Die Erweiterungspläne für die Niederkasseler Kiesgrube fallen im Stadtrat durch. Eine Entscheidung trifft allerdings der Rhein-Sieg-Kreis.
Kiesgruben-ErweiterungNiederkasseler Rat lehnt umstrittenes Vorhaben ab

Der Betreiber der Niederkasseler Kiesgrube will das Areal in Richtung Uckendorf erweitern. Das stößt auf Widerstand.
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Der Plan des Betreibers des Niederkasseler Kieswerks, den Abbau von Kies und Sand nach Osten in Richtung Uckendorf auszudehnen, stößt nicht nur bei den betroffenen Anwohnerinnen und Anwohnern auf Widerstand. Auch der Niederkasseler Stadtrat steht dem Wunsch des Unternehmens, die Baustoffe im Untergrund dreier bislang landwirtschaftlich genutzter Grundstücke in einem Zeitraum von neun Jahren abzubauen, ablehnend gegenüber. Das hat der Planungs- und Verkehrsausschuss des Rates am Dienstag deutlich gemacht.
Niederkassel bittet den Kreis, Bedenken zu berücksichtigen
Einstimmig beschlossen die Politiker die offizielle Stellungnahme der Stadt zu dem Vorhaben, das der Rhein-Sieg-Kreis genehmigen muss. „Die Stadt Niederkassel steht einer Erweiterung der Auskiesung am Niederkasseler See nach Osten auf allen Grundstücken gänzlich ablehnend gegenüber und bittet den Rhein-Sieg-Kreis, die Bedenken zu berücksichtigen und kritisch zu bewerten“, heißt es in der von der Stadtverwaltung erarbeiteten Stellungnahme.
Aus Sicht von Stadtverwaltung und Politik sprechen vor allem die „zum Teil sehr geringen Abständen zur Wohnbevölkerung“ gegen das Vorhaben des Kiesgruben-Betreibers. Die Uckendorfer Wohngebiete liegen nur rund 100 Meter vom Plangebiet entfernt, das nächste Wohnhaus sogar nur 50 Meter. Auch der Abstand zur Hotelanlage Clostermanns Hof beträgt gerade einmal 130 Meter.
Stadt Niederkassel warnt vor Gesundheitsgefahren
Die Stadt argumentiert, dass deshalb für eine Wohnbebauung vorgesehene Schutzabstände unterschritten werden. Lärm, Staub und Abgase, die beim Betrieb der Kiesabbau entstehen würden, könnten Gesundheit und Wohnqualität der Anrainer gefährden. Weitere Beeinträchtigungen drohen nach Auffassung von Politik und Stadtverwaltung auch durch den Lkw-Verkehr, wenn jährlich rund 100.000 Kubikmeter Kiessand abtransportiert und im Gegenzug tonnenweise Erdreich zum Verfüllen der ausgekiesten Areale angeliefert wird.
Auch wenn die Erweiterungsfläche der Kiesgrube bislang landwirtschaftlich genutzt wird, hat man im Niederkasseler Rathaus zudem Bedenken, dass die Tier- und Pflanzenwelt durch den Kiesabbau in großem Stil Schaden nehmen könnte. Bei einer „Begehung zur Habitatstrukturanalyse“ habe man im vergangenen Jahr „mehrere planungsrelevante Arten“ festgestellt. Darunter seien Bluthänfling, Feldlerche, Feldschwirl, Flussregenpfeifer, Nachtigall, Schwarzkehlchen, Uferschwalbe, Kreuzkröte und Wechselkröte.
Verwaltung sieht Gefahren für Wasserschutzgebiet in Köln
Kritisch sieht die Stadtverwaltung auch den Verlust wertvoller Ackerfläche und eine mögliche Gefährdung der Wasserschutzzone des Wasserschutzgebietes Köln-Zündorf. Im Rathaus räumt man zwar ein, dass es auch Gründe gibt, die für eine Erweiterung des Kieswerks sprechen. Dazu gehören neben der Versorgung der Region mit notwendigen Rohstoffen auch der Erhalt von Arbeitsplätzen und mögliche Gewerbesteuereinnahmen für die Stadt.
Nach Abwägung aller Argumente kommen Politik und Stadtverwaltung aber zur Auffassung, dass die Gründe überwiegen, die gegen die Pläne des Unternehmens sprechen. Sie schließen sich damit den Argumenten zahlreicher Uckendorferinnen und Uckendorfer an, die sich mittlerweile in der „Orga Kies“ zusammengeschlossen haben, um das Vorhaben zu verhindern.