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Unterbringung von GeflüchtetenKommunen im Rhein-Sieg-Kreis rufen um Hilfe

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2015 wurde die Sporthalle in Sankt Augustin-Menden zur Sammelunterkunft umgebaut. 

Rhein-Sieg-Kreis – Täglich kommen in der Region neue Flüchtlinge an; Ukrainer, die vor dem Krieg geflohen sind und zunehmend auch wieder Menschen, die über das Mittelmeer und die Balkanroute kommen. 5052 Menschen, die nach Deutschland geflohen sind, lebten im August im Rhein-Sieg-Kreis; jede Woche werden den Kommunen weitere Menschen geschickt, die aufgenommen werden müssen. Doch in den meisten Städten und Gemeinden sind die Unterkünfte bereits voll.

Eitorfs Bürgermeister will keine Sporthallen zu Sammelunterkünften machen

Eitorf: „Mehr geht nicht.“ Mit dieser Botschaft wendete sich Bürgermeister Rainer Viehof an das Land Nordrhein-Westfalen. Die Flüchtlingsunterkünfte seien ausgelastet, für die vor dem Krieg in ihrem Heimatland geflohenen Ukrainer werden jetzt schon dringend Wohnungen in der Sieggemeinde gesucht. Mehr müssten noch aufgenommen werden.

Vier Frauen und drei Männer aus der Ukraine kamen noch am Kirmeswochenende in Eitorf an. Sie seien, nachdem der Bus aus dem Getümmel in der City herausgelotst wurde, in Irlenborn untergebracht worden, berichtet Viehof. Für diese und kommende Woche ist in Eitorf die Ankunft von 22 Menschen angekündigt, die sich über die Balkanroute nach Deutschland durchgeschlagen haben und nun Asyl suchen. Einzelreisende und Familien aus Syrien, Afghanistan, Irak, dem Libanon und Marokko seien dies, so Viehof.

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Im März wurde in Hennef eine Halle als Notunterkunft für Ukrainer ausgestattet. 

Flüchtlinge müsse man aufnehmen, betonte der Bürgermeister, der der Landesregierung im Gespräch aber die schwierige Situation in seiner Gemeinde aufzeigte. 23 andere Kommunen in NRW hätten ein ähnliches Signal gegeben, sagte er. Denn die Unterbringung werde zunehmend zur Herausforderung. „Wir werden die Trennung zwischen Asylsuchenden und Menschen, die vor dem Krieg aus der Ukraine geflohen sind, nicht mehr leisten können.“

Notunterkünfte in Sporthallen will er auf keinen Fall mehr einrichten: „Ich will keine Sporthalle mehr schließen. Es gibt schon zwei Jahrgänge von Schulkindern, die keine Sport- und Schwimmhalle von innen gesehen haben. Wir brauchen dringend Fördermittel.“

Der Stadt Hennef werden jede Woche bis zu 20 Flüchtlinge zugewiesen

Hennef: Die Stadt an der Sieg bekommt jede Woche bis zu 20 Personen zugewiesen, wie Pressesprecherin Mira Steffan mitteilt. „Die dezentrale Unterbringung von Flüchtlingen ist ausgeschöpft“, schreibt sie. Das gilt auch für die Unterbringung in der Unterkunft an der Reutherstraße.

Freie Plätze gibt es derzeit noch in der Unterkunft Am Kuckuck, einer umfunktionierten Dreifach-Turnhalle, die schon 2015 genutzt wurde. „Wenn es aber bei dieser Zuweisungsquote pro Woche bleibt, können wir nur noch bis November Flüchtlinge aufnehmen“, so Steffan.

Troisdorf ist am Limit der Aufnahmekapazitäten angelangt

Troisdorf: Die Stadt ist am Limit ihrer Aufnahmekapazitäten angelangt. „Aktuell wurden bereits 836 aus der Ukraine geflohene Menschen in von der Stadt eingerichteten oder von der Stadt betreuten Unterkünften untergebracht“, so Pressesprecher Johannes Schmitz.

Daher habe die Stadt vergangene Woche einen Aufruf an Privathaushalte gestartet, mit der Bitte, frei stehenden Wohnraum für Geflohene zur Verfügung zu stellen. Zudem werden noch in den nächsten Wochen rund 180 afghanische Ortskräfte kommen, die auch untergebracht werden müssen.

