Kamera läuft: Im Kreis wurden unter anderem die Drachenburg, ein altes Krankenhaus, eine Kita, Hotels und ein Gemeindehaus zu Drehorten.
Begehrte DrehorteDiese Filme und Serien wurden im Rhein-Sieg-Kreis gedreht
In der Region gebe es eine große Vielfalt ausdrucksstarker Drehorte, so die Film Commission NRW, die Anlaufstelle für Produzenten, die in Nordrhein-Westfalen drehen wollen: spektakuläre Industrieanlagen, abwechslungsreiche Landschaften, geschichtsträchtige Städte. Aber auch Ruinen, eine Buchhandlung im Fachwerkhaus oder ein schlichtes Sportgeschäft nutzten die Filmcrews als Kulissen.
Der Mann, der gegen Ende des Jahres 2022 das Sportgeschäft von Bruno Scherer an der Kölner Straße in Troisdorf betrat, war kein gewöhnlicher Kunde. Er suchte nicht nach passenden Schuhen für Training oder Tennis, Anorak oder Torwartdress, sondern nach dem geeigneten Drehort für eine TV-Serie: Sport Polster unweit des City Center wechselte für die Serie „Perfekt verpasst“ mit Anke Engelke und Bastian Pastewka den Namen.
„Der war hier drin, hat sich den Laden angeschaut“, erinnert sich Inhaber Bruno Scherer an die erste Begegnung. Ob er sich vorstellen könne, sein Geschäft als Schauplatz für die Serie zu vermieten, fragte der Location Scout den heute 48-Jährigen. Den Namen der Produktion erfuhr der Geschäftsmann damals noch nicht.
„Groß Gedanken gemacht“ habe er sich damals nicht, so Scherer in der Rückschau. Ins Grübeln kam er erst, als nach und nach immer wieder Mitarbeitende der Produktionsfirma auftauchten, mehr und mehr Fotos machten. Auch der Regisseur und die Kamerafrau machten sich ein Bild von den Gegebenheiten.
Offenbar waren sie zufrieden, auch wenn vor der Eröffnung von „Sport Hartmann“ für die Dreharbeiten noch kräftig umgebaut wurde: „Hier wurde eine Küche eingebaut“, sagt Bruno Scherer beim Gespräch in seinem Büro. Eigens wurde sogar eine Wand eingezogen, um das Geschäft zu verkleinern, das Schlafzimmer für Pastewka alias Ralf Hartmann im Keller eingerichtet.
Dreharbeiten im katholischen Gemeindehaus und der Stadthalle Troisdorf
Vom 3. bis 11. April 2023 wurde bereits gedreht; die vier Angestellten hatten frei, während der Chef ständig am Set war: „Teilweise wurde ja mit meiner Originalware gedreht“ – auch wenn den Dreharbeiten ein Ausverkauf vorangegangen war. Auf den von der Produktionsfirma angebotenen Statistenauftritt hatte Scherers Team verzichtet, er selbst „lief ein paar Mal durchs Bild“.
Inzwischen hat er die Serie im Streamingdienst Amazon Prime gesehen – und festgestellt, dass es diese Sequenzen nicht auf den Bildschirm geschafft haben. Kein Problem für den 48-Jährigen. „Schon lustig“ sei aber, das eigene Geschäft im Fernsehen zu erleben. Viele Kunden hätten den Laden auch wiedererkannt, Menschen von außerhalb seien sogar gezielt auf die Suche nach den Locations zu ihm gekommen.
Nur zwei Wochen vor den Dreharbeiten bekam Simone Reiter Besuch, die Verwaltungsleiterin der katholischen Pfarreiengemeinschaft Troisdorf. „Ich wusste gar nicht, dass es Firmen gibt, die als Locationscouts Drehorte suchen“, erinnert sie sich an den Überraschungsbesuch im Frühjahr 2023. Als „Stadthalle Marburg“ ist nun das Hippolytushaus der gleichnamigen Kirchengemeinde im TV zu sehen, für die Innenaufnahmen einer Lesung war das Filmteam in der – echten – Troisdorfer Stadthalle zu Gast.
Der Kirchenvorstand gab grünes Licht, zwei Drehtage lang wurde unten gefilmt, während im Pfarrbüro normal gearbeitet wurde. „Wir sind aber nicht zu sehen“, betont Simone Reiter. Zu persönlichen Begegnungen mit den Stars Engelke und Pastewka sei es nicht gekommen, aber „es war interessant, mal aus dem Fenster zu linsen.“
Die Troisdorfer Kindertagesstätte wurde zum Tatort
Die moderne Architektur des erst vor wenigen Jahren eröffneten Gemeindehauses und der angeschlossenen Kindertagesstätte war schon zuvor als Drehort einer Produktionsfirma aufgefallen: Vor eineinhalb Jahren wurden in der Kita Szenen für einen Münster-Tatort gedreht. In beiden Fällen sei anstelle einer Miete eine Spende bezahlt worden, erzählt Simone Reiter. Zuletzt sei das Geld an die Kita geflossen.
