 27 wohlgemerkt. Sportchef Oliver Bonato betont: „An seiner Stelle hätte ich wohl längst aufgehört. Aber Chris liebt dieses Spiel – und kommt deshalb immer wieder zurück.“
Mai erleidet komplizierten Bruch
Mais Pechsträhne begann im Frühjahr 2019 mit einem Innenbandanriss im Knie. Der nächste Rückschlag folgte im Oktober, als er sich in Hürth einen komplizierten Schlüsselbeinbeinbruch zuzog. Mai musste operiert werden, schob Extraschichten und kämpfte sich zurück. Beim Comeback in Wesseling am 1. März 2020 erzielte er prompt das goldene Jokertor: „Das war ein Mega-Feeling.“
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Doch das Hochgefühl hielt nicht lange an. Diesmal bremste ihn keine Verletzung aus, sondern der Pandemie-bedingte Saisonabbruch. Weil die Knieblessur erneut aufbrach, verpasste der Spielmacher auch die einzigen fünf Partien vor der Annullierung der Saison 2020/21.
Der FC Hennef 05 meldet für die Regionalliga-Saison 2023/24. Das verkündete Sportchef Dirk Hager vor der Partie beim FC Pesch (So., 15 Uhr). Nach der jüngsten Absage des Spiels gegen den Bonner SC geht der Tabellenzweite ausgeruht ins Duell beim Vorletzten. Der Gegner ließ dem 0:0 gegen den BSC zuletzt einen 3:2-Erfolg in Friesdorf folgen.
Danach hieß es: neue Runde, altes Pech. Die Spielzeit war gerade mal sieben Minuten alt, als Mai in Deutz schon wieder vom Platz musste. Die Diagnose: Muskelfaserriss. Zwei Kurzeinsätze später zwickte es erneut im Oberschenkel. Ein neuer Anlauf im Winter wurde jäh gestoppt, als sich Mai im Testspiel in Hilden abermals das Schlüsselbein brach. Zwei Tage vor seinem 26. Geburtstag.
Zum ersten Mal stand ein Karriereende im Raum. „Ich musste erneut unters Messer und habe mir gedacht: Dein Körper streikt, genug ist genug.“ Doch die Sehnsucht nach Fußball war zu groß; im Endspurt der Saison 2021/22 reichte es immerhin noch zu drei Kurzeinsätzen.
Der Wunsch nach Kontinuität blieb ein frommer: In der Vorbereitung auf die laufende Serie riss sich der Ex-Hennefer erneut das Innenband, diesmal im linken Knie. „Danach musste ein Cut her“, so Mai. „Ich habe lange Zeit einen großen Bogen ums Stadion gemacht. Das Zugucken hat einfach zu sehr wehgetan.“ Der Verein habe ihn „großartig unterstützt. Man hat mich nicht gedrängt und gleichzeitig betont, dass die Tür jederzeit offensteht.“ Bonato bestätigt: „Chris ist ein begnadeter Fußballer und Siegburger Junge. Wir wären nie auf die Idee gekommen ihn fallen zu lassen.“
Am 2. Oktober 2022 war der angehende Sport- und Mathelehrer wieder mittendrin im Geschehen, wenn auch abseits des Grüns: Nach der Entlassung von Bünyamin Kilic coachten er und Mehdi Reichert das Team zum 3:2-Erfolg in Königsdorf.
Auch auf dem Platz sollte die Nummer zehn bald wieder zu sehen sein. Der inzwischen zweite Trainer nach Kilics Rauswurf war daran nicht ganz unschuldig. „Alex Voigt hat mir bei seiner Ankunft im Januar gesagt, dass man mit 26 noch nicht aufhören dürfe. Und einem Ex-Profi sollte man nicht gleich am ersten Tag widersprechen.“ Auch die brenzlige Tabellensituation spielte eine Rolle. „Der SSV darf nicht absteigen“, betont der nach Michael Vogel Dienstälteste im Kader. „Ich will zur Rettung beitragen.“
So feierte Mai am Sonntag sein x-tes Comeback. Im Duell beim BC Glesch-Paffendorf (2:1) gelang ihm das, was ihm drei Jahre zuvor bereits in Wesseling geglückt war: das entscheidende Jokertor. „Chris war sofort da“, sagt Voigt, „er wird noch ganz wichtig werden für uns.“ Am Dienstag brach Mai zwar das Training ab, doch im Hinblick aufs Kellerduell mit dem FC Friesdorf (So., 15 Uhr) gibt er Entwarnung: „Es ist nichts Ernstes. Nur wenn es zwickt, reagiere ich sofort. Ich habe gelernt auf meinen Körper zu hören.“ Bleibt zu hoffen, dass er künftig nicht mehr so leicht zerbricht.