Meister der guten BohneAdressen für den besonderen Kaffee-Genuss im Rhein-Sieg-Kreis
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Wer für den Kaffeegenuss etwas Besonderes sucht, hat im Rhein-Sieg-Kreis gute Möglichkeiten.
Wir stellen drei absolute Experten aus der Region vor – Interessiert, den Kaffee der Profis zu kosten?
Rhein-Sieg-Kreis – Dr. Kaffees Röstorium
Detlef R. Klees steht noch am Anfang seiner Karriere als Kaffeeröster. In einem Hinterhof in Sankt Augustin-Birlinghoven hat er einen Ort für Produktion, Vertrieb und Verkauf gefunden. Sein Projekt, mit dem er gerade ins dritte Jahr geht, nennt Klees Dr. Kaffees Röstorium. Dabei hatte er während der ersten 40 Jahre seines Lebens gar keinen Kaffee getrunken, weil er ihn schlicht nicht vertrug. Klees blieb lange Teetrinker, bis ein Espresso aus frisch gemahlenen Bohnen ihn aus seiner Kaffeeabstinenz befreite. Geschmack, Geruch und das Genusserlebnis haben ihn damals sofort begeistert.
Seitdem stillt er seinen Nachholbedarf. Klees probierte verschiedene Zubereitungsarten und machte erste eigene Röstversuche. Von Handfilter und French Press über Brikka und Siebträger kam er zu seinem ersten Heimröster. Es folgten Reisen in mehrere Anbauländer – Nicaragua, Mexiko, Guatemala, Brasilien und Äthiopien – , wo er Kontakte zu Kooperativen, Fincas und Kaffeeprojekten knüpfte.
Heute vertraut er seiner Giesen W6A, einem Trommelröster. Wenn man sich mit Klees über die Bohnen und das Kaffeerösten unterhält, ist stets die Begeisterung zu spüren, mit der er seine Arbeit verfolgt. Die Rohkaffees bezieht er von Thomas Stehl, dem Gründer von „CTS Coffee Trading Stehl“ in Hamburg.
Mit seinem kleinen Röster produziert er Fünf-Kilogramm-Chargen. Die Kaffees tragen originelle Namen: Der „Yirgacheffe Haile Selassie Ambaye“ stammt aus Äthiopien, „Busy Donkey“ aus Brasilien oder „Taba Estate“ aus Ruanda.
Hinter dem „Wecke den Tiger“ steckt eine kräftige Espressomischung mit Bohnen aus Indien, Südamerika und Indonesien. Außer Kaffee bietet der 56-jährige Kaffeemaschinen und Kaffeezubehör an.
Die Kaffees werden sortenrein geröstet. Zudem legt Klees Wert darauf, dass die Herkunft der Bohnen bis zur herstellenden Kooperative zurückzuverfolgen ist. Den Kaffee bestellt man online oder kauft ihn direkt vor Ort. Allerdings sollte man seinen Besuch ankündigen und die im Netz gegebene Wegbeschreibung verinnerlichen.
Dr. Kaffees Röstorium, Dambroicher Weg 3-5, 53757 Sankt Augustin-Birlinghoven, 02241/ 127 50 09. dr-kaffee.de
Schmitz-Mertens
Espresso ist nicht gleich Espresso. Die Herkunft der Kaffeebohnen, der Jahrgang und das Röstverfahren können den Geschmack entscheidend beeinflussen. So hat jede Kaffeeröstung ihre Besonderheit. Der Name Schmitz-Mertens ist weit über Troisdorf hinaus bekannt. Die Historie der Kaffeerösterei, die am Rande des Gewerbegebiets in Spich beheimatet ist, geht bis auf das Jahr 1863 zurück. Es war der Ururgroßvater des heutigen Geschäftsführers Wolfgang Schmitz-Mertens, der damals in seinem Kolonialwarenhandel im Ortskern von Spich begann, Kaffeebohnen zu rösten.
Heute beschäftigt das Familienunternehmen 15 Mitarbeiter in Produktion, Vertrieb und Verwaltung. Das denkmalgeschützte Gebäude der Rösterei wurde 1914 in Betrieb genommen. Bis in die 60er und 70er Jahre hinein wurde hier hauptsächlich Getreidekaffee hergestellt. Dann forcierten Vater und Onkel von Wolfgang Schmitz-Mertens die Umstellung auf echten Bohnenkaffee.
Die Rohkaffeesorten, die die Grundlage bilden, kommen von drei Kontinenten: Mexiko, Papua-Neuguinea, Äthiopien, Ruanda, Kenia, Indien, Brasilien, Kolumbien, Costa Rica, Guatemala und Honduras zählen zu den wichtigsten Herkunftsländern. Die Kaffees werden im aromaschonenden Langzeitverfahren zwischen acht und zwölf Minuten bei circa 200 Grad geröstet.