In Neunkirchen verwandelte sich die Buchhandlung Löffelholz in die „Leselampe“, die Anke Engelke aka Maria Lampe gehört. Die Hauptstraße sei mit zahlreichen Lkw zugeparkt gewesen, auf dem Marktplatz standen Container, vor der Buchhandlung Stellwände mit der Kulisse Marburgs, die sich in den Schaufenstern spiegelte. Ein verrücktes Gefühl, den Laden später in die Oberstadt Marburgs eingefügt zu sehen, erzählt Eigentümerin Paulina Löffelholz: „Wir waren letztens anlässlich einer Lesung mit unserem Team dort. In Wirklichkeit steht da ein super hohes, nicht wirklich schönes Haus.“
Filmstars Lars Eidinger und Götz George drehten auf der Drachenburg
Die Chorruine in Heisterbach, Überbleibsel einer mittelalterlichen Zisterzienser-Abtei und später Ziel vieler Rheinromantiker, bot Anfang Dezember 2024 für einen Tag die Kulisse für den Kinofilm „Morgen war Krieg“. Drehbuchautor und Regisseur Nicolas Ehret kennt die Location und hat sie in die Geschichte eingebaut hat. Der 1987 in Freiburg im Breisgau geborene Regisseur und Drehbuchautor lebt in Köln. Das Team war mit rund 40 Leuten in Königswinter. In den Hauptrollen: Enno Trebs, Ulrich Matthes und Naila Schuberth.
An der Rheinpromenade in Königswinter wurden Szenen für den Film „Sterben“ gedreht, mit prominenter Besetzung: Die Hauptrollen spielten Lars Eidinger und Corinna Harfouch. Das ehemalige Restaurant des Hotels Loreley an der Rheinallee, in dem Ende März 2019 der Hotelbetrieb endete, diente als Kulisse für eine Frühstücksszene, im Drachenfelshotel wurde eine Pflegezimmerszene aufgenommen. Der Film lief 2024 in den Kinos.
Die beliebte Antiquitäten-Reihe „Bares für Rares“ war schon mehrfach auf Schloss Drachenburg in Königswinter zu Gast. Schon Anfang der 1990er-Jahre, vor der Restaurierung, wurden Szenen für die satirische Komödie „Schtonk!“ mit Götz George und Uwe Ochsenknecht gedreht. Historisches wie „Berthold Beitz – Ein unruhiges Leben“, der Sechsteiler „Oktoberfest – 1900“ und „Babylon Berlin“ (mit Lars Eidinger), die teuerste deutsche Serie, bei der die ARD mit US-amerikanischen Streamingsendern kooperierte, nutzten das prunkvolle Gemäuer mit Blick aufs Rheintal.
Das verfallene Waldkrankenhaus in Windeck-Rosbach tauchte ebenfalls bei Babylon Berlin auf, in der vierten Staffel. Dafür wurde ein Zimmer komplett pink gestrichen - und am Ende wieder in den alten Zustand versetzt. Zuvor drehte Til Schweiger gleich zweimal hier, die Filme „Barfuß“ (2005) und „Die Rettung der uns bekannten Welt“ (2021).
Die Wapo Duisburg war zweimal in Niederkassel zu Gast
Die Wapo Duisburg war im September 2024 auch nicht zum ersten Mal zu Gast in Niederkassel, wie die Ruhr-Metropole am Rhein gelegen. Am Café Hafenschlösschen und an der Lux-Werft drehte das Filmteam im September 2024 Szenen für die ARD-Vorabendserie über die Wasserpolizei.
Zwei Tage nahm die Crew das Restaurant in Beschlag, Warner Brothers erstattete den Ausfall. Die Rheinallee war gesperrt, auf dem Adenauerplatz standen Technikfahrzeuge, Masken- und Kostümmobil und das Catering. Voraussichtlich Mitte Mai 2025 ist Mondorf in der Folge „Tödliche Neugier“ zu sehen, Beginn: 18.50 Uhr.
Um Mord und Totschlag ging es auch im Siegburger Waldhotel Grunge, Schauplatz eines 2020 ausgestrahlten Tatorts mit prominenter Besetzung: Friederike Kempter (Nadeshda Krusenstern) aus dem Münster-Tatort, das Dortmund-Team mit Jörg Hartmann und Anna Schudt, außerdem Ben Becker, Elena Uhlig, Bjarne Mädel, Charly Hübner – und Gastdarsteller Armin Laschet, damals CDU-Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen.
Eine Gaststätte in Seelscheid wurde gar zum Pilgerort für die Fans, auch Jahre nach der Ausstrahlung von „Mord mit Aussicht“ mit Simone Peters und Bjarne Mädel. Vor dem Gasthaus Röttgen, in der Kult-Serie der Gasthof Aubach, trat sogar eine komplette Blaskapelle aus dem Ort als Komparsen auf.