Sollte die Dynamik der Fluchtbewegung unvermindert anhalten oder gar zunehmen, werde sich eine Unterbringung in großräumigen Unterkünften wie Turnhallen auf Dauer nicht vermeiden lassen, so die Pressestelle der Stadt.

Sankt Augustin hat bereits Vorkehrungen für die Unterbringung in einer Turnhalle getroffen

Sankt Augustin: Aktuell 181 Geflüchtete aus der Ukraine sind in städtischen Übergangsheimen untergebracht. Die Aufnahmekapazitäten sind nahezu erschöpft, so die Pressestelle der Stadt. Auf eine Belegung von Turnhallen im Stadtgebiet musste noch nicht zurückgegriffen werden, da andere städtische Immobilien kurzfristig für die Unterbringung geflüchteter Personen aus der Ukraine hergerichtet werden konnten.

Insgesamt sei die Situation auf dem Wohnungsmarkt, ebenso wie in anderen Kommunen, auch in Sankt Augustin sehr angespannt. Wohnraum zu finden stelle viele Menschen, darunter auch Geflüchtete, zunehmend vor Probleme. Um dem entgegen zu wirken, entwickele die Verwaltung das Entwicklungskonzept bezahlbarer Wohnraum weiter.

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Mit Beginn des Kriegsgeschehens in der Ukraine seien bereits vorbereitende Maßnahmen für eine mögliche Unterbringung in einer Turnhalle getroffen worden, sodass eine Turnhalle kurzfristig für die Unterbringung vorbereitet werden könne. Für die weiteren Planungen orientiere sich die Stadt Sankt Augustin an den Prognosen der zuständigen Ministerien.

In Siegburg stehen Betten und Erstausstattungspakete bereit

Siegburg: In neun städtischen Unterkünften leben aktuell 362 Flüchtlinge, überwiegend Syrer und Afghanen, aber auch 73 Ukrainer. Dazu kommen noch 92 Menschen, für die die Stadt Wohnungen angemietet hat. 30 von ihnen sind Ukrainer, die vor dem Krieg in ihrer Heimat geflohen sind.

In Siegburg gebe es noch ausreichend Kapazitäten, Flüchtlinge aufzunehmen, ließ die Pressestelle wissen. Das liege daran, dass der überwiegende Teil der ukrainischen Geflüchteten privat untergebracht werden konnte. Außerdem habe die Stadt bereits Vorkehrungen getroffen, um auch eine größere Zahl von Flüchtlingen aufnehmen zu können. Betten und Erstausstattungspakete stünden bereit.

Die Gemeinde Much muss noch 200 Menschen unterbringen

Much: „Wir sind am Ende“ – mit vier Wörtern erklärte Stefan Mauermann vom Fachbereich Bürger und Familie am Dienstag dem Gemeinderat, wie es um die Aufnahmekapazitäten in Much bestellt ist. Auch Kitas und Schulen seien ausgelastet. Zusätzliche Container aufzustellen, koste wegen der Baugenehmigungen viel Zeit.

Bei den Bemühungen, Geflüchtete privat unterzubringen, hieße es „vielleicht ja“, wenn es sich um Menschen aus der Ukraine handele, berichtete Bürgermeister Norbert Büscher. Doch in den vergangenen Wochen würden der Gemeinde zunehmend Geflüchtete aus dem arabischen Raum zugewiesen, so Mauermann.

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Am Schulzentrum Neuenhof in Siegburg lebten 2015 Flüchtlinge in der Turnhalle und wurden dort versorgt. 

„Nach dem Königsteiner Schlüssel müssen wir noch 200 Menschen unterbringen“, sagte Büscher und dass die Überlegungen deshalb in Richtung Turnhalle gingen.

51 Geflüchtete konnte Much in der Nachbarkommune Neunkirchen-Seelscheid unterbringen, wo man gemeinsam eine Unterkunft in den früheren Büros der Firma Thurn eingerichtet hat. „Wenn wir die Lösung nicht hätten, wäre es schon längst zappenduster“, sagte Büscher.

Auch an der Oberen Sieg in Windeck wird es langsam eng

Windeck: Bürgermeisterin Alexandra Gauß und ihr Team setzen nach wie vor auf eine dezentrale Unterbringung. Noch gebe es Menschen an der Oberen Sieg, die Wohnraum zur Verfügung stellten. Wie lange das noch funktioniere, wollte Gauß nicht sagen. Dass es eng werde, bestätigte sie ebenso wie ihre Kollegen in den anderen Rathäusern.