Nach MissbrauchsvorwürfenPfarrer aus dem Rhein-Sieg-Kreis begeht Suizid

(Symbolbild)
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Rhein-Sieg-Kreis – Nach dem Bekanntwerden von Missbrauchsvorwürfen hat ein ehemaliger Pfarrer (62) aus dem Rhein-Sieg-Kreis am Wochenende Suizid begangen. Vier Tage zuvor war er vom Erzbischof von seinen priesterlichen Aufgaben entbunden worden. Der Geistliche soll in den 90erjahren als Kaplan in Solingen und Wuppertal einen Jungen missbraucht haben.
Das mutmaßliche Opfer, heute Mitte 30 und im Raum Mettmann lebend, hatte sich nach einer Mitteilung des Generalvikariats Köln im Dezember 2020 an das Erzbistum gewandt, das daraufhin im Januar eine kirchenrechtliche Voruntersuchung einleitete und dabei auch den Betroffenen anhörte. Am 3. Februar wurde die Staatsanwaltschaft Bonn eingeschaltet, wie ein Sprecher auf Anfrage bestätigte. Sie wollte in dieser Woche mit den Ermittlungen beginnen, die nun jedoch nach Bekanntwerden des Selbstmords eingestellt werden, weil, so der Sprecher, gegen Tote keine Strafverfolgung möglich sei.
Mitgefühl gelte allen Betroffenen
Das Erzbistum wird den Fall am kommenden Wochenende in den Gemeinden publik machen, in denen der Priester tätig war, damit sich Betroffene oder Zeugen verdächtiger Beobachtungen melden können. Die Sache solle „voll umfänglich“ aufgeklärt werden. Der verdächtige Geistliche war Kaplan in Wuppertal, Solingen und Bergisch Gladbach, bevor er 1997 als Pfarrer nach Rupichteroth kam. Um „kürzer zu treten“, ließ er sich nach 16 Jahren überraschend entpflichten und wechselte als Pfarrvikar nach Kerpen.
Beratung und Seelsorge in schwierigen Situationen
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Nach seinem Ruhestand zog er zurück nach Ruppichteroth, wirkte aber als Subsidiar im benachbarten Neunkirchen-Seelscheid. Die Gemeinde teilte mit, sein Tod sei „ein schmerzlicher Verlust für seine Familie, Freunde, Bekannte und für uns. Wir verlieren einen engagierten, den Menschen zugewandten Seelsorger. Christoph Heinzen, der Nachfolger des früheren Pfarrers in Ruppichteroth, sagte gestern, die Informationen über den Priester hätten im Ort „große Bestürzung“ ausgelöst. „Angesichts der schlimmen Vorwürfe“ gelte das Mitgefühl allen Betroffenen.