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Flexible Arbeitszeiten, HomeofficeWas gute Arbeit für Menschen im Rhein-Sieg-Kreis ausmacht

Lesezeit 5 Minuten
Ein Mann mit Brille, Schal und brauner Winterjacke vor Geschäften in einer Fußgängerzone.

Tag der Arbeit 2024 – was bedeutet er für Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen sowie für junge Menschen vor dem Einstieg in den Beruf? Auch Dominik Heiliger gab Auskunft.

Vor dem Tag der Arbeit am 1. Mai haben wir Menschen in der Siegburger City zu ihrer Sicht auf Beruf und Berufung, Maloche und Freizeit befragt.

Wenn in den Mai getanzt wird, freuen sich bestimmt viele auf einen freien Tag. Doch der 1. Mai gehört auch den Arbeitenden. Für den traditionellen Tag der Arbeit wurden wieder Kundgebungen, etwa vom Deutschen Gewerkschaftsbund, angekündigt, um unter anderem für bessere Löhne und faire Arbeitszeiten zu demonstrieren.

Familienvater arbeitet jetzt in Teilzeit

Wir haben Menschen im Rhein-Sieg-Kreis gefragt, was sie unter angenehmer Arbeit verstehen und was diejenigen erwarten, die kurz vor dem Eintritt ins Arbeitsleben stehen.

„Ich arbeite gerne“, sagt Dominik Heiliger. Er ist in der IT-Branche angestellt und betreut nebenbei seine zwei Kinder. Vor gut einem Jahr hat der Familienvater seine Stelle gewechselt. Der 40-Jährige arbeitet nun genau wie seine Frau in Teilzeit.

Das ist toll, dass es die Möglichkeit gibt, alles zu teilen. Früher war das nicht so einfach zu realisieren
Dominik Heiliger, IT-Fachmann und Familienvater

Grund für den Wechsel sei eine bessere Work-Life-Balance gewesen. Nun hat Heiliger flexiblere Arbeitszeiten und kann nach Belieben Homeoffice machen. Eine klare Rollenverteilung gebe es in seiner Familie nicht.

„Wir teilen uns alles auf“, berichtet der Familienvater. Die Kinderbetreuung sowie den Haushalt teile er fifty-fifty mit seiner Frau. „Das ist toll, dass es diese Möglichkeit gibt. Früher war das nicht so einfach zu realisieren“, sagt Heiliger. Für ein angenehmes Arbeitsumfeld zählt er vor allem auf Kollegialität und Vertrauen: „Es muss sicher sein, dass dir niemand das Messer in den Rücken rammen will.“

Ich muss ja arbeiten, sonst gibt’s kein Geld
Maverick Glumm

Gerade erst in der Arbeitswelt angekommen ist Maverik Glumm. Der 19-Jährige aus Neunkirchen ist im Straßenbau tätig und antwortet auf die Frage, ob er gern arbeiten gehe: „Ja, schon. Ich muss ja, sonst gibt’s kein Geld.“ Nur Mittel zum Zweck sei das Schuften für ihn aber trotzdem nicht. In erster Linie bringe es ihm Beschäftigung.

Ein junger Mann mit Brille, schwarzem T-Shirt und schwarzer Jacke vor einem weißen Gebäude. Er hat Kopfhörer in den Ohren.

Für Maverick Glumm ist die Arbeit nicht nur Mittel zum Zweck

Wenn er Urlaub habe, werde ihm schnell langweilig: „Ich muss was tun.“ Anreize sind für ihn etwa ein guter Lohn. „Und Urlaub muss stimmen“, fügt der Straßenbauer an. In seinen Augen machen die Gewerkschaften einen guten Job. Dass man sich mit dem Chef gut versteht, sei für ihn allerdings die wichtigste Anforderung an einen Job, damit er gern arbeiten geht.

Das Schreiben von Bewerbungen finde er „einfach nervig“. Obwohl Online-Bewerbungsgespräche seit der Pandemie nicht selten sind, sei ihm ein Treffen in Präsenz wichtig: „Man kann besser lesen, was das Gegenüber von einem denkt, und bekommt direkt einen besseren Eindruck“, sagt der 19-Jährige.

