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ZivilcourageWie Melanie Löllgen und Alexander Ueckert aus Niederkassel ein Leben retteten

Lesezeit 4 Minuten
Melanie Löllgen und Alexander Ueckert (Mitte) mit den am Einsatz beteiligten Polizeibeamtinnen und -beamten.

Melanie Löllgen und Alexander Ueckert (Mitte) mit den am Einsatz beteiligten Polizeibeamtinnen und -beamten.

Die Polizei ehrte die beherzten Helfer für ihr Eingreifen. Auch Reinhard van Helden aus Königswinter: Er verhinderte einen Taschendiebstahl.

Zivilcourage ist ein hohes Gut der Gesellschaft – doch nur wenige Menschen haben den Mut, sie zu zeigen. Alexander Ueckert aus Niederkassel hat ein junges Mädchen daran gehindert, von einer Brücke zu springen. Reinhard van Helden aus Königswinter verhinderte einen Taschendiebstahl. Sie beide wurden von der Bonner Polizei jetzt mit einer Medaille für ihr Engagement geehrt.

Es war der 31. Mai, ein regnerischer Tag. Alexander Ueckert fuhr mit seinem Fahrrad über die Friedrich-Ebert-Brücke auf die linke Rheinseite. Als er die spiralförmige Abfahrt in Höhe des Römerbads herunterrollte, entdeckte er über sich ein junges Mädchen, das über die Brüstung geklettert war. „Daraufhin bin ich zurückgefahren und habe sie angesprochen. Sie hat aber nicht reagiert.“

Während das Mädchen auf dem Brückengeländer stand, fuhren viele Menschen einfach vorbei

Das Mädchen war 13 Jahre alt und wollte sich das Leben nehmen. Währenddessen hatte eine Spaziergängerin das Geschehen mitbekommen: Melanie Löllgen. Sie machte ebenfalls kehrt und wandte sich dem Mädchen zu: „Wenn sie gesprungen wäre, wäre sie nicht ins Wasser gefallen, sondern auf den Gehweg“, sagt sie. Ihr gelang es, die Jugendliche in ein Gespräch zu verwickeln, fragte nach ihrem Namen, redete auf sie ein.

Unterdessen rief Ueckert die Polizei, die mit mehreren Beamtinnen und Beamten herbei eilte. „Ich habe einen weiteren Mann heran gerufen, zusammen haben wir das Mädchen über das Geländer gezogen“, schildert Löllgen. „Als sie die Polizei gesehen hat, hat sie versucht, sich loszureißen. Wir haben sie festgehalten, gegen ihren Willen“, ergänzt Ueckert. Auch in der Obhut der Polizei wehrte sich das Mädchen.

Doch Löllgen und Ueckert haben der 13-Jährigen das Leben gerettet. „Die Polizistin hat dreimal gesagt, dass wir stolz auf uns sein können“, sagt Löllgen. „Trotzdem war es erschreckend, wie viele Leute einfach vorbei gefahren sind, als das Mädchen schon auf der anderen Seite des Geländers stand.“ Sie habe schlaflose Nächte nach dem Vorfall gehabt. „Ich habe selber Höhenangst.“ Er habe seine Frau angerufen, warum er länger brauche, berichtet Ueckert. „Immer, wenn ich über die Brücke fahre, denke ich daran“, sagt der 63-Jährige. „Zum Glück ist es gut ausgegangen.“

Reinhard van Helden aus Königswinter hinderte die Diebin an der Flucht

Reinhard van Helden aus Königswinter verhinderte am 5. Juli einen Taschendiebstahl. Er war an diesem Freitagnachmittag in der Bonner Innenstadt, um einkaufen. Am Bertha-von-Suttner-Platz wollte der 63-Jährige die Straße überqueren. „Da habe ich zwei junge Frauen gesehen, die extrem nah hinter einem älteren Ehepaar hergelaufen sind. Das kam mir merkwürdig vor“, schildert er.

„Dann habe ich gesehen, wie die Frauen einen Schal über den Rucksack der Dame gelegt haben. Und schon hatte die eine ein dickes, rotes Portemonnaie herausgeholt – da bin ich eingeschritten.“ Er fragte das Ehepaar, ob es die beiden Frauen kenne. Da sei die eine sofort geflüchtet. „Die andere hat dann behauptet, sie habe das Portemonnaie gefunden und wollte es zurückgeben. Der Mann hat sich dafür sogar noch bedankt. Ich habe gesagt, dass er das gar nicht muss. Da ist die Stimmung gekippt.“

Reinhard van Helden zeigt seine Medaille, die er erhielt, weil er einen Taschendiebstahl verhinderte.

Reinhard van Helden zeigt seine Medaille, die er erhielt, weil er einen Taschendiebstahl verhinderte.

Das Ehepaar habe die Polizei gerufen, die innerhalb weniger Minuten vor Ort war. Und van Helden hinderte die Verdächtige an der Flucht. „Plötzlich fuhr eine Bahn in Richtung Siegburg ein, da wollte die Frau einsteigen. Ich habe mich vor sie gestellt, um das zu verhindert. Ich wusste nicht, ob ich sie festhalten durfte.“ Die Polizei nahm die Frau fest, sie war bereits wegen anderer Taten bekannt. „Anschließend habe ich erst realisiert, was da passiert war. Mir haben die Knie gezittert“, schildert der 63-Jährige. „Im Nachhinein war ich aber froh, dass ich es gemacht habe.“

Van Helden hätte die Frau durchaus festhalten dürfen, stellt Frank Hoeven, Bonns Polizeipräsident, klar. „Es gibt das Jedermannsrecht, nach dem jeder eine tatverdächtige Person bis zum Eintreffen der Polizei festhalten darf“, sagt er. Dennoch sollte man sich nie in Gefahr begeben. „Im Zweifel reicht es schon, einfach die 110 zu wählen“, sagt er.

Sicherheit sei nicht nur eine Aufgabe der Polizei, sondern der gesamten Gesellschaft. „Sie können sich gegenseitig ergänzen. Heutzutage sind viele Menschen mit Scheuklappen unterwegs, deswegen ist es wichtig, aufmerksam zu bleiben und zu helfen“, sagt Hoever. „Uns als Polizei ist es eine Herzensangelegenheit, diesen Menschen Danke zu sagen.“