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Am UnfallortSuche nach einer geeigneten Klinik in Rhein-Sieg kann zum Kraftakt werden

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Symbolbild: Notarzt und Rettungsdienst bei einem Einsatz in Siegburg.

Rhein-Sieg-Kreis. – Es sind Situationen, in denen Minuten schnell wie Stunden wirken können: Nach einem Unfall hoffen Beteiligte, genauso wie Zeugen, darauf, dass alles schnell geht. Der Krankenwagen kommt, sichtet vor Ort die Lage – untersucht und behandelt möglicherweise verletzte Personen. Ist ein Transport in ein Krankenhaus notwendig, werden Verletzte in den Krankenwagen befördert und sofort ins nächste Krankenhaus gebracht. So zumindest die Theorie.

Dass die Situation vor Ort auch anders aussehen kann, zeigt ein Unfall, der sich am Mittwochabend in Lohmar ereignete. Eine 19-Jährige war mit ihrem Auto auf einen Wagen aufgefahren, der gerade auf das Gelände einer Tankstelle abbiegen wollte. Mit 60 bis 70 Stundenkilometern krachte die junge Frau auf das Heck des VW-Tiguan. Vor Ort wurde sie durch den Rettungsdienst behandelt, der an diesem Abend augenscheinlich Mühe hatte, eine Klinik für die Lohmarerin zu finden, die Kapazitäten hat.

Rhein-Sieg-Kreis: Suche nach passendem Krankenhaus kann zum Kraftakt werden

Einer, der diese Situation seit vielen Jahren kennt, ist Christian Diepenseifen. Der ärztliche Leiter des Rettungsdienstes im Rhein-Sieg-Kreis ist seit 25 Jahren im Rettungsdienst aktiv, seit 14 Jahren als Notarzt. Die Ausdünnung der Krankenhauslandschaft, Personalnot in den Krankenhäusern, Streiks und nicht zuletzt die Corona-Pandemie – für die Rettungsdienste könne die Suche nach einem geeigneten Krankenhaus zu einem Kraftakt werden, beschreibt Diepenseifen. „Wir sind all das gewohnt und können dementsprechend damit umgehen – leichter macht es die Arbeit aber natürlich nicht“, sagt der 44-Jährige.

Unfall lohmar

Archivbild: Eine 19-Jährige Autofahrerin war einer 38-Jährigen mit hoher Geschwindigkeit in Lohmar hinten aufgefahren.

Dass am Unfallort durchaus mal einige Telefonate anstünden, sei hingegen völlig normal. Zunächst – so der Leiter des Rettungsdienstes – würde die Leitstelle kontaktiert. Diese wiederum habe Zugriff auf die Verfügbarkeiten der Behandlungskapazitäten, die täglich zwei Mal gemeldet werden müssten. Auf dieser Grundlage erfolge die Auswahl eines geeigneten Zielkrankenhauses.

Gibt Situationen, in denen alle Krankenhäuser im Rhein-Sieg-Kreis abgemeldet sind

Anhängig von der Schwere der Verletzungen und der Komplexität der Behandlung folge ein weiterer Anruf beim Krankenhaus. „So können wir den Kollegen des Krankenhauses die Möglichkeit geben, sich entsprechend auf die Patienten einzustellen und notwendige Vorbereitungen zu initiieren.“

Archivbild: Christian Diepenseifen ist der ärztliche Leiter des rettungsdienstes im Rhein-Sieg-Kreis.

Es gebe aber auch Situationen, in denen alle Krankenhäuser in der Region abgemeldet seien, beschreibt Diepenseifen. Was nicht bedeute, dass Patienten nicht in einem Krankenhaus versorgt werden könnten. Jedes Krankenhaus müsse grundsätzlich aufnahmebereit sein, das schreibe die Gesetzes- und Erlasslage vor. „Wenn alle Krankenhäuser abgemeldet sind, fahren wir ins nächste geeignete“, erklärt der Notarzt.

Leiter des Rettungsdienstes Rhein-Sieg: Bürger kennen die Herausforderungen

Wichtig sei außerdem der Wunsch der Patienten am Unfallort. Kommt die Familie mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zum Krankenhaus? Haben die Betroffene womöglich schon gute Erfahrungen mit einem bestimmten Haus gemacht? All das könne dazu führen, dass sie ein bestimmtes Krankenhaus bevorzugen, erklärt der Notarzt. „Wir versuchen das zu berücksichtigen und fragen dann auch mal bei den Häusern nach.“

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Extrem wichtig sei ohnehin die Kommunikation vor Ort. „Wenn wir den Patienten erklären, warum und mit wem wir gerade telefonieren, beruhigt das ungemein.“ Außerdem sei den Bürgerinnen und Bürgern durchaus bewusst, mit welchen Herausforderungen Krankenhäuser und Rettungsdienste konfrontiert seien. „In den Medien werden diese Themen regelmäßig aufgegriffen und sind schon längst kein Geheimnis mehr.“, sagt der Rettungsdienst-Chef.

Unabhängig davon, mit welchen Herausforderungen die Retter vor Ort zu kämpfen haben, sei eines aber klar: „Wir bringen alle Patienten in ein für sie geeignetes Krankenhaus.“ Und: „Je kränker jemand ist, desto schneller erfolgt die Transportorganisation.“