Schülerin wünscht sich Loyalität und Vertrauen

Ihr erstes Bewerbungsgespräch hat Charlotte noch vor sich. Die Schülerin strebt das Studium der Sozialpädagogik an und möchte gerne mit Kindern zusammenarbeiten. Unter Kollegen stellt sie sich ein respektvolles Miteinander vor und wünscht sich Loyalität und Vertrauen am Arbeitsplatz. Zukunftsängste habe sie kaum, sagt die 16-Jährige: „Ich glaube, im Sozialwesen kann man auf Menschen nicht verzichten. KI oder ähnliches kann die Arbeit aus meinen Augen nicht übernehmen.“

Ihre Mitschülerin Nora sieht ihre Zukunft im Kulturmanagement. Das Planen von Konzerten erfordere etwa sehr viel Teamarbeit, die der 16-Jährigen bei der Arbeit sehr wichtig sei. Das Geld dürfe natürlich nicht zu kurz kommen, aber in erster Linie erhoffe sie sich, nach der Schule eine Berufung für ihr Leben zu finden, die ihr Spaß macht.

Etwas im Dunkeln tappt derweil noch Alejandro. Der Berufsschüler arbeitet zurzeit in der Gastronomie auf Minijob-Basis, strebt aber auf lange Sicht eine Karriere im Handwerk an. Der 17-Jährige ist der Meinung, dass man für seine Ziele viel tun müsse. „Die Angst vor der Zukunft ist schon ein bisschen da“, gibt er zu. Man werde schon in der Schule früh gefragt, was man denn später machen wolle. „Das baut Druck auf, und am Ende steht man da und weiß nicht, wohin.“

Die Work-Life-Balance ist auf jeden Fall gestiegen
Markus Engel, selbstständiger IT-Berater

Einen „relativ stressigen, aber trotzdem spannenden Job“ hat Markus Engel. Der IT-Berater aus Rheinbreitbach ist seit sechs Jahren selbstständig und betont, er könne nur Besserungen feststellen: „Die Work-Life-Balance ist auf jeden Fall gestiegen.“ Engel war vorher innerhalb von 15 Jahren bei zwei anderen Unternehmen angestellt und berichtet, dass in der Branche Zwölf-Stunden-Arbeitstage keine Seltenheit seien.

Ein Mann mit Bart in einer Fußgängerzone. Er trägt eine blaue Jacke und darüber eine schwarze Weste. im Hintergrund stehen Platanen und Ständer mit Kleidung vor Geschäften.

Markus Engel ist seit sechs Jahren selbstständiger IT-Berater.

„Das schlaucht schon, aber mir hat es immer Spaß gemacht“, schildert der 48-Jährige. Ein Faktor, der den Arbeitsalltag durchaus entspanne, sei, dass es seit Corona deutlich weniger Geschäftsreisen gebe. „Reisen kann anstrengend sein, und man sieht von den Städten eh nicht viel. Heute gibt es meistens Videocalls“, berichtet Engel.

Für die Mitarbeiter gibt es Snacks und Süßigkeiten

Im Verhältnis zu seinen Mitarbeitern lege er als Arbeitgeber Wert auf offene Kommunikation, frage seine Mitarbeiter etwa nach Kritik und gehe auf Wünsche ein. Damit sie sich wohlfühlen, seien laut Engel auch Snacks und Süßigkeiten am Arbeitsplatz nicht verkehrt. Nicht zuletzt sei es ihm auch wichtig, dass alle möglichst unter der Arbeitszeit bleiben. Engel: „Die Mitarbeiter dürfen nicht verbrennen.“

Als Postbeamtin ist Kerstin de Boer bereits seit mehr als 30 Jahren tätig. Vor kurzem habe sie wieder mehr Spaß an der Arbeit gefunden, da sie die Abteilung gewechselt habe. „Anderes Team, andere Führungskräfte, andere Aufgaben. Wenn man sein ganzes Leben immer nur das Gleiche macht, wird einem doch irgendwann langweilig“, stellt die Bonnerin fest.

Zu den wichtigen Faktoren im Arbeitsverhältnis zählt sie Wertschätzung, aber auch die Bezahlung solle gut sein. Außerdem arbeite sie gern im Team und erledige abwechslungsreiche Aufgaben: „Man braucht einfach immer wieder neue Herausforderungen.“