„Es ist leider ein Igitt-Thema“, gibt Richard Spätling zu. Er sitzt im Vorstand der Beratungsstelle Sexualität und Gesundheit im Rhein-Sieg-Kreis „Check-it“. Die Experten dort führen Tests zu sexuell übertragbaren Infektionen durch und bietet auch ausführliche persönliche Beratungen an. Die Mitarbeiter stellen alle fest, dass der Bedarf in den letzten Jahren sehr viel größer geworden ist. So hat sich die Anzahl der HIV-Tests in einem Jahr um 63 Prozent erhöht. Wurden 2021 noch 278 Personen auf HIV getestet, ist die Zahl 2022 auf 454 Tests gestiegen.

Auch die in den letzten Jahren eingeführten Tests zu anderen sexuell übertragbaren Krankheiten werden immer gefragter. „Ein negativer Test gibt eben Sicherheit“, betont Spätling. Die Beratungsstelle sei den Verantwortlichen eine Herzensangelegenheit. Vor allem, weil sie den ländlichen Raum erreiche.

Viele fürchten fehlende Anonymität beim ländlichen Hausarzt

In der Stadt sei es einfacher, mit dem Thema umzugehen, doch auf dem Land sei das anders. „Viele schämen sich, haben Angst, dass es sich herumspricht. Die Anonymität ist beim ländlichen Hausarzt eben nicht unbedingt gegeben“, meint Spätling.

Die Beratung sei grenzenlos: „Man kann mit jeder Frage und jedem Anliegen zu sexuellen Krankheiten zu uns kommen“, so der 71-jährige. Die Beratungskräfte nähmen sich Zeit und gingen gezielt auf die individuelle Person ein. „Das Ziel ist es, die Leute nicht nur zu informieren, sondern deren Probleme wirklich zu lösen.“

„Check-it“ trägt erst seit 4 Jahren diesen Namen. Dabei wurde die Institution unter dem Namen Aids-Hilfe Rhein-Sieg schon 1987 gegründet. Von Beginn an war es den Gründern schon wichtig, eine Aids-Hilfe auf dem Land zu etablieren. „Damals war Aids noch eine höchst todesbedrohliche Krankheit. Und es ging ja nicht um eine bestimmte Gruppe von Menschen sondern um alle Menschen, egal wie alt“, erzählt Spätling, der schon von Anfang an dabei ist.

Neben den HIV-Tests werden auch Syphilis-Tests angeboten

Seit 2005 gilt Aids nicht mehr als todesbedrohliche Krankheit, mit bestimmten Medikamenten kann man überleben. Mittlerweile gebe es aber so viele verschiedene sexuell übertragbare Krankheiten, dass man nicht mehr nur von Aids sprechen könne.

Deshalb erfolgte 2020 die Umbenennung der Beratungsstelle. Seitdem werden neben den HIV-Tests auch Syphilis-Tests angeboten, 2021 kamen Tests auf das Hepatitis-C-Virus und Chlamydien sowie Gonorrhoe hinzu. Seit 2022 werden bei „Check-it“ auch Tests auf Trichomonaden durchgeführt.

Queere Gruppe erfährt „eine sehr starke Diskriminierung“

Seit einiger Zeit veranstaltet die Beratungsstelle auch einen Jugendtreff für queere Personen. Jeder Mensch unter 27 Jahren, der sich als schwul, lesbisch, bi, inter-, trans-, asexuell, non-binär oder queer identifiziert, ist herzlich eingeladen. Der Jugendtreff findet immer dienstags von 17:30 bis 20:30 Uhr und donnerstags von 16 bis 19 Uhr statt.

Sich untereinander kennenzulernen, sei ein ganz wichtiger Schritt für die Persönlichkeitsentwicklung und biete auch einen Schutzraum. „Die queere Community ist zwar eine sehr kleine Gruppe von Menschen, die aber eine sehr starke Diskriminierung erfahren“, so Kröll. Deshalb sei es wichtig, dass die Beratungsstelle nicht nur von Subkulturen, sondern von der ganzen Bevölkerung angenommen werde.

Beratungszeiten: Montag 10 bis 13 Uhr; Dienstag 10 bis 17 Uhr; Mittwoch 14 bis 20 Uhr; Donnerstag 10 bis 13 Uhr; Freitag 10 bis 13:00 Uhr oder nach Vereinbarung

Testtermine nach telefonischer Vereinbarung: 02241/265 699-3 oder 02241/265 699-0