Zahlreiche Nagespuren im Rhein-Sieg-Kreis beweisen, dass Biber immer weiter die Sieg hochziehen. Biologen gehen davon aus, dass die Nager in der Region wieder heimisch geworden sind.
Rhein, Sieg, AggerZahlreiche Nagespuren – Biber ist wieder heimisch im Rhein-Sieg-Kreis
„Heute Nacht wird der Baum in die Sieg fallen“, vermutet Klaus Weddeling von der Biologischen Station des Rhein-Sieg-Kreises. Der Stamm der Salweide am Flussufer ist rundherum abgenagt, nur ein kleiner Teil in der Mitte steht noch. „Das sind typische Nagespuren der Biber“, erkennt der Biologe sofort. Damit ist der Beweis erbracht, dass die Nagetiere immer weiter die Sieg hochziehen.
Ihre genaue Anzahl ist nicht bekannt. „Es können fünf sein, vielleicht aber auch 15, die hier im Kreis leben“, so Weddeling. Man könne davon ausgehen, dass der Biber hier wieder heimisch geworden ist.
Biber im Rhein-Sieg-Kreis: Noch ist unklar, ob es auch Jungtiere gibt
Im März 2018 hatte Achim Baumgartner vom Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) durch angenagte Bäume erste Aktivitäten von Bibern an der Sieg bei Sankt Augustin entdeckt. Damals war er sicher, dass die Nager in den nächsten Jahren dauerhaft die Ufer der Sieg besiedeln würden. „Die Erfolgsgeschichte der Wiederbesiedlung der Gewässer durch den Biber ist unaufhaltsam“, so Baumgartner. Er hat Recht behalten. 2020 wurden in der Nähe von Hennef zwei Biber mit einer Wildkamera aufgenommen. Danach gab es immer mehr Sichtungen.
„Wir wissen noch nicht, ob es auch Jungtiere gibt“, so Weddeling, der „selber leider noch keinen Biber an der Sieg gesehen hat“, wie er sagt. Dafür fand er Hunderte von Spuren. Lange Zeit war nicht klar, welche Abstammung die Population im Kreis hat. Es wurden Fallen aufgestellt, an denen der Biber beim Vorbeihuschen wenige Haare verlor. „Die genetische Untersuchung hat ergeben, dass die Tiere einen osteuropäischen Ursprung haben“, so Weddeling. Wie sie jedoch an die Sieg gekommen sind, ist nicht geklärt.
Biber wurden inzwischen auch an der Agger und am Rhein gesehen
Inzwischen sind die Nager auch an der Agger und am Rhein gesehen worden. Im alten Siegarm Diescholl bei Troisdorf sind umgestürzte Bäume am Ufer ein untrügliches Zeichen dafür, dass Biber am Werk waren. Einen Staudamm werden sie jedoch nicht an der Sieg bauen. „Das Wasser ist tief genug“; berichtet Weddeling.
Die Eingänge zu den Höhlen der Biber liegen immer unter Wasser, deshalb sind sie hier nicht zu entdecken. „Die Eingangslöcher am Ufer oberhalb der Wasseroberfläche stammen meist von Nutrias“, so Weddeling. Sollten sich Biber allerdings zum Beispiel im Pleisbach ansiedeln, sei es nicht ausgeschlossen, dass sie in diesem flachen Gewässer einen Staudamm errichten.
Ein toter Biber wurde vor einigen Wochen am Rheinufer in Mehlem gefunden. Er wurde zu Untersuchungen eingeschickt. Seine Todesursache konnte jedoch nicht geklärt werden, weil er schon länger im Wasser lag.