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Bauernproteste im Rhein-Sieg-KreisLandwirte klagen über immer härtere Bedingungen

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Landwirte aus der Region demonstrierten an der A 61 bei Meckenheim. 

Rhein-Sieg-Kreis – In den Niederlanden protestieren Bauern seit Wochen gegen schärfere Umweltauflagen, nun machen auch Landwirte aus dem Rhein-Sieg-Kreis mobil. Auf der Autobahnbrücke am Meckenheimer Kreuz bezogen am Donnerstagabend acht Landwirte und Obstbauern Posten. „Ohne Bauern geht es nicht“ hatten sie auf ein großes Schild geschrieben.

Erst am Nachmittag sei der Aufruf des Vereins „Landwirtschaft verbindet“ zu der Aktion gekommen, berichtete der Wachtberger Landwirt Michael Hüllen.

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Auf der Brücke über dem Meckenheimer Kreuz bezogen die Trecker Posten. 

Der 61-Jährige, der vom Ackerbau lebt, stellte seinen Trecker als einen von sechs auf der Brücke ab. Man habe sich solidarisch mit den Bauern aus den Niederlanden zeigen, aber auch auf die eigene Situation aufmerksam machen wollen, sagte Hüllen: „Es wird auch immer kritischer für deutsche Bauern.“

Landwirt musste zehn Hektar Salat umgepflügen

Das sieht auch Nebenerwerbslandwirt Klaus Weber aus Lohmar so. „Die Stimmung unter den Bauern kippt“, sagte er. „Wir machen die Leute satt, können uns selbst aber nicht mehr satt machen.“ Statt heimisches Obst und Gemüse kaufe der Einzelhandel Billigware aus dem Ausland.

„Ein Kollege von mir musste zehn Hektar Romanasalat unterpflügen“, berichtete Weber. Der bisherige Abnehmer habe dieses Jahr Salat aus Spanien importiert, der drei Cent billiger gewesen sei. „Aber wenn es um die CO2-Bilanz geht, wird auf uns Bauern eingedroschen!“

Die Auflagen

Niederländische Landwirte protestieren seit mehr als zwei Wochen gegen strengere Umweltauflagen, die die Emissionen von Stickstoff und Ammoniak bis 2030 um die Hälfte senken sollen. Die Tierbestände müssen reduziert und als Folge etwa 30 Prozent der niederländischen Viehbauern ihre Betriebe aufgeben.

Die Natura-2000-Richtlinie, die die teilweise eskalierten Demos auslöste, gilt für ganz Europa und muss auch in Deutschland umgesetzt werden. (seb)

Denn auch den deutschen Landwirten drohen strengere Umweltauflagen: „Immer mehr Gebiete werden auch im Rhein-Sieg-Kreis ausgewiesen, wo wir nur noch 20 Prozent unter Bedarf düngen dürfen. Dazu sollen 30 Prozent der Betriebe bis 2030 auf Bio umstellen – dann haben wir aber nur noch 70 Prozent des Ertrages“, erläuterte Hüllen.

Das weiß Demeter-Bauer Bernd Schmitz, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) aus Erfahrung. 2006 stellte er seinen Milchviehbetrieb auf Bio um. „Damals habe ich 9000 Liter Milch pro Kuh gemolken, heute 6000 Liter. Das schont die Umwelt, wird aber nicht belohnt.“

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Biobauer Bernd Schmitz aus Hennef musste Wiesen hinzupachten, um genug Heu für seine Kühe zu haben. 

Insbesondere jetzt nicht, da alle Zeichen auf Sparen stünden und ein Marktrückgang von 25 Prozent bei Bioprodukten zu verzeichnen sei.

Er habe bereits mit seinem Verband über Protestaktionen gesprochen: „Wir sind der Meinung, es ist wichtig und richtig, auf die Problematik aufmerksam zu machen.“

Hohe Investitionen und steigende Kosten

Auch wenn Schmitz als Biobauer den Umweltschutzgedanken mitträgt, sieht er die strengeren Auflagen der Politik kritisch. Über die Jahre sei der Druck auf die Landwirte immer größer geworden, was zu einer konzentrierten Bewirtschaftung geführt habe.

Bauern hätten hohe Investitionen auf sich genommen, litten nun aber unter steigenden Kosten. Gleichzeitig gebe es wenig Wertschätzung für die Rohstoffe, die im Übrigen nur die Industrie so nenne: „Ich bezeichne Getreide und Milch als Lebensmittel.“

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Gemüse mit dunkelgrünen Blättern oder auch der hohe Eiweißgehalt im Getreide würden von der Industrie verlangt. „Dafür müssen die Bauern spät im Jahr noch einmal düngen. Die Pflanzen können aber nur noch einen geringen Teil verwerten, der Rest geht in den Boden“, führte er aus.

Landwirtschaftlich genutzte Flächen werden immer weniger

Gewässer im Rhein-Sieg-Kreis wie die Bröl oder der Wahnbach wiesen bereits eine leicht erhöhte Nitratbelastung auf, berichtete Klaus Weber. Es sei denkbar, dass in den umliegenden Flächen Landwirtschaft eingeschränkt werde.

Industrieflächen, Bauland und Ausgleichsflächen für den Naturschutz ließen die Flächen für Landwirtschaft schrumpfen. Damit stünden Existenzen auf dem Spiel: „Wir glauben, dass auch deutsche Bauern auf die Barrikaden gehen, es darf aber nicht gewalttätig werden.“