Zu den Hauptabnehmern des Traditionsunternehmens gehört die Gastronomie. „Wir beliefern heute Kunden in einem Radius von etwa 180 Kilometern“, verrät Wolfgang Schmitz-Mertens. Der Kundenkreis aus der Gastronomie wird durch den eigenen Frisch-Dienst beliefert. Daher beschränkt sich das Sortiment auf röstfrisch produzierten Kaffee, auf vakuumverpackten, konservierten Kaffee wird verzichtet.
Für Privatkunden bietet sich der Online-Dienst an. Neben Kakao und Tee vervollständigen Kaffeemaschinen und Zubehör wie Porzellan, Gläser, Tassendeckchen oder Kaffeehausschürzen das Sortiment des Hauses.
Oliver Hasselbach betreibt seine Siegtal-Rösterei in Hennef auf lediglich 30 Quadratmetern Verkaufsfläche. Hier röstet und vertreibt er seine Spezialitätenkaffees und bereitet auch gern einen Espresso oder Cappuccino zu.
Der knapp bemessene Platz reicht für drei Mühlen, den Röster und Kaffeebohnen aus Anbauländern rund um den Erdball. Hinzu kommen eine Ladentheke, Regale, in denen Produkte wie Schokolade, Gebäck, Bio-Tees oder Honig aus der Region zu finden sind, und ein Tisch mit zwei Hochstühlen, auf denen man Platz nehmen kann, um ein Tässchen Kaffee zu genießen.
„Ich war der erste Ladenröster im Rhein-Sieg-Kreis“, betont der Kaffee-Experte. Im September 2015 eröffnete Hasselbach seine Kaffeerösterei an der Frankfurter Straße. Orientiert an den Leitlinien „handverlesen, schonend geröstet und naturbelassen“ garantiert der 49-jährige seinen Kunden einen hohen Qualitätsstandard.
Hasselbach kommt aus der Lebensmittelbranche, wo er lange im Außendienst beschäftigt war. Kaffee hatte ihn schon damals geradezu entflammt. „Es ist einfach ein wahnsinnig tolles Produkt, bei dem man den Geschmack selbstständig entwickeln und beeinflussen kann“, schwärmt Hasselbach.
Die entscheidende Inspiration erhielt er beim Besuch mehrerer Hamburger Röstereien. In der Hansestadt ließ er sich schließlich auch das Kaffeerösten beibringen. Auf dieser Grundlage hat Hasselbach die Idee einer eigenen Rösterei weiterverfolgt und schließlich umgesetzt.
Das Reizvolle besteht für ihn darin, immer wieder an neuen Mischungen und Röstungen zu feilen. Deshalb wechselt auch das Kaffeesortiment zuweilen. Eine Vielzahl der Bohnen kommt aus Mittel- und Südamerika. Aber auch Indien, Uganda, Äthiopien und Sumatra spielen im Rohstoffkanon eine wichtige Rolle.
Seine Maxime lautet: „Ich kenne den gehandelten Kaffee und weiß, aus welcher Kooperative, Plantage oder von welchem Bauern der Kaffee stammt.“ Wünschen seine Kunden Organic oder fair gehandelte Kaffees, lassen sich kräftige Arabica-Sorten wie der kolumbianische Excelso oder Bukonzo aus Uganda nennen.
Liebhaber der Robusta-Bohnen empfiehlt er den Indian Cherry. „In einem Milchkaffee und mit dem Siebträger zubereitet, ist der Cherry Robusta als Kaffeebasis einfach unschlagbar“, sagt Hasselbach, obwohl er Milch im Kaffee eher als „Geschmackskiller“ bezeichnet. Begeisterung hegt der Kaffeeröster ebenso für die handgebrühten Filterkaffees: „Die hellen und mittleren Röstungen haben es mir angetan. Leicht und ausgewogen bieten unsere Single Estate Kaffees eine Fülle von komplexen Aromen.“
Hasselbach versteht nicht, weshalb Filterkaffee einen schlechten Ruf bei der Kundschaft hat. „Die Mehrheit kennt leider nur geschmacklich egalisierten Industriekaffee mit hohem Säureanteil“, vermutet er. „In unserem Röster verzaubern wir aber edle Rohkaffees in feinste Spitzenkaffees mit ausbalancierter Säure.“
Als Betreiber eines Fachgeschäfts ist Hasselbach die Herkunft des Rohkaffees wichtig. Der Handel beginnt für ihn beim Einkauf und kann im offenen Kaffeelager eingesehen werden. Transparenz erleichtert es, das Produkt, das seine Kunden später genießen, bis zum Erzeuger zurückzuverfolgen. Daraus ergibt sich die Wertschätzung für Boden, Wasser, Luft und für die Arbeit der Menschen, die vom Kaffee leben.
Die Siegtal-Kaffeerösterei, Frankfurter Straße 109, 53773 Hennef, 02242/9049474, geöffnet montags bis freitags von 10.30 bis 18 Uhr, samstags von 9.30 bis 14 Uhr.