Weil die Geburtenzahlen deutlich zurückgehen und die Nachfrage nach Betreuungsplätzen sinkt, will die Stadt Niederkassel im Sommer Kitas schließen.
Sinkende GeburtenzahlenStadt Niederkassel will komplette Kitas und einzelne Gruppen schließen
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Auch in der Kita Wittelsbacher Straße werden Gruppen geschlossen, zwei andere Niederkasseler Kitas schließen – zumindest vorübergehend – komplett.
Copyright: Peter Freitag
Den Niederkasseler Kindertagesstätten gehen die Kinder aus. Bei der Kinderbetreuung im Stadtgebiet soll sich spätestens zum Beginn des neuen Kindergartenjahres am 1. August einiges ändern. Das hat die Stadtverwaltung jetzt angekündigt. Unter anderem soll die Kita Lenaustraße in Lülsdorf „ruhend gestellt“ werden, wie es im Amtsdeutsch heißt. Alle dort bislang betreuten Kinder sollen nach den Plänen des Jugendamtes in die Kita Markusstraße wechseln und dort im bisherigen Gruppenverbund weiter betreut werden.
Einen solchen Komplettwechsel plant man im Rathaus auch für die ebenfalls in Lülsdorf gelegene Kita am Gabriele-Münter-Weg. Die Jungen und Mädchen müssen geschlossen in die Kita Wippinger Weg wechseln. Weniger drastisch sind die Änderungen für die Kitas Kopernikusstraße und Pappelweg. Dort fällt jeweils eine Gruppe für unter Dreijährige weg, weil es für die Betreuung dieser Altersgruppe weniger Bedarf gibt. Sogar zwei U3-Gruppen werden in der Kita Wittelsbacher Straße gestrichen.
Plätze in Niederkasseler Kitas auch für Kölner Kinder
Hintergrund der „Anpassungsplanung“ sind deutlich sinkende Geburtenzahlen in Niederkassel. Gab es seit 2014 nach Angaben der Stadtverwaltung pro Jahrgang immer rund 400 Kinder, so sei diese ihre Zahl zuletzt auf 265 gesunken. Hintergrund sind offenbar große wirtschaftliche und gesellschaftliche Unsicherheiten, steigende Lebenshaltungskosten und „schwindendes Vertrauen in die Zuverlässigkeit von Betreuungssystemen seit der Corona-Pandemie“, wie Bürgermeister Matthias Großgarten vergangene Woche in einem Elternbrief mutmaßte.
Zwischenzeitlich hat die Stadt versucht, unbesetzt gebliebene Plätze in Niederkasseler Kitas auch Eltern in Nachbarkommunen anzubieten, etwa in Troisdorf und Köln. Die Resonanz auf dieses Angebot sei allerdings bisher nicht sehr groß, teilte die Stadtverwaltung den Mitgliedern des Jugendhilfeausschusses mit. Vor diesem Hintergrund will die Stadt ihr Angebot an Kita-Plätzen an die sinkende Nachfrage anpassen. Künftig sollen Kinder, die einen Betreuungsplatz benötigen, zunächst in Kitas freier Träger in Niederkassel betreut werden. Darauf bestehen die freien Träger nach Angaben aus dem Rathaus.
Wie sich die Situation bei der Kinderbetreuung in den kommenden Jahren in Niederkassel entwickeln wird, ist für das Jugendamt nicht klar. Dies lasse sich nur erahnen, heißt es in der Vorlage für den Ausschuss. Die Verwaltung plant deshalb ein jährliches Monitoring.
Die Schließung der beiden Kitas in der Lenaustraße und im Gabriele-Münter-Weg und einzelner Gruppen in anderen städtischen Einrichtungen ist nach Angaben aus dem Rathaus nur vorübergehend. Bei steigenden Geburtenzahlen und einer entsprechend steigenden Nachfrage nach Betreuungsplätzen wolle man flexibel bleiben und die Einrichtungen wieder aktivieren.