Seit Monaten ist das Dach des Niederkasseler Kopernikus-Gymnasiums undicht. Eine provisorische Abdichtung brachte nicht den gewünschten Erfolg.
DauerbaustelleNach dem Starkregen dringt wieder Wasser ins Niederkasseler Gymnasium ein
Die Freunde bei Schülerinnen und Schülern und beim Kollegium des Kopernikus-Gymnasiums währte nur kurz. Nach provisorischen Abdichtungsarbeiten am maroden Dach konnte die aus Sicherheitsgründen monatelang gesperrte Aula der Schule seit Februar wieder genutzt werden. Damit ist es nach den starken Regenfällen der vergangenen Tage vorbei. „Es tropft leider wieder“, mussten Bürgermeister Matthias Großgarten und René Böhmer, der Chef der Niederkasseler Gebäudewirtschaft, am Mittwoch bei einem Pressetermin einräumen.
Durch die schadhafte Abdichtung dringt wieder Wasser in die Aula ein. Dort tropft es auf den Boden und in viele der mehr als 200 zum Teil mit Mineralwolle gefüllten Würfel, die für eine bessere Raumakustik seinerzeit unter der Decke befestigt wurden. In den zum Teil miteinander verbundenen Würfeln mit einer Seitenlänge von immerhin 40 Zentimetern kann sich das Wasser sammeln und so zu einer nicht zu kalkulierenden Last werden.
„Es besteht eine erhebliche Unfallgefahr, weil die Kuben unter der Last des Wassers herabstürzen können“, sagt Böhmer. Weitere Gesundheitsgefahren drohen, falls sich in den feuchten Würfeln Schimmel gebildet haben sollten. Ob das der Fall ist, soll noch in dieser Woche geklärt werden.
Provisorische Abdichtung hielt nur wenige Wochen
Die nicht nur von der Schulgemeinschaft genutzte Aula bleibt deshalb bis auf Weiteres für jede Form der Nutzung gesperrt. Und ein Ende der Sperrung ist bislang nicht abzusehen. Kurz vor Weihnachten hatten Handwerker auf dem rund 1250 Quadratmeter großen Flachdach Beton in die festgestellten Risse gepresst, um das Dach zumindest provisorisch abzudichten. Das führte jedoch, wie jetzt deutlich wird, nicht zum gewünschten Ergebnis.
Die ohnehin erforderliche Grundsanierung des Auladachs soll nun schnellstmöglich vorgezogen werden. Bis diese Arbeiten beginnen können, soll das Dach mit einem tatsächlich funktionierenden Provisorium abgedichtet werden. Erreicht werden soll das mit einer bituminösen Schicht. „Auf dieser Schicht können wir bei der umfassenden Sanierung des Dachs dann eine zweite Schicht aufbauen“, schildert der Chef der Gebäudewirtschaft. Geplant ist ein begrüntes sogenanntes Retentionsdach, das anfallendes Niederschlagswasser bis zu einer bestimmten Menge zurückhält und nur mit Verzögerung an die Kanalisation abgibt, um bei Starkregen Überflutungen im Stadtgebiet zu verhindern.
Die komplette Dachsanierung dürfte die Stadt laut einer ersten Schätzung rund 640.000 Euro kosten. Um Tempo machen zu können, hofft man im Rathaus, die entsprechenden Arbeiten ohne ein aufwändiges Ausschreibungsverfahren vergeben zu können. Ob das rechtlich möglich ist, muss noch geklärt werden.
Erheblicher Sanierungsstau bei den 150 Gebäuden der Stadt Niederkassel
Bürgermeister Matthias Großgarten, der erst seit Jahresbeginn im Amt ist, befürchtet, dass das Kopernikus-Gymnasium nicht das einzige städtische Gebäude bleibt, an dem großangelegte Sanierungen erforderlich sind. Ein Großteil der rund 150 städtischen Gebäude sei inzwischen 40 oder 50 Jahre alt. „Wir haben aus der Vergangenheit einen erheblichen Sanierungsstau“, beklagt der Bürgermeister. „In den letzten Jahrzehnten wurden die städtischen Gebäude im Bereich der Sanierung sträflich vernachlässigt.“
Zuvor hatte auch schon Böhmer im Stadtrat auf Probleme bei der Instandhaltung städtischer Gebäude hingewiesen. „Der Gebäudebestand, hier insbesondere die Schulgebäude, leidet zu einem großen Teil unter einem erheblichen Sanierungsstau der letzten Jahrzehnte, welcher die Funktionalität und auch die Nutzung erheblich beeinträchtigen und im schlimmsten Fall die Nutzung unmöglich machen kann“, heißt es in einer Vorlage für den Bauausschuss des Stadtrates.
„Viele der städtischen Gebäude, insbesondere im Bildungsbereich, bedürfen einer umfangreichen Sanierung. Die Schulgebäude sind weitestgehend aus den 60er bis 80er Jahren. Kernsanierungen sind weitestgehend ausgeblieben“, schreibt Böhmer weiter. Problematisch sind demnach unter anderem alte Dächer und weitestgehend ungedämmte Bauteilen, aber auch eine veraltete Gebäudetechnik. Leitungs- und Rohrbrüche seien keine Seltenheit, räumt Böhmer ein.
Auch die Heizungsanlagen sorgten immer wieder für Nutzungseinschränkungen. „Viele Bauteile sind längst über die eigentliche Nutzungsdauer selbst im Einsatz und bedürfen einer vollumfänglichen Erneuerung. Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass die Stadt häufiger mit Wasser- und Rohrleitungsbrüchen konfrontiert ist“, heißt es in den Unterlagen für den Ausschuss.
Die Stadt will diesen massiven Herausforderungen nun mit einem Sanierungsfahrplan begegnen. Der ist nach Angaben der Verantwortlichen gerade vor dem Hintergrund der finanziellen Situation der Stadt erforderlich, um die Sanierungsprojekte effizient zu planen, Prioritäten festzulegen und Ressourcen optimal einzusetzen.