Weit entfernt von Australien feilt Alec Vinci an seinem Traum von einer Profi-Karriere. Auch mit 24 hat der Siegburger noch nicht aufgegeben.
Alec Vinci vom Siegburger SV 04„Ich habe meine Heimat verlassen, um Profi zu werden“
Alec Vinci (24) ließ als 20-Jähriger seine Heimat Australien hinter sich, um hierzulande seinen Traum von einer Profikarriere zu verwirklichen. Nach zwei schweren Verletzungen und einer Premieren-Saison in der Regionalliga will der gebürtige Sydneysider beim Fußball-Mittelrheinligisten Siegburg neu durchstarten. Vor der Partie gegen Schafhausen (So., 15 Uhr) hat der Psychologiestudent aus Köln mit Tim Miebach gesprochen.
Herr Vinci, nach Ihrer Premieren-Saison in der Regionalliga sind Sie wieder einen Schritt zurückgegangen, zumindest gemessen an der Spielklasse. Was erhoffen Sie sich vom Wechsel vom FC Wegberg-Beeck zum Siegburger SV 04?
Alec Vinci: In erster Linie mehr Einsatzzeit. Ich will den Spaß am Fußball zurückgewinnen. Und mit Alexander Otto habe ich einen Trainer mit Profi-Erfahrung (als Co-Trainer beim SC Paderborn, Anm. d. Red.), der mich schon bei meiner ersten Station hierzulande (Glesch-Paffendorf, Anm. d. Red.) gecoacht hat. Er wird mich aufs nächste Level hieven.
Auch in eine höhere Liga?
Es ist kein Geheimnis, dass ich es in den bezahlten Fußball schaffen will. Ich habe meine Eltern und Heimat verlassen, um hierzulande Profi zu werden. An diesem Traum hat sich nichts geändert und dafür arbeite ich tagtäglich.
Wortwörtlich?
Ja. An trainingsfreien Tagen gehe ich ins Fitnessstudio oder arbeite zu Hause an meiner Mobilität. Um Profi zu werden, muss man mehr tun als andere. Es geht auch um Verzicht, also eine gesunde Ernährung und einen gesunden Schlafrhythmus. Ich weiß nicht, ob mein Traum eines Tages in Erfüllung geht. Aber ich will mir hinterher nicht vorwerfen lassen, nicht alles versucht zu haben.
Vor Ihrer Abreise nach Deutschland waren Sie U-20-Kapitän der Central Coast Mariners. Zudem haben Sie ein Jahr lang bei den Profis mittrainiert und sogar einen Pokal-Einsatz verbucht. Wie stark ist die australische A-League im internationalen Vergleich?
Ich denke, dass man sie gut mit der 3. Liga in Deutschland vergleichen kann. Selbst in den unteren Ligen ist das taktische Niveau hierzulande sehr hoch. Es ist nicht einfach durchzustarten.
In Glesch mussten Sie zu Beginn sogar einen Abstecher in die Kreisliga B machen, um in der zweiten Mannschaft Spielpraxis zu sammeln.
Ich habe etwas Zeit benötigt. Auch, um eine neue Sprache zu lernen. Obwohl meine Mutter in München geboren ist, konnte ich kein Wort Deutsch. Aber spätestens in der Saison 2021/22 (sieben Tore in 27 Mittelrheinliga-Spielen, Anm. d. Red.) war ich in Glesch angekommen. Leider wurde ich danach ausgebremst.
Probetraining beim Bonner SC wird zum Verhängnis
Wodurch?
Im Probetraining beim Bonner SC habe ich mir das Kreuzband gerissen. Nach zwölf Monaten harter Reha und dem Wechsel zum FC Wegberg-Beeck hat mich dann ein Mittelfußbruch zwischenzeitlich zurückgeworfen, sodass ich insgesamt auf wenig Spielzeit kam.
In Siegburg sollen Sie das Team als Sechser anführen. Angesichts Ihres Treffers beim 2:0-Auftaktsieg in Porz scheinen Sie diese Rolle durchaus ernst zu nehmen.
Es war ein guter Anfang. Aber zur Wahrheit gehört auch: Ich hätte schon in der ersten Halbzeit mindestens ein Tor schießen müssen. Das 1:0 war wie eine Erlösung.
Was trauen Sie Ihrer Mannschaft in dieser Saison zu?
Viel. Ganz einfach, weil wir hungrige Spieler haben und als Einheit auftreten. Ich persönlich richte den Blick nach